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Kampf den Hooligans und Rassisten

Maniac
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Re: Kampf den Hooligans und Rassisten

Beitrag von Maniac » 5. Mai 2014, 10:20


ohvey
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Re: Kampf den Hooligans und Rassisten

Beitrag von ohvey » 5. Mai 2014, 15:06


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LU-57
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Re: Kampf den Hooligans und Rassisten

Beitrag von LU-57 » 6. Mai 2014, 21:49

kurzpass.ch hat geschrieben:Der Fussballfan wird zum Staatsfeind geschrieben

Von: Daniel Ammann, 06.05.2014

Seit dem Cupfinal übertrumpfen sich die Medien wieder gegenseitig mit Artikeln gegen gewalttätige Fans. Zuweilen lassen sie dabei jegliche Nüchternheit vermissen. Damit schaden sie dem Fussball mehr als die paar gewaltbereiten Idioten, die sie zu einem nationalen Problem hochstilisieren.

Medialer Tiefpunkt am letzten Sonntag

Auslöser war der Cupfinal. Bereits im Vorfeld des Spiels beschwerte sich die Stadt Bern aufgrund der anreisenden Fans aus Zürich und Basel lauthals darüber, beim wichtigsten Fussballspiel des Landes Gastgeber sein zu müssen. Viele Medien nahmen diese Beschwerden gerne auf und rückten die Fanmärsche durch die Hauptstadt anstelle des Fussballspiels ins Zentrum ihrer Berichterstattung. Seither ist – so scheint es – das mediale Bashing gegen Fussballfans wieder hoch im Trend. Gewalt rund um Fussballspiele wird wieder ausgiebig thematisiert und es wird dabei nicht mit grossen Forderungen und Vorwürfen an Politik, Verband und Clubs gespart. Oft lässt die Berichterstattung dabei jegliche Nüchternheit und Einordnung vermissen.

Den journalistischen Tiefpunkt leistete sich am vergangenen Wochenende die «SonntagsZeitung». Prominent auf den Seiten zwei und drei thematisierte sie die Gewalt «im Umfeld von Stadien». Den Grund für die Berichterstattung nannte sie zu Beginn des Textes gleich selber: «Am 21. April marschieren FCZ-Fans in einem Saubannerzug durch die Bundesstadt und hinterlassen eine Spur der Verwüstung. Sechs Tages später ziehen GC-Fans in der Spezialkomposition der SBB von Basel nach Zürich die Notbremse. Die beiden Zwischenfälle haben die Gewaltprobleme im Schweizer Profifussball schlagartig wieder zum landesweiten Politikum gemacht – und vermummte Fussballschläger zum nationalen Feindbild.» Wir registrieren: Zwei unbestritten dumme und unschöne Aktionen von Fussballfans haben ebendiese also zum Feindbild der Schweizer Öffentlichkeit gemacht. Stimmt, leider. Gerne würde man der «SonntagsZeitung» jedoch erklären, dass dies eben nicht «schlagartig» passiert ist, sondern nur aufgrund der aufbauschenden und skandalisierenden Berichterstattung durch diverse Medien. Gerade mit Textpassagen wie der eben zitierten und Schlagworten wie «vermummte Fussballschläger» oder «Spur der Verwüstung» verstärkt die Zeitung dieses negative Bild der Fussballfans zusätzlich – und ist sich dessen sicherlich bewusst.

Gewagte Statistik-Interpretation

Im weiteren Teil des Artikels wird dann eine Statistik derart fragwürdig analysiert, dass darüber jeder neutrale Leser nur den Kopf schütteln kann. Gewaltfälle in Fussballstadien haben – gemäss den von der «SonntagsZeitung» zitierten Zahlen des Bundesamts für Statistik – gegenüber dem Vorjahr abgenommen: Gerademal sechs Zwischenfälle wurden in der Hinrunde 2013 registriert. Das erwähnt die Zeitung aber nur am Rande. Lieber greift sie halt auf Vorfälle ausserhalb der Stadien zurück, um dennoch einen Negativtrend feststellen zu können. Hier sind im Jahr 2013 nämlich mehr Tätlichkeiten (gemeint sind Ohrfreigen, Faustschläge, Fusstritte ohne gesundheitliche Folgen) registriert worden als 2012 und auch mehr verbale und physische Attacken gegenüber Beamten. Daraus zieht die Zeitung den gewagten Schluss: «Die Gewalt an Sportveranstaltungen nimmt zu.»

Das Fazit des Artikels könnte alternativ auch heissen: 2013 wurden rund um Schweizer Sportstätten Polizisten häufiger beschimpft als im Jahr zuvor und es wurden mehr Ohrfeigen und Fusstritte verteilt, während die Gewalt innerhalb der Stadien sank. Wie soll man diese Entwicklung nun bildlich illustrieren? Es ist naheliegend: Mit grossformatigen Fotos von bengalischem Feuer und schwarzem Rauch (siehe Bild oben) – denn schliesslich sind Pyros ja gleichzusetzen mit Gewalt.

Am nächsten Tag greifen andere Medien – darunter mit 20minuten.ch und blick.ch die beiden meistgelesen Newssites der Schweiz – die Geschichte der «SonntagsZeitung» auf und übernehmen gleich auch eins zu eins deren Interpretation der Daten. Die Meinungen sind gemacht.

Opfer ist der Fussball

Die allermeisten Fussballfans der Schweiz, die noch nie etwas mit Gewalt am Hut hatten und noch immer aus reiner Freude am Sport und an der Atmosphäre an ein Fussballspiel pilgern, kann eine solche Berichterstattung nur traurig stimmen. Klar, Ohrfeigen vor einem Fussballspiel gehören sich nicht und Polizisten zu beschimpfen ist genauso unnötig wie Notbremsen in einem SBB-Zug zu ziehen. Doch das alles rechtfertigt es nicht, Fussballfans mit tendenziös interpretierten Daten – und verbunden mit angsteinflössenden Bildern von pyroschwingenden Vermummten – wieder einmal zum Staatsfeind Nummer Eins zu machen.

Fans, die ein Fussballspiel besuchen um zu randalieren oder zu prügeln, schaden dem Sport. Journalisten, die daraus auf unsachliche Art und Weise einen nationalen Skandal machen wollen, genauso.
STADION ALLMEND 1934 - 2009
\O/ cumk \O/ choooooom \O/

«Stellen sie sich vor, ein Pyro mit 2000 Grad trifft ein Kind und das Kind stirbt. Was sagen Sie dann?»
«Gewaltanwendungen gab es zwar keine, es hätte aber auch anders kommen können!»
Romano Simioni, Allmend-Buch, 2009 hat geschrieben:Das KKL ist kein Ort, der für uns Luzerner und Innerschweizer
gemacht wurde, sondern ein Ort, der in erster Linie dazu da ist,
dem Prestige der Stadt gut zu tun. Ich befürchte, dass das neue
Stadion eher ein KKL des modernen Fusballs wird und nicht eine
lebendige Volksbühne, wie es die so sympathisch unperfekte
Allmend war.

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Re: Kampf den Hooligans und Rassisten

Beitrag von the_wolf » 7. Mai 2014, 15:49

Altra Vita

Während jeden Tag neue Meinungen zum Geschehen rund um das Römer Olympiastadion und deren Gegenteil durch die Presse getrieben werden, Meinungsführer und Hinterbänkler, ehemalige Fußballspieler und Ligachefs die moralische Deutungshoheit verteidigen und allenthalben nach “härteren Strafen” gerufen wird, eignet sich der Fall – bei verwirrendster Sachlage – bestens als Beispiel dafür, wie die Informationsindustrie funktioniert. Wenigstens das, ansonsten ist ja nicht viel faktisch eindeutig. Mittlerweile ist die Nachricht auch bei sogenannten “Qualitätsmedien” wie Spiegel Online eingetroffen, wo man es schafft, selbst die haarsträubenden Faktenfehler der Repubblica und Gazzetta noch dadurch zu toppen, indem man falsch abschreibt und fälscher übersetzt. Einig sind sich die Journalisten beider Länder darüber, dass das Opfer und die Schüsse ausgeblendet werden und die Wut in Richtung des Napoli-Ultras Gennaro di Tommaso kanalisiert wird. Der hat zwar mit der ganzen Angelegenehiet am wenigsten von allen zu tun, ist aber zum Symbolbild der Presse geworden. Weil er den Spitznamen “Genny ‘a Carogna” trägt, weil er ein T-Shirt mit “Speziale Libero” anhat, weil er grimmig aussieht und überhaupt, weil er vom Zaun herab mit Vertretern der Polizei verhandelt. Über den Tatverdächtigen erfährt man derweil kaum etwas relevantes, jedenfalls nicht viel. Das Opfer interessiert noch deutlich weniger. Äußerst seltsam, sollte man meinen.

Im Prozess der öffentlichen Meinung, der von Journalisten, Politikern und Institutionen als Kläger sowie Social Networks, Blogs und Foren als Verteidiger geführt wird, hält erstaunlicherweise “Genny” den Platz als Symbolmonster dieses blutigen Abends her. Den Spitznamen hat er von seinem Vater, einem Camorra-Boss, geerbt. Entgegen der im Spiegel vorherrschenden Meinung, steht er für einen “Unglücksraben”. Unabhängig davon wüsste ich nicht, dass Schuld vom Vater auf den Sohn übertragen wird, jedenfalls nach 1945. Dem Publicity-Experten Roberto Saviano reicht das jedenfalls, um ihn zum Emblem dafür zu stilisieren, dass die Napoli-Kurve von der Mafia regiert wird. Deutlich besser belegt sind zwar entsprechende Infiltrationen in Parlament und Unternehmen, aber ältere Herren in Nadelstreifen eignen sich weniger, um das Böse zu illustrieren, als ein tätowierter Kerl mit “bösem Gesicht” auf einem Stadionzaun. Öffentlich diskutiert wird ebenfalls, was “so einer” in einem Stadion zu suchen hat, als würde das irgendjemandem ohne aktuelles Stadionverbot nicht zustehen. Und überhaupt, “Speziale Libero”, übereinstimmend als Abfeiern eines Polizistenmörders interpretiert und von ihm selbst im Interview (ja, der Mann gibt Interviews, man muss ihn nur fragen) selbstverständlich aufgeklärt: Es geht nicht darum zu sagen, dass ein “Polizistenmörder” freigelassen werden soll, die Aussage lautet: “Antonio Speziale hat Philippo Raciti nicht getötet”. Eine Ansicht, eine nicht völlig unbegründete Meinung, die von jeder Menge Prozessbeobachtern geteilt wird und die im Übrigen von Artikel 21 selbst der italienischen Verfassung gedeckt ist, die das Recht auf freie Meinungsäußerung festschreibt. Selbst wenn man den Eindruck haben kann, dieser Passus sei in Fußballstadien lokal außer Kraft gesetzt. Speziale kämpft mit seinem Anwaltsteam derzeit für eine Prozessrevision, der Oberste Gerichtshof hatte dem Jugendgericht in Messina aufgetragen, diesbezüglich eine Entscheidung zu treffen. Antonio Speziale unterstrich gestern noch einmal, dass es ihm das Leid der Familie Racitis weiterhin sehr leid tue, er aber eben unschuldig sei. Wie gesagt, ganz allein steht er mit dieser Auffassung auch nicht da.

Unisono wird “Skandal” geschrie(b)en, weil die Beamten der Digos und der Napoli-Kapitän Hamsik vor Anpfiff mit ihm “verhandeln“, unisono wird Bestürzung darüber ausgedrückt, “dass man sich jetzt wohl die Erlaubnis der Ultràs abholen muss, um ein Fußballspiel auszutragen”. Das reicht für 8-spaltige Überschriften im Stile von “Italienischer Fußball in der Hand von Ultràs” und das krisengeplagte Land, das unendliche Anstrengungen vor sich hat, um den lähmenden Filz von Wirtschaftskriminalität, Mafia und Korruption loszuwerden, hat ein wunderbares Objekt, um seine Ressentiments auf ein einfaches Ziel zu kanalisieren. “Wie Thatcher mit den Hooligans” soll man es machen, so die Forderung. Wie das einen Schusswechsel 3 km vom Stadion entfernt verhindern soll, wird nicht ausgeführt. “Lebenslanges Stadionverbot” wird gefordert. Was soll das helfen, wenn der Tatverdächtige seit 10 Jahren kein Stadion mehr betreten hat und seine Mannschaft überhaupt nicht spielt an dem Tag? Natürlich spricht man in einer solchen akut überhitzten Situation mit dem Kopf einer Kurve, das tut man auch bei Demonstrationen mit den Organisatoren. Mit wem denn sonst? Der Frau vom fliegenden Würstchenstand vor dem Eingang? Nicht umsonst heißt es “tifo organizzato”, “organisierter”, pyramidal strukturierter, “Support”. Auf dass die Verantwortlichen der Kurve, soweit möglich, Einfluss auf diese nehmen.

Es ist nicht erst seit Heysel gängige Praxis, ein solches Spiel auszutragen und sie wurde gemeinsam von Präfektur, Mannschaften und Ligaverantwortlichen schon lange vorher getroffen. 65.000 äußerst erregte Menschen in die Straßen des nächtlichen Roms zu entlassen, ist einfach keine gangbare Option. Die übertragenden Fernsehkanäle und Werbekunden haben sich sicherlich nicht gegen den Anpfiff gesperrt. Selbstverständlich spricht man mit den Verantwortlichen der Kurve, damit Fans, Sicherheitskräfte und Mannschaft über die Sachlage informiert sind. Und es hat bestens funktioniert: Die Versuche seitens der Napoli-Ultràs, das Spiel abzubrechen, wurden eingestellt, das Spiel wurde ohne Beeinträchtigungen ausgetragen und es kam zu keinerlei weiteren Vorfällen, nachdem der böse “Genny” seinen Leuten erklärt hatte, dass das Opfer noch lebt. Denn in der Zwischenzeit hatte sich dort nämlich das Gerücht verbreitet, “Ciro” wäre seinen Verletzungen erlegen. Ich möchte gern Journalisten und sich als Tastaturhooligans gerierende Familienväter fragen, ob sie persönlich die Verantwortung übernehmen wollen, ein Fußballspiel in dieser Situation abzubrechen. Ich würde das nicht auf mich nehmen wollen. Aber moralische Verdikte sind ja schnell ausgesprochen, einfacher strukturiert als komplexe Sachverhalte mit vielen tausend Menschen und der Meinungsmob lässt keine leisen Stimmen zu.

Derweil liegt “Ciro” im Krankenhaus, mittlerweile unter Arrest. In drei Reanimationen und einer verzweifelten Notoperation wurde sein Leben zunächst gerettet, nicht klar ist, ob er seine Gliedmaßen je wieder bewegen kann. Oder ob er überlebt. Hinterhältig erschossen. Es gibt auch einen dringend Tatverdächtigen, selbst wenn der medial kaum Beachtung findet. Daniele de Santis. Mittlerweile tauchen drei Augenzeugen (die Polizei fasste sie in einem 20-seitigen Dokument zusammen) und ein Video auf, die von einem koordinierten Überfall von vier Personen auf die in der Viale Tor di Quinto geparkten Busse der Napoli-Anhänger berichten. Offensichtlich haben die Polizeisperren nicht funktioniert. De Santis, zunächst laut ersten Polizeiangaben verwirrter Einzeltäter, hat ein veritables Vorstrafenregister, ist hervoragend in die extreme Rechte der Hauptstadt eingebunden und wurde seit den 90ern bis heute öfter einmal verhaftet wegen Ermittlungen, die u.a. seine Beziehungen zu Persönlichkeiten wie Giuliano Castellino beleuchten. Castellino ist Chef mehrerer rechtsextremistischer Vereinigungen wie “Popolo di Roma” und “Movimento Sociale Europeo”. Die Pistole wurde – ein paar Meter vom bewusstlosen Daniele De Santis – in der Viale Tor di Quinto 57/b gefunden, unter dieser Adresse, an einer ehemaligen Gärtnerei, finden sich die Sportplätze von “Trifoglio”, verwaltet von Alfredo Iorio, Gründer und Führer einer weiteren Vereinigung von Rechtsaußen: “Popolo della Vita”. De Santis war wie eine Art Hausmeister dort für die Sportplätze verantwortlich, die Tatwaffe – eine Beretta 7.65 mit abgefeilter Seriennummer – fand man wenige Meter von ihm entfernt hinter dem Eingangstor. Als hochrangiger Ultrà des AS Roma war er es, der beim Derby im März 2004 dem Kapitän der Roma, Francesco Totti, auf dem Spielfeld berichtete, dass vor dem Stadion ein Kind von einem Polizeijeep totgefahren worden wäre und mit seinen Mannen einen Spielabbruch herbeiführte – das Spiel geht später als “Derby des toten Kindes” in die Geschichte ein. Es gab damals zwar kein totes Kind, aber es gab damals auch noch kein Twitter. Erst 2008 wurde er mit weiteren 6 Angeklagten dafür freigesprochen und vom Staat für die erlittene Untersuchungshaft entschädigt. 1996 fand er sich im Zentrum von Ermittlungen wieder, die sich um die Erpressung des damaligen Roma-Präsidenten Franco Sensi drehten: die Curva Sud forderte Freikarten für Heim- und Auswärtsspielen, in den Prozessakten findet sich folgender Mitschnitt: “Wenn du uns keine Karten gibst, machen wir einen Fanstreik und niemand mehr geht ins Stadion. Oder wir machen alles kaputt, musst du wissen, ob dir das gefällt.” Zwei Jahre vorher wurde er angeklagt aber ebenfalls freigesprochen für die Messerattacke auf Giovanni Selmin, Vize-Polizeichef, während der Auseinandersetzungen rund um das Spiel in Brescia am 20. November 1994. Die Älteren erinnern sich an das Spiel vor allem an eine konzertierte rechtsextremistische Aktion nationaler “Aktivisten” verschiedener Städte, die die Kommunalwahlen zum Ziel hatten. Die Romanisti waren mit Äxten bewaffnet und weitere 15 Polizisten wurden damals teils schwer verletzt.

Identifiziert wurde er wohl wegen seines “SPQR” Tattoos. Im Moment liegt er in einem aus Sicherheitsgründen geheim gehaltenen Krankenhaus mit zerstörter Kniescheibe und Schädel-Hirn-Trauma, unter Arrest wegen versuchten Mordes. Auf der Flucht vor den auf die Provokation reagierenden Neapoletanern war er ausgerutscht und hatte die Beretta gezogen und um sich geschossen. Danach zog er sich in die Räumlichkeiten zurück, wo man ihn später bewusstlos fand. De Santis, der seine Kurvenkarriere bei “Boys” und “Frangia Ostile” gelebt hat, war also bei weitem kein unbekannter Psychopath, sondern eine durchaus bekannte Figur in der Curva Sud der Roma und in den Vernetzungen der äußersten Rechten der Hauptstadt. Laut Aussagen seiner Freunde von damals geht “Gastone” seit 2004 nicht mehr ins Stadion, niemand will ihn seitdem mehr dort gesehen haben. Eigentlich wird er auch nicht “Gastone” genannt, sondern sei unter dem Namen “Danielino” bekannt, “Er Gastone” ist ein anderer Exponent der Curva Sud des AS Roma, der einfach so ähnlich heißt. De Santis’, so seine Wegbegleiter, könne man sich auch nicht mit eienr Pistole vorstellen, sein Vater war Karatemeister und sein Sohn durchaus geübt in Kampfsportarten, trainiert im väterlichen Fitness-Club, “aber Waffen nie”. Aber er sei keiner aus der ersten Reihe: “er stand bei denen, aber nicht ganz vorn. Alles Leute, die zu Beginn der 90er Jahre mit mir im Movimento Politico Occidentale aktiv waren”, bescheinigt ihm Maurizio Boccacci, ein weiterer hochdekorierter Anführer der Römer Rechten. Der wurde wegen der Zwischenfälle in Brescia zu 5 Jahren Haft verurteilt. “Die Curva Sud von Roma ist heute anarchisch geworden, im Vergleich zu vor 10 Jahren bestimmt die Rechte dort überhaupt nichts mehr, heute findest du da sogar No TAV-Fahnen und letztlich finde ich das sogar gut, weil die No TAV für mich recht haben”. Sagt Bocacci. De Santis, “Danielino” oder “Gastone”, wie ihn die Presse fälschlicherweise immer noch nennt, hatte 2008 für die Liste “Il Popolo della Vita” kandidiert. Genau, die rechtsextreme Liste, deren Chef seinen Vereinssitz genau dort hatte, wohin sich De Santis nach den Schüssen flüchtete. Daniele erhielt 44 Stimmen. Nicht einmal alle Freunde aus der Fitnessbude seines Vaters hatten ihn gewählt.

Vieles spricht für einen konzertierten, sauber geplanten Überfall, die von der Polizei erbrachten Augenzeugenberichte und mir bekannte Menschen, die vor Ort waren, berichten übereinstimmend von 4 Angreifern mit schwarzen Integralhelmen, die mit Pyrotechnik auf den Konvoi der Neapoletaner vorrückten. Ein im Web aufgetauchtes Video zeigt den Beginn der Provokationen. Nach den 3 Flüchtigen wird gefahndet, die Identifizierung (auh die des tatsächlichen Schützen) dürfte sich schwierig gestalten. Derweil liegt jedoch das rechtsmedizinische Gutachten vor, Staatsanwalt Antonio Di Maio trägt vor, dass der Test auf Schießpulver, der sogenannte “Paraffinhandschuh” an den Händen De Santis’ negativ ausgefallen sei. “Danielino” selbst hatte die Schüsse immer bestritten, bleibt aber vorerst Hauptverdächtiger, allerdings nur noch basierend auf Zeugenaussagen und der Hoffnung auf Fingerabdrücke. Die Anhörung zur Bestätigung seiner Ingewahrsamnahme wird am Mittwoch stattfinden, ebenso die Pressekonferenz zum derzeitigen Stand der Ermittlungen. Hoffentlich dann schon mit dem Ergebnis der Fingerabdrücke der Pistole.

Mehrere Kilometer weg vom Stadion und in einer den Napoli-Fans zugeteilten aber offensichtlich nur halbherzig bewachten Zone der Stadt. Drei Verletzte, einer davon kann vielleicht nie wieder laufen. Der angeforderte Krankenwagen braucht unendliche Minuten, die Aufstellung der Sicherheitskräfte lässt zu wünschen übrig. Die tatsächliche Nachricht findet sich irgendwo in den Newstickern und Bildunterschriften (Odessa irgendwer?), während auf den Titelseiten das Ultràmonster Gennaro Di Tommaso lang und breit diskutiert wird, dessen “Verfehlung” darin bestand, beruhigend auf seine Kurve eingewirkt zu haben und danach ins Krankenhaus gefahren zu sein, um sich nach dem Zustand des Opfers zu erkundigen. Dabei hatte er allerdings das falsche T-Shirt an. Ciro Espositos Zustand hat sich in der Nacht weiter verschlechtert. Seine Verteidigung hat – gratis – der bekannte Rechtsanwalt Angelo Pisani übernommen, zu dessen Klienten auch ein gewisser Diego Maradona gehört. Espositos Eltern beklagen, dass “niemand von seiten des Staates sich gemeldet” hätte. Die Hotelkosten, um in der Nähe des um sein Leben ringenden Sohnes bleiben zu können, haben Ultràs übernommen. Die von Lazio.

Epilog: Heute Abend steht das Spiel Napoli gegen Cagliari an. Die Kurve von Napoli hat 30.000 T-Shirts mit der Aufschrift “Speziale Libero” vorbereitet. “Selbstverständlich wäre das nichts, was wir zulassen können, das ist doch überhaupt keine Frage”, sagt der Chef des Fußballverbandes FIGC Giancarlo Abete. Das Spiel soll in diesem Fall abgebrochen werden. Auch der immer präsente Vorsitzende des Nationalen Kommittees CONI, Malagò, teilt die Meinung der Questura: “Wenn man mich fragt, würde das Spiel nicht ausgetragen.” Ich hoffe, dass es zu keinerlei Rechtsbrüchen oder gar Verletzten kommt. Ich hoffe zudem, dass die Ermittlungen der Polizei dazu führen, dass die Schüsse in Tor di Quinto eindeutig aufgeklärt werden und der Täter ermittelt und verurteilt. Ich hoffe, dass das Land es schafft, eine sinnvolle, nachhaltige und rationale Strategie zu entwickeln, um derartiges in der Zukunft auszuschließen, soweit es menschenmöglich ist. Eins ist klar, “Genny ‘a Carogna” war es nicht. Obwohl er so aussieht, als hätte er es sein können. Stadionverbot hat er natürlich bekommen, 5 Jahre – er saß ja schließlich auf dem Zaun und hatte ein T-Shirt an. Die glücklichen Familien können nun angstfrei ins Stadion zurückkehren, alle Probleme sind gelöst.

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Incubator
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Re: Kampf den Hooligans und Rassisten

Beitrag von Incubator » 8. Mai 2014, 17:12

WOZ Nr. 19/2014 vom 08.05.2014

Fussballfans

Ein angeschmolzener Schoggihase im rollenden Inferno



Nachdem Fussballfans einen Extrazug zum Stillstand brachten und dadurch den Zugverkehr massiv störten, flammt die Diskussion um die Extrafahrten neu auf. Statt sachlich zu informieren, leisten die SBB einen wesentlichen Beitrag zur Dramatisierung der Situation.

Von Pascal Claude

Verkehrsministerin Doris Leuthard warb am 12. März dieses Jahres im Nationalrat für eine Änderung des Personenbeförderungsgesetzes. Weil Fussballfans in Extrazügen Schäden anrichten, soll die Transportpflicht gelockert werden. Die Dringlichkeit der Revision untermalte Leuthard mit Zahlen: Von den bis dato 
76 Fantransporten der laufenden Fussballsaison seien lediglich 26 problemlos verlaufen.

Die SBB klassifizieren die Extrafahrten seit einiger Zeit nach Sicherheitsaspekten. Kommt es zu gravierenden Vorfällen, wird ein Fanzug mit «rot» markiert. Die «SonntagsZeitung» veröffentlichte vor zwei Wochen ein SBB-Papier mit den «sicherheitsrelevanten Vorfällen» des laufenden Jahres. Die Bemerkungen zu den einzelnen Fahrten klingen erschreckend: «Sachbeschädigung», «Böller», «Notbremsemissbrauch» lassen auf Fanreisen ausser Rand und Band schliessen. Unter den aufgelisteten «roten» Zügen findet sich auch die Fahrt der FC-Luzern-Fans nach Basel vom vergangenen 26. März. Dort steht: «Petarden, Feuer im Zug». Ein rollendes Inferno?

Der «Kommunikationsfauxpas»

Christian Wandeler ist Fanarbeiter in Luzern und war auch am 26. März mit den Fans unterwegs. Er betont, die Vorfälle nicht herunterspielen zu wollen, möchte aber die Relationen gewahrt wissen: «Auf der Fahrt nach Basel hat jemand ein kleines Osternestli angezündet. Unnötig, aber letztlich harmlos. Am Ende war der Schoggihase auf der einen Seite geschmolzen.» Die im SBB-Papier erwähnten «Petarden» bezeichnet Wandeler als Kleinfeuerwerk in der Dimension grösserer Frauenfürze. «Es stimmt», sagt Wandeler, «dass es Fahrten gab, auf denen sich einige Fans nicht korrekt verhalten haben.» Jeder Vorfall werde aber thematisiert und mit den Involvierten aufgearbeitet. Die Zusammenarbeit mit der regionalen SBB-Stelle funktioniere zudem gut.

Die SBB wollten sich auf Anfrage nicht zu ihrem Klassifizierungssystem äussern. Ihr Verhältnis zu Fussballfans ist seit längerer Zeit angespannt. Am 17. Mai 2010 erklärte ein SBB-Sprecher in der Sendung «10vor10», sein Unternehmen erleide durch die Fantransporte einen jährlichen Schaden von drei Millionen Franken. Die Zahl verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Zwei Jahre später, am 8. März 2012, bezeichnete derselbe SBB-Sprecher im Tessiner Fernsehen seine Aussage als «Kommunikationsfauxpas». Es war ein Fauxpas, der die Debatte um Fanzüge entscheidend prägte.

Der angebliche Dreimillionenschaden wurde von der WOZ im Januar 2011, gestützt auf ein internes Papier der SBB, als zehnmal zu hoch betitelt. Bei den drei Millionen handelte es sich um die gesamten ungedeckten Kosten, die mit den Fantransporten entstehen, nicht um von Fans angerichtete Schäden. Einen Monat nach der WOZ bestätigte schliesslich SBB-CEO Andreas Meyer an einer Medienkonferenz die Zahl von 300 000 Franken Sachschäden pro Jahr.

An der verwirrenden Sprachregelung der Bundesbahnen hat aber auch dieses Wort von höchster Stelle nichts geändert. In der «Rundschau» vom 23. April 2014 sprach der aktuelle Medienchef der SBB, Stephan Wehrle, von «drei Millionen ungedeckten Schäden». So erstaunt es nicht, dass sowohl im Argumentarium von PolitikerInnen wie auch in verschiedenen Medien noch immer von einer viel zu hohen Summe ausgegangen wird, wenn von Sachschäden an Extrazügen die Rede ist.

Offiziell geben die SBB den Posten «Sachschäden und zusätzliche Reinigung» mit 700 000 Franken an. Inoffiziell gilt als gesichert, dass sich die Schäden im vergangenen Jahr auf rund 160 000 Franken belaufen haben. Dies vermeldete im März die «NZZ am Sonntag», und auch Claudius Schäfer, CEO der Swiss Football League, nennt die Summe in einem Interview. Die Zahl stammt aus einem Papier der SBB, wie mehrere Quellen gegenüber der WOZ bestätigen.

Die Hand eines Einzelnen

Die SBB locken Fans seit vielen Jahren mit stark vergünstigten Tickets auf die Extrazüge, um den Regelzugverkehr nicht mit grossen Fangruppen zu belasten. Eine Fahrt von Zürich nach Bern kostet im Extrazug weniger als die Hälfte als im Regelzug. Daraus resultiert ein grosser Teil der von den SBB medienwirksam beklagten ungedeckten Kosten. Das System mit Extrazügen hat sich bewährt. Die SBB stellen die Züge in direkter Absprache mit den Fans zur Verfügung, und die Fans nutzen das Angebot rege. Trotzdem strebt das Bundesunternehmen einen Systemwechsel für Auswärtsfahrten an.

Die SBB verlangen, dass künftig die Vereine für den Transport ihrer Fans verantwortlich sind. Sie sollen Züge chartern, womit eine Haftung für allfällige Schäden verbunden wäre. Der Gedanke dahinter ist simpel: Fans lieben ihren Verein, und wer seinen Verein liebt, stürzt ihn nicht in Unkosten. Also würden sich mit dem Chartermodell alle Fans in Zukunft tadellos benehmen. Doch ein Blick auf den Fussballalltag lässt an der Vision zweifeln. Für jede Fackel, die in ihrem Stadion gezündet wird, kassieren die Vereine Bussen von der Liga. Trotzdem feuern die Fans oft genug aus allen Rohren. Es gibt im Fussball Kräfte, die nicht mit einfachen Rezepten zu bändigen sind.

Vor zehn Tagen zogen GC-Fans kurz nach der Abfahrt in Basel bei Muttenz die Notbremse. Leute strömten aus dem Extrazug auf das Bahntrassee, der Zugverkehr war für längere Zeit massiv gestört. Für die SBB sind solche Vorfälle verständlicherweise ein Albtraum und Anlass genug, Appelle an die Politik zu richten. Dabei entsteht der Eindruck, Fantransporte seien generell ein Problem, weil reisende Fans nur Randale im Sinn hätten. Doch das stimmt nur sehr bedingt.

Es reicht letztlich die Hand eines Einzelnen, um einen ganzen Zug – auch einen gecharterten – zum Stehen zu bringen. In Muttenz erhofften sich ein paar GC-Fans offenbar eine Konfrontation mit gleichgesinnten Baslern auf unbewachtem Gelände. So absurd es klingt, folgt dieses Vorgehen einer gewissen Logik: Bis in die siebziger Jahre säumten die Fans das Spielfeld. Nach wiederholten Angriffen auf den Schiedsrichter wurden Zäune errichtet, worauf sich die Aggressionen auf die Ränge verlagerten. Mit gesonderten Sektoren wurden darauf die Fanlager getrennt. Nun kam es vermehrt vor den Stadien zu Schlägereien. Heute kanalisiert die Polizei die Anfahrtswege der Gästefans, sodass auch ausserhalb des Stadions 
ein Aufeinandertreffen unmöglich wird. Die Folge ist eine nächste Verlagerung: ein, zwei Kilometer abseits von Stadion und Bahnhof, ausser Reichweite der Polizei. Zum Beispiel in Muttenz.

Der Nationalrat hat dem Anliegen von Doris Leuthard im März mit 142 zu 30 Stimmen eine deutliche Abfuhr erteilt. Über die Parteigrenzen hinweg wurde an der Umsetzbarkeit der Revision gezweifelt: Wie soll sichergestellt werden, dass künftig kein Fussballfan mehr einen Regelzug besteigt? Und fahren nicht ohnehin schon jetzt alle Fans mit gesonderten Zügen? Die Vorlage war dem Nationalrat zu unausgegoren, um dafür an der Transportpflicht zu rütteln, sie ging zurück an den Bundesrat. Die Probleme, die es mit Fantransporten gibt, bleiben. Wie gross sie sind, hängt auch davon ab, wie man über sie spricht.


http://www.woz.ch/1419/fussballfans/ein-angeschmolzener-schoggihase-im-rollenden-inferno
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Re: Kampf den Hooligans und Rassisten

Beitrag von Hebi » 9. Mai 2014, 16:48

http://www.kurzpass.ch/artikel/gewalt-statistik-so-nahm-die-falsch-behauptung-ihren-lauf

Gewalt-Statistik: So nahm die Falsch-Behauptung ihren Lauf
Von: Daniel Ammann, 08.05.2014
Aus Zahlen rund um Delikte im Umfeld von Sportanlagen kreierte die «SonntagsZeitung» einen Anstieg der «Fan-Gewalt». «Eine falsche Behauptung», sagt dazu das Bundesamt für Statistik. Und auch die im Artikel zitierte Swiss Football League wehrt sich. Der Fall zeigt, wie schnell sich in den Schweizer Medien Fehlinterpretationen verbreiten.


Es ist ein eindrückliches Beispiel dafür, wie von den Medien bewusst Stimmung gegen Fussballfans gemacht werden kann. Am Dienstag kommentierte kurzpass.ch bereits die fragwürdige Berichterstattung der «SonntagsZeitung» vom letzten Wochenende über die Gewalt im Umfeld von Sportanlagen. Die Zeitung sprach von einer «starken Zunahme der Gewalt» und einer «Trendwende». Anfragen von kurzpass.ch beim Bundesamt für Statistik (BfS) und bei der Swiss Football League (SFL) bestätigen, dass der Journalist dabei absichtlich oder zumindest grobfahrlässig Daten fehlinterpretiert und so zu einer reisserischen Geschichte verpackt hat. Andere Medien griffen diese auf, worauf sich die Meldung, Gewalt im Rahmen von Fussballspielen habe in der Schweiz stark zugenommen, national verbreitete.

Bundesamt für Statistik: «Falsche Behauptung»

Grundlage für die Aussagen waren Daten des Bundesamts für Statistik. Das BfS erhebt seit mehreren Jahren, wie viele Gewalttaten von der Polizei in Sportanlagen gemeldet werden. Die Statistik ist öffentlich einsehbar, wurde jedoch zum ersten Mal medial verbreitet – und falsch interpretiert, wie Philippe Hayoz, Leiter der polizeilichen Kriminalstatistik beim Bundesamt für Statistik, gegenüber kurzpass.ch bestätigt. Mehrere Punkte sind an der Interpretation im Zeitungsartikel falsch:

«Es handelt sich um Gewaltdelikte in der Polizeistatistik, deren Lokalisierung sich im Umfeld einer Sportanlage befindet. Die Delikte können jedoch nicht zwingend und direkt mit Sportveranstaltungen wie zum Beispiel Fussballspielen in Verbindung werden», so Hayoz. So befinden sich unter den Gewalttaten zwei Vergewaltigungen und eine Tötung – Straftaten, die sicher nicht im Rahmen einer Sportveranstaltung stattfanden.
Abgesehen von schweren Gewalttaten (letztes Jahr bloss 5 von 258!) ist die Polizei nicht gezwungen, die Örtlichkeit eines Delikts anzugeben. Ob ein Polizist die Örtlichkeit angibt liegt also in seiner Entscheidung. Veränderungen in den Daten können durch viele willkürliche Faktoren – beispielsweise durch eine interne Weisung der Polizei, zukünftig den Ort genauer anzugeben – stark beeinflusst werden. Philippe Hayoz bestätigt: «Das ist eine mögliche Erklärung für die Veränderungen der Zahlen.» Für ihn ist klar: Aus der einfachen Betrachtung der Daten können keine klaren Aussagen formuliert werden, da die Hintergründe der Zahlen nicht bekannt sind.
Gemäss dem BfS-Vertreter kann man aufgrund der kleinen Anzahl Delikte in der Statistik keine kurzfristigen Veränderungen interpretieren, sondern höchstens eine langfristige Tendenz ablesen. Diese fällt in den letzten Jahren positiv aus: Verglichen mit den Jahren 2009-2011 sind die Zahlen 2012 und 2013 deutlich tiefer. «Die Entwicklung zeigt also eher eine Verbesserung als das Gegenteil», so Hayoz. Zusätzlich müsse man die Zahlen zwingend mit den Daten der gesamten Polizeistatistik vergleichen, wovon sie bloss 0,6% ausmachen und deshalb vernachlässigbar klein sind.
Abschliessend hält Hayoz fest: «Wenn man die Zahlen über die letzten Jahre betrachtet ist es eine falsche Behauptung, von einem Anstieg der Gewalt zu sprechen.» Als man von der «SonntagsZeitung» wegen der Daten angefragt worden sei, habe das BfS auf die Schwierigkeit der Interpretation hingewiesen. Das BfS habe den Artikel vor der Publikation jedoch nicht gesehen.

Auch die Liga nimmt Stellung

Verärgert ist man auch bei der Swiss Football League (SFL). CEO Claudius Schäfer wurde im Artikel so zitiert, dass es den Anschein machte, er teile die Beobachtung, Gewalt vor und nach Fussballspielen sei stark gestiegen. Gegenüber kurzpass.ch stellt Philippe Guggisberg, Kommunikationsverantwortlicher der SFL, klar: «Wir haben diese Statistik zwar vorgelegt bekommen, das Zitat bezieht sich aber einzig auf die Erkenntnis, Drohung und Gewalt gegen Beamte habe zugenommen. Dies deckt sich mit unserer Wahrnehmung. Eine generelle Zunahme der Gewalt rund um Fussballspiele weisen wir ganz klar zurück.» Die Interpretation der «SonntagsZeitung» hält auch er für fragwürdig: «Es werden auf der Grundlage einer externen Statistik Zusammenhänge hergestellt, die es so nicht gibt.» Die SFL erhebt selbst Statistiken über die Gewalt innerhalb von Fussballstadien. Diese zeigen einen positiven Trend: In der Hinrunde 2013 wurden nur sechs Gewaltdelikte registriert – weniger als in den Vorjahren.

«Gewalttatten in Sportstätten». In der Grafik sind die Gesamtsumme sowie die wichtigsten Delikte-Kategorien aufgeführt. Es zeigt sich: Insgesamt ist die Gesamttendenz über die letzten fünf Jahre rückläufig. Zwischen 2012 und 2013 gibt es eine Zunahme der Gesamtzahl, was auf den Anstieg bei den Tätlichkeiten (Ohrfeigen, Fusstritte oder Faustschläge ohne gesundheitliche Folgen) und Drohungen/Gewalt gegenüber Beamten zurückzuführen ist. Andere Kategorien (wie etwa einfache Körperverletzung) haben dagegen konstant abgenommen. In dieser Tabelle sind nur die häufigsten Gewalttaten ausgewiesen; die ausführliche Statistik ist hier einsehbar. Zur Erinnerung: Die Taten stehen in keinem direkten Zusammenhang zu Sportveranstaltungen.

So schlecht funktioniert die Qualitätskontrolle

Der Fall zeigt das skrupellose Vorgehen eines Mediums auf der Suche nach einer spannenden Geschichte – aber noch mehr: Er ist auch ein Lehrstück dafür, wie schlecht die Qualitätskontrolle bei vielen Schweizer Medien funktioniert. Die Schweizerische Depeschenagentur (SDA) verbreitete nämlich die Interpretation der «SonntagsZeitung» in einer Agenturmeldung ungefiltert weiter. Diverse Medien übernahmen die SDA-Meldung danach eins zu eins – wie es in der Berichterstattung gang und gäbe ist – und banden sie etwa in Artikel über Schiessereien in Italien und Polizeieinsätzen in Deutschland ein. Währenddessen war die BfS-Statistik online stets frei verfügbar – ohne dass sich jedoch ein Journalist die Mühe machte, sie zu analysieren und sich selbst eine Meinung dazu zu bilden.
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Re: Kampf den Hooligans und Rassisten

Beitrag von Windfahne » 14. Mai 2014, 23:33

übelst! voll krass! muss es denn erst tote geben? neue gesetze müssen her! mehr kontrollen!http://bo.bernerzeitung.ch/region/thun/Pyros-beim-JuniorenMatch-gezuendet/story/15253994
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Re: Kampf den Hooligans und Rassisten

Beitrag von schesl » 15. Mai 2014, 06:18

Emotionen respektieren, AK47 legalisieren!



und bei uns macht man so ein Theater um Pyros...
Fotos findest du hier...
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Re: Kampf den Hooligans und Rassisten

Beitrag von Master » 15. Mai 2014, 09:08

Windfahne hat geschrieben:übelst! voll krass! muss es denn erst tote geben? neue gesetze müssen her! mehr kontrollen!http://bo.bernerzeitung.ch/region/thun/Pyros-beim-JuniorenMatch-gezuendet/story/15253994


wie weiter?

und wer denkt an die kinder? :pale:
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Master (am Do 20. Okt 2005 22:24 ) hat geschrieben:ich sage immer das gleiche.. dass er dem verein helfen wird, davon bin ich überzeugt!
dass er der fanszene schaden wird, davon bin ich genau so überzeugt! aber ich hoffe wir werden das überstehen!
Master hat geschrieben:
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Re: Kampf den Hooligans und Rassisten

Beitrag von TurbojugendFCL » 15. Mai 2014, 14:28

"Nach der Halbzeitpause feuerten sie mindestens zwei Pyros ab»

chch, bei dieser enormen anzahl natürlich mehr als eine vage schätzung schwierig
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Re: Kampf den Hooligans und Rassisten

Beitrag von Master » 15. Mai 2014, 14:33

TurbojugendFCL hat geschrieben:"Nach der Halbzeitpause feuerten sie mindestens zwei Pyros ab»

chch, bei dieser enormen anzahl natürlich mehr als eine vage schätzung schwierig


nanananana, nicht so selbstherrlich!

pyros sind so unberechenbar (die brennen sogar unter wasser weiter!), da weiss man nie, ob noch was abgefackelt wurde, was sich in luft auflöste oder sich in den erdboden grub..
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Master (am Do 20. Okt 2005 22:24 ) hat geschrieben:ich sage immer das gleiche.. dass er dem verein helfen wird, davon bin ich überzeugt!
dass er der fanszene schaden wird, davon bin ich genau so überzeugt! aber ich hoffe wir werden das überstehen!
Master hat geschrieben:
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Re: Kampf den Hooligans und Rassisten

Beitrag von blue-devil » 15. Mai 2014, 14:44

werden die nicht auch enorm heiss?

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Re: Kampf den Hooligans und Rassisten

Beitrag von Legia » 19. Mai 2014, 12:58

http://www.bild.de/sport/fussball/fussb ... .bild.html

Als vor ein paar Jahren ein ganzes Dorf in Südspanien mit Fackeln und Hunden eine Kartonsiedlung von illegalen Afrikanern niedergebrannt haben, stand gar nichts in der Presse.
Aber da war halt das "Opfer" nicht ein hochbezahlter Fussballer sondern "nur" ein paar Erdbeerpflücker, welche für ein Paar (bewusst gross geschrieben) Euro pro Stunde versklavt wurden.

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Re: Kampf den Hooligans und Rassisten

Beitrag von raven » 20. Mai 2014, 18:31

Wie brennt man mit Hunden Kartonsiedlungen nieder?
stänkerer gegen oben

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Re: Kampf den Hooligans und Rassisten

Beitrag von Legia » 21. Mai 2014, 09:58


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Re: Kampf den Hooligans und Rassisten

Beitrag von Master » 26. Mai 2014, 21:20

abartiger shit von 2009.. staatshooligangs auf terror-tour

http://youtu.be/6d6TVLZ94j4
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Master (am Do 20. Okt 2005 22:24 ) hat geschrieben:ich sage immer das gleiche.. dass er dem verein helfen wird, davon bin ich überzeugt!
dass er der fanszene schaden wird, davon bin ich genau so überzeugt! aber ich hoffe wir werden das überstehen!
Master hat geschrieben:
4. Mär 2021, 10:55
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*meine Prophezeiung in der Signatur ist kolossal falsch.. Die Fanszene hat sich geeint und geformt durch ihn, um den Verein steht es schlechter als erwartet..

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Re: Kampf den Hooligans und Rassisten

Beitrag von the_wolf » 28. Mai 2014, 06:57

schweizer fernsehen bringt in der gestrigen tagesschau beim bericht über die hooligandatenbank tatsächlich bilder vom fcl cup spiel vs. sion aus dem jahre 2008...

....soooooooooooooooooooviel somit doch nicht passiert in den stadien... :shock:

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Re: Kampf den Hooligans und Rassisten

Beitrag von dragao » 30. Mai 2014, 09:07

Master hat geschrieben:abartiger shit von 2009.. staatshooligangs auf terror-tour

http://youtu.be/6d6TVLZ94j4

ganz üble scheisse. da packt einem richtig die wut.

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Re: Kampf den Hooligans und Rassisten

Beitrag von Master » 30. Mai 2014, 09:50

dragao hat geschrieben:ganz üble scheisse. da packt einem richtig die wut.


das richtig üble ist ja, dass auch denen nicht wirklich viel passiert.. aber das ist ja in unserer gesellschaft nichts neues mehr..

klar, hamburg ist ein hartes pflaster mit wohl chlei mafia, schanze etc. und dass einem cop dann mal bei nem einsatz die sicherungen durchbrennen, wenn er dauernd attackiert wird, kann schon sein (muss nicht straffrei bleiben..).. aber was die da abziehen ist nichts anderes als ein angriff, kein zugriff oder was auch immer..
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Master (am Do 20. Okt 2005 22:24 ) hat geschrieben:ich sage immer das gleiche.. dass er dem verein helfen wird, davon bin ich überzeugt!
dass er der fanszene schaden wird, davon bin ich genau so überzeugt! aber ich hoffe wir werden das überstehen!
Master hat geschrieben:
4. Mär 2021, 10:55
Danke sonnenkönnig*
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