Man darf nicht vergessen, dass es da Leute in der GC-Kurve gibt, denen dieser Verein alles bedeutet und die wohl erst nach und nach realisieren werden was da in den letzten Spielen passiert ist. Davor habe ich den grössten Respekt, ungeachtet dessen, was ich sonst von denen halte. Das gilt für alle Fans, egal wie viele ein Verein hat. Schlussendlich ist aber nicht in den "letzten Spielen" etwas passiert, sondern in den letzten Jahren. Man kann jetzt schon mit Begriffen wie "Chaoten" und "Schande" um sich schmeissen, aber die eigentliche Schande haben andere verbrochen. Ich kann den Unmut der Fans verstehen, finde es aber genauso schade, dass die Probleme bei GC nun wieder zu einem Fanproblem gemacht werden. Damit kommen die Typen, die diesen Verein in diese Situation gebracht haben einfach zu gut weg. Die müssten nun im Mittelpunkt stehen und nicht die, die dem Verein trotz allem die Stange gehalten haben. Insofern kommt mir das ganze auch ein wenig gekünstelt rüber. Man macht halt eben Ärger wenn man absteigt. Diese Haltung ist lächerlich, aber irgendwie Ultra-Mainstream. Schade. Von der GC-Kurve hatte ich eine Phase lang richtig grossen Respekt. Wenn man sauer ist, sollte sich die Wut bei denen entladen, die die Verantwortung tragen. In meinen Augen sind das nicht die Spieler. Aber eventuell bin ich da zu wenig nahe am Verein und sehe den Abstieg nicht so epochal, was die Mannschaft angeht. Aber schlussendlich sind diese Spieler dann doch die gefühlt einzigen Absteiger der Vereinsgeschichte und ein Aufbäumen war gestern nicht wirklich spürbar, weshalb ich die Symbolik mit den Shirts nicht nicht nachovllziehen kann. Kommt hinzu, dass dieser Verein in dieser Form auch keine Berechtigung in der obersten Liga besitzt und auch in den nächsten Jahren nicht wiedererlangen wird. Ich fühle mich in dieser pissgelben Schüssel überhaupt nicht wohl. Aber GC hat überhaupt keine Heimat. Man stelle sich vor, der FCL würde irgendwo in fucking Beromünster trainieren und dort die Geschäftsstelle haben. Unvorstellbar. Dass gestern minutenlang einfach nichts passiert ist bezeichnend dafür wie sich der Fussball von der Basis entfernt hat und wie inkompetent die Vereine im Umgang mit den Problemen der Fans sind, clubspezifisch noch weitaus dramatischer. Bei GC scheint in den letzten Jahren jegliche Identifikation und Verbindung zum Verein verloren gegangen zu sein. Dass da ein Österreicher, der Ende Saison sowieso den Fisch macht, der Einzige ist, der vor die Menge tritt ist nicht wirklich überraschend. Da gibt es keinen Cabanas mehr, der Eier zeigt und die typische zürcherische Arroganz lebt und der als Identifikationsfigur taugt. Gleichzeitig geht die Anspruchshaltung komplett an der Realität vorbei. Die Geschichte mit dem Juniorentrainer ist da nur ein Beispiel. "Rekordmeister" ist dann eben doch nur ein Wort.
Wie gesagt, hat dieses GC in der obersten Spielklasse nicht nur sportlich nichts mehr verloren. GC ist irgendwie so der E-Sports-Verein im echten Fussball. Komplett nicht greifbar. Das schreibe ich nicht um zu provozieren, sondern weil es sich tatsächlich so für mich anfühlt. Das tut mir vielmehr leid, als dass es mich belustigt. Nur weil es bei einem anderen Verein mal noch beschissener geht, als meinem, gibt das mir keine Genugtuung. Aber da haben all die Aaraus, Servettes und Winterthurs mindestens die gleich grosse Eignung für die Nati A. Und ganz ehrlich: Ich glaube und hoffe auch, dass GC so schnell nicht wieder hoch kommt. Wird der Verein nächste Saison wieder aufsteigen, wird man die eigentlichen Probleme nicht gelöst haben. Ein Abstieg kann durchaus ein Fortschritt für den Verein sein. Dank dem ungeilen Ligensystem läuft man zumindest nicht Gefahr so rasch in die Versenkung zu verschwinden. Da müssen sich ganz viele an der eigenen Nase nehmen, auch die Fans selber, dass sie es so weit haben kommen lassen. Das Ziel der echten Hoppers muss es sein, diesen Verein vor dem totalen Abstieg aufzufangen und neu aufzubauen. In Zürich wird man wohl immer einen Geldgeber finden, der bei GC einsteigen würde und den Verein wettbewerbsfähig hält. Aber da muss ein Umbruch stattfinden. Sonst steht man in drei Jahren wieder am selben Ort.
Der ganze Spielabbruch war total lächerlich und dies nicht einmal wegen den GC-Fans. Diese taten mir fast ein wenig leid, dass sich keiner um sie gekümmert hat. Da passierte einfach mal gar nichts. Da ist eigentlich jede Klima-Demo spannender. Von Chaoten zu schreiben, ist überhaupt nicht verhältnismässig, da überhaupt nichts geschehen ist. Für das deeskalierende Verhalten muss man dem FCL und auch der Polizei aber dennoch ein Kränzchen binden. Lieber so als umgekehrt. Über das Nichtstun muss sich aber auch der FCL Gedanken machen. Man muss doch irgendwie erfahren wollen, was deren Ziel und Absichten sind und muss sich miteinander auseinandersetzen. Hatte man das Gefühl, die gehen aus Langeweile irgendwann dann schon wieder in den Gästesektor? Das war erbärmlich, in erster Linie allerdings von der GC-Vereinsführung. Oder es spielte ihnen in die Karten.
GC sportlich absolut desolat und hat sich nie auch nur ansatzweise gegen die Niederlage gestemmt. Die Situation war schon ziemlich aussichtslos und dennoch darf man erwarten, dass die Spieler ihr Bestes geben. Und dieser Lindner, den gefühlt alle als Zibung-Ersatz fordern, hat 12 Tore gegen unsere, naja, sagen wir bescheidene Truppe erhalten in dieser Saison - in drei-dreiviertel Spielen. Klasse. Sonst gibt es nicht viel zu sagen ausser vielleicht, dass die Viererkette von Luzern perfekt funktioniert hat und den Höhepunkt punkto Lächerlichkeit bildete (sorry, wenn ich hier einen Gag der Tackling-Typen spoilere):