BZ online wurde weiter aktualisiert...
http://www.bernerzeitung.ch/region/bern ... #kommentar
Ausschreitungen: heftige Vorwürfe an Polizeikommandanten
Während und nach dem gestrigen Spiel YB - Luzern ist es zu Auseinandersetzungen zwischen Fans und der Polizei gekommen. Gegen den Polizeikommandanten Dr. Stephan Blättler werden aus Polizei-Kreisen schwere Vorwürfe erhoben.
Es würden sich Vorfälle von «krassen» Fehlentscheiden aneinanderreihen. Ein weiterer Vorwurf richtet sich an den Führungsstil von Dr. Stephan Blättler. Er habe keine Ahnung, wo der Schuh bei den Angehörigen der ehemaligen Stadtpolizei Bern drücke, ist einem Schreiben, welches TeleBärn vorliegt, zu entnehmen. Weitere Informationen zu den Vorwürfen gibt es heute Abend ab 18 Uhr in den TeleBärn-Nachrichten.
Auschreitungen zwischen Polizei und Fans
Im Gebiet der Bushaltestelle Wyler und der Winkelriedstrasse standen sich nach Spielschluss von YB - Luzern im Stade de Suisse rund 60 Fans und Polizisten gegenüber. Die Fussballfans griffen die Polisten laut Mitteilung der Polizei von heute Montag mit Flaschen, Steinen, Getränkebüchsen und anderen Wurfgeschossen an. Die Ordnungshüter hätten anschliesesnd Reizstoffe und Gummischrot gegen die Fans eingesetzt, heisst es weiter. Ein Fan musste ambulant ärztlich betreut werden. Seitens der Polizei gab es sieben leicht Verletzte. Ausserdem wurden mehrere Polizeifahrzeuge beschädigt. Die Polizei führte vor Ort vierzehn Personenkontrollen durch.
Bereits in der ersten Halbzeit war es im Stadion zu Scharmützeln gekommen. Laut Augenzeugen versuchten Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes Protectas, Transparente mit Texten wie «Nein zu Polizeiwillkür» im Sektor der Luzern-Fans zu entfernen. Gemäss Zuschauern wurden dabei auch Schlagstöcke eingesetzt.
«Sie schlugen mit den Schlagstöcken zu»
Matchbesucher D. Amstutz* hat die Ausschreitungen mit eigenen Augen gesehen: «Ich habe so etwas noch nie erlebt und war geschockt», sagt er gegenüber bernerzeitung.ch. «Die Protectas-Sicherheitsleute stürmten kurz nach der 30. Minute ohne Vorwarnung in den Sektor und schlugen mit den Schlagstöcken zu. Unter den Betroffenen befanden sich auch Kinder.» Matchbesucherin Judith Greber konnte die Situation von einer anderen Perspektive beobachten. Sie wollte sich beim Food-Corner gerade einen Kaffee holen, als die Einsatzkräfte die Tribüne stürmten. «Sie haben die Schlagstöcke bereits vor der Treppe gezückt. Anschliessend drückten sie Stadion-Besucher an die Bande.» Die Protectas-Mitarbeiter hätten einander hochgehoben, um das Transparent zu holen. Dieses Vorgehen habe im Sektor Aggressionen ausgelöst. Die Fans haben laut Greber auf dem Damen-WC gewütet und Klo-Deckel beschädigt.
Protectas streitet Schlagstock-Einsatz ab
Die Protectas nimmt zum Vorwurf, wonach sie beim besagten Einsatz Schlagstöcke eingesetzt habe, keine konkrete Stellung. Roman Lehmann, Leiter Unternehmenskommunikation der Protectas sagt nur: «Unsere Leute gehen nicht mit Schlagstöcken auf Menschen los». Die Mitarbeiter von Protectas hätten den Auftrag erhalten, das Transparent zu entfernen. Dies sei jedoch nicht geglückt. Beim Einsatz sei ein Sicherheitsmann gestürzt und habe beide Handgelenke gebrochen, so Lehmann. Anschliessend hätten sich die Einsatzkräfte geschlossen zurückgezogen.
YB-Pressechef Charles Beuret lässt durchblicken, dass die Protectas-Mitarbeiter durchaus zugeschlagen haben. «Die Sicherheitsleute mussten sich wehren, weil gewaltbereite Luzern-Anhänger auf sie los gingen.» Den Auftrag, die politischen Transparente zu entfernen, habe der Sicherheitschef des Stade de Suisse gefällt. «Laut unserer Stadionordnung dulden wir keine politischen Aktionen.»
Auch Manuel Willi, Chef Regionalpolizei Bern, sagt: «Die Entfernung des Transparentes war ganz klar der Auslöser des späteren Krawalls.» Die Young Boys bedauern die Ausschreitungen. «Mit dem heutigen Kentnisstand würden wir die Transparente hängen lassen», sagt Beuret. Eigentlich sei das Einziehen von Transparenten ja eine Routine-Arbeit. «Doch die Sicherheitsleute wurden vom Gewaltpotential im Gästeblock überrascht.»