20min.ch hat geschrieben:
«Ich habe die Fähigkeit zu leiden»
Trainer Nummer 4 für den FC Luzern: Nach Murat Yakin, Ryszard Komornicky und Gerardo Seoane hat gestern Carlos Bernegger (44) als neuen Cheftrainer vorgestellt. Der Schweiz-Argentinier im Gespräch.
20 Minuten: Carlos Bernegger, wie viel Mut braucht es, um den sicheren Job als U21-Trainer beim FC Basel aufzugeben und in das Haifisch-Becken FC Luzern einzutauchen?
Carlos Bernegger: Es war mein Ziel, in der obersten Liga tätig zu werden. Diesen Traum hatte ich, und jetzt ist er in Erfüllung gegangen. Es ist eine Herausforderung, in einem so grossen Verein etwas zu bewegen. Ich bin überzeugt, dass die Mannschaft die Qualität hat, um den Liga-Erhalt zu schaffen.
Sie hatten in der Vergangenheit andere Gelegenheiten, unter anderem beim FC Thun. Damals scheuten Sie das Risiko.
Weil die Umstände nicht gestimmt haben. Man muss als Mensch auch lernen, nein zu sagen, und damals hat es nicht gepasst. Jetzt ist für mich ein günstiger Zeitpunkt für diesen Schritt. Beruflich, aber auch familiär passt alles.
Welche Rolle spielte Alex Frei, der am nächsten Montag als Sportchef beim FCL anfängt?
Es ist eine spezielle Situation, bis gestern hatten wir den gleichen Arbeitgeber. Wir hatten Kontakt in den letzten Tagen, und offensichtlich hat er meine Arbeit beim FCB beobachtet, wenn auch aus Distanz. Für mich war Alex Frei eine zusätzliche Komponente. Wir können hier gemeinsam etwas entwickeln. Ich finde es wichtig, dass solche Persönlichkeiten dem Schweizer Fussball erhalten bleiben.
Sie haben einen Vertrag bis 2015 unterschrieben. Werden Sie in die Innerschweiz ziehen?
Auf jeden Fall. Ich möchte maximal zehn Minuten von meinem Arbeitsplatz entfernt wohnen. Aber wir werden sicher erst nach Ende des Schuljahres umziehen. (Bernegger ist Vater zweier schulpflichtiger Kinder, die Red.)
Haben Sie eigentlich einen Bezug zur Innerschweiz?
Sie werden lachen: Ich habe am Samstag mit meinem Vater in Argentinien telefoniert. Er ist jetzt 92 Jahre alt, aber noch sehr rüstig. Er hat mir erzählt, dass meine Grossmutter aus dem Entlebuch stammt. Sie hiess Karolina Portmann.
Und was hat Ihr Vater zum Angebot des FC Luzern gesagt?
Er hat gesagt: ‹Mach, was du für richtig hältst.› Er verfolgt meine Karriere enthusiastisch.
Sie sind bei GC mehrfach als Feuerwehrmann eingesprungen, wenn Not am Mann war. Gibt es Parallelen zwischen den Engagements bei den Grasshoppers und dem FC Luzern?
Jede Situation ist anders. Ich bin älter geworden, es ist ein anderer Klub. Gleich ist lediglich die Situation: Man hatte sich Anfang Saison etwas anderes vorgestellt, als das was dann eingetroffen ist.
Sie haben bei GC jeweils sehr gelitten als Interimstrainer, psychisch, aber auch körperlich. Wird das in Luzern anders sein?
Ich bin ein Trainer, der sich leidenschaftlich einsetzt. Ich habe die Fähigkeit, zu leiden, und bringe eine 100-prozentige Berufsauffassung mit. Ich bin zwar reifer geworden, aber die Intensität ist gleich geblieben.
Sie haben mit verschiedenen Trainern zusammengearbeitet. Welcher hat sich am meisten geprägt?
Da war sicher Marcel Koller, als dessen Assistent ich mit GC Meister geworden bin. Im Verlaufe meiner Trainerausbildung habe ich aber bei verschiedenen Trainern hospitiert, von denen ich versuchte einiges mitzunehmen: Ich war bei Louis van Gaal in Alkmaar, ich war beim FC Barcelona, ich war bei Marcelo Bielsa bei Athletic Bilbao. Ich denke, der Mix macht es aus.
Der FC Luzern hatte eine Liste mit mehrern Namen, darunter auch Heiko Vogel, der abgesagt hatte. Sind Sie nur zweite Wahl?
Das müssen Sie den Präsidenten fragen. Ich wurde kontaktiert und passe offenbar ins Anforderungsprofil.