«Kontinuität ist das A und O»
Fussball Durchatmen für Ruedi Stäger (56) nach dem Heimsieg gegen St. Gallen. Der FCL-Präsident spricht über die Zäsur im Team, eine neue Philosophie und Zuschauerzahlen.
interview Daniel wyrsch
daniel.wyrsch@luzernerzeitung.ch
Ruedi Stäger, der dritte Saisonsieg der Rückrunde, das 1:0 gegen St. Gallen, dürfte auch dem FCL-Präsidenten gutgetan haben.
Ruedi Stäger: Das ist natürlich eine Erleichterung gewesen. Der Sieg ist in einem ganz wichtigen Moment gekommen. Ich bin froh, sind wir wieder dabei und dürfen uns mehr nach vorne orientieren.
Es ist eine schwierige Zeit für den FCL. Die Umbruchphase ist spürbar mit gleichzeitigem Spardruck um rund 10 Prozent oder 1 Million Franken weniger Budget ab nächster Saison allein für die erste Mannschaft. Können Sie diese Zahl bestätigen?
Stäger: Vor der Generalversammlung im Mai möchte ich keine Zahlen kommentieren. Aber es ist so, dass es weniger Lohnbudget gibt für die erste Mannschaft. Unser Sportchef Alex Frei ist da auf sehr gutem Weg und hat bis dahin bewiesen, dass er mit dem nötigen Gespür in der Lage ist, mit dem reduzierten Budget eine hungrige Mannschaft zusammenzustellen. Ich freue mich auf die neue Saison.
Trainer Carlos Bernegger spricht während dieser Phase der personellen und der finanziellen Zäsur von einer «Zeit der hohen Empfindlichkeiten» in der Mannschaft. Haben Sie Verständnis für die Sensibilität Ihrer Profis?
Stäger: Selbstverständlich, eine Phase der Unsicherheiten ist nie angenehm weder für die Spieler noch für den Trainer. Das gehört jedoch zum Profisport, und es ist nun einmal so, dass wir überdurchschnittlich viele Spieler haben, die betroffen sind. Diese Mannschaft ist etwas ins Alter gekommen. Es ist nicht nur eine Frage der Finanzen. Der Umbruch ist auch rein sportlich nötig geworden.
Es ist eine Verjüngung. Bekommt der FCL eine schnellere Mannschaft?
Stäger: Ich bin nicht der Sportchef, deshalb zitiere ich Alex Frei. Er setzt auf eine Mannschaft, die jünger und dynamischer ist. Wir wollen den Erwartungen der FCL-Fans gerecht werden.
Vor dem Sieg gegen St. Gallen ist Luzern mit Abstand das schlechteste Team der Rückrunde gewesen. Sieben Niederlagen in zehn Spielen kamen in dieser Negativserie nie Zweifel an der sportlichen Führung auf?
Stäger: Nein, das wäre auch völlig falsch. Die sportliche Kontinuität ist für uns das A und O. Ich glaube, gerade eine solche Phase der Unsicherheit, in der Spiele in Serie verloren gehen, schweisst ein Team zusammen. Da stellt sich heraus, ob man eine gemeinsame Philosophie hat und ob alle am gleichen Strick ziehen. Ich habe festgestellt, dass dies bei uns der Fall ist. Die sportliche Führung ist bei uns nie in Frage gestellt worden.
Gemäss kürzlich von Holding-Präsident Marco Sieber und Hauptgeldgeber Bernhard Alpstaeg gemachten Aussagen in unserer Zeitung sind auch die Aktionäre gleicher Meinung. Sie haben als Präsident Einsitz in der Holding. Kam dort nie Nervosität auf?
Stäger: Überhaupt nicht. Wichtig ist, dass wir mit der Holding immer den Dialog pflegen. Es gibt in unregelmässigen Abständen Besprechungen zwischen mir und dem Holding-Präsidenten Marco Sieber. Dabei besprechen wir auch die sportliche Situation. Uns ist es gelungen, ein gutes Vertrauensverhältnis über alle Stufen aufzubauen. Wir haben die Vision, den FCL möglichst professionell voranzubringen.
Der FCL ist bekannt für schnell aufkommende Aufregung. Verfolgen Sie jetzt eine andere Philosophie?
Stäger: (lacht) Klar existieren die Emotionen bei den Spielen. Die Frage ist, was man nach aussen trägt und was von aussen erzeugt wird. Ich finde, es braucht auch Aufregung, um einen konstruktiven Dialog zu führen.
Für Stoff sorgt der FCL nach wie vor, er ist Teil der Unterhaltungsindustrie.
Stäger: Zu reden gibt der FCL immer, das gehört dazu. Aber wir wollen nicht unnötig Dinge, die wir intern im Griff haben, in der Öffentlichkeit diskutieren müssen. Wir haben jetzt eine Ruhe, um zusammen auf die gleichen Ziele hinzuarbeiten.
Warum wollen Sie den Begriff «Investoren» durch «Aktionäre» ersetzen?
Stäger: Die Mitglieder unserer Holding haben investiert, sie sind Investoren. Aber bei dieser Bezeichnung hat man den Eindruck, man könne jedes Jahr die hohle Hand machen, um damit die Löcher zu stopfen. Das kann nicht die Idee sein. Innert zweier Jahre muss der Klub mindestens mit einem ausgeglichenen Budget aufwarten können.
Bei warmem Wetter und Gästeteams aus Basel und St. Gallen kamen zuletzt 15 000 und 12 000 Fans. Stellen Sie einen Aufwärtstrend bei den Matcheinnahmen, die beim FCL 50 Prozent des Budgets ausmachen, fest?
Stäger: Ich wäre froh, könnte ich eine dauerhafte Zunahme bei den Zuschauerzahlen feststellen. Ende April/Anfang Mai werden wir Massnahmen vorstellen, mit denen wir unsere Abo-Besitzer belohnen und neue Matchbesucher anlocken wollen. Jetzt kann ich schon sagen, dass es auf der Gegentribüne tiefere Preise für Junioren, Studenten und Senioren geben wird.
Der FCL hat erneut in erster Instanz die Lizenz für die neue Saison erhalten. Haben Sie damit gerechnet?
Stäger: Es ist immer erfreulich, wenn eine derart umfangreiche Angelegenheit wie die Lizenzeingabe problemlos erfüllt wird. Wir können uns dabei auf sehr gute Mitarbeiter verlassen, allen voran Brendon Tomasson, der mit grosser Erfahrung und Umsicht dafür verantwortlich zeichnet.