NLZ hat geschrieben:Stierli überlässt das Präsidium der Investoren Marco Sieber
Fussball Walter Stierli (65) hat ein Jahr nach dem Rücktritt als Präsident des FC Luzern nun auch die Führung als Chef der Holding abgegeben. Sein Nachfolger ist Marco Sieber (54).
Walter Stierli begründet seinen Rücktritt als Verwaltungsratspräsident der Holdinggesellschaft Löwen Sport und Event AG, der ein Jahr früher als ursprünglich geplant erfolgt, so: «Dieses Präsidium hatte ich seit 2005. Ich spüre, es müssen jetzt neue Impulse kommen. Deshalb kann ich uneigennützig festhalten, ich muss einem unverbrauchten Jüngeren Platz machen - das ist Marco Sieber.» Der 65-jährige Stierli ist offensichtlich froh, «dass ich aus der Verantwortung treten kann, denn es ist auch eine Belastung. Der Präsident der Holding hat die Gesamtverantwortung über den FC Luzern, vor allem über die Finanzen.»
Doch bleibt Stierli, der von 2005 bis 2012 FCL-Präsident war und massgeblichen Anteil am Bau der Swissporarena hatte, dem fünfköpfigen Gremium der Investoren erhalten. Er behält seinen Aktienanteil von 25 Prozent. «Der Verein ist mir ans Herz gewachsen, natürlich unterstütze ich den FCL, wo ich kann, und bringe weiterhin meine Erfahrung ein», sagt Stierli. Von seinem Nachfolger ist er überzeugt: «Marco Sieber hat die notwendige Dynamik, damit der FCL mit Hilfe der Holding einen weiteren Schritt vorwärtsgehen kann.»
Erfolgreich und engagiert
Sieber hat sich im November 2011 als Privatperson mit einem 10-Prozent-Anteil an der Löwen Sport und Event AG beteiligt. Er ist Mitinhaber der Siga Holding AG mit 330 Mitarbeitern und Sitz in Ruswil. Er ist Vater zweier Töchter (18 und 20) und wohnt in Horw. Letzten Dienstag ist er an der Generalversammlung der Holding zum Nachfolger von Stierli gewählt worden. «Ich bin froh, dass mir Walter das Feld gepflügt hat und uns weiterhin als Verwaltungsrat erhalten bleibt.»
Sieber stellt auch klar, es sei gar nicht der Fall, wie oft in der Öffentlichkeit dargestellt werde, dass Walter Stierli und Bernhard Alpstaeg als Mehrheitsaktionäre das alleinige Sagen hätten. Die fünf Verwaltungsräte - dazu gehören neben ihm, Stierli und Alpstaeg der ägyptische Tourismusunternehmer Samih Sawiris und der Bauunternehmer Hans Schmid - würden ihre Entscheide stets gemeinsam fällen. Jeden zweiten Monat halten sie ihre Verwaltungsratssitzung ab, in den Monaten dazwischen treffen sie sich mit dem FCL-Verwaltungsrat um Präsident Mike Hauser, um direkt über die operativen Tätigkeiten des Klubs informiert zu werden. Der Führungsstil in der Holding bleibe gleich, sagt Sieber. «Wir diskutieren hart miteinander, aber bis jetzt sind wir schliesslich immer zu einstimmigen Beschlüssen gekommen.»
Für den erfolgreichen Unternehmer spricht sein grosses Engagement für den FC Luzern. Obwohl er ursprünglich kein Fussballer ist, hat er sich sofort leidenschaftlich für den Verein eingesetzt. So ist er an Testspielen in Lugano und Reiden anzutreffen und regelmässig an Trainings auf der Allmend. Sieber führt einen direkten Draht zu Sportdirektor Alex Frei wie zu Chefscout Remo Gaugler.
«Wir sind nicht die FCL-Bank»
Für Siebers Weg spricht auch, dass er klarstellt: «Die Bezeichnung FCL-Hausbank gefällt mir nicht, denn eine Bank will Zinsen und Erträge. Wir sind Aktionäre, und das ist unsere Firma, für die wir schauen.»
Trotz der bis vor wenigen Wochen enttäuschend verlaufenen Saison müssen die Investoren am Ende nicht für ein befürchtetes Millionendefizit geradestehen. «Wir sind noch mit einem blauen Auge davongekommen», umschreibt FCL-Ehrenpräsident Stierli die Gefühlslage ohne jene konkreten Zahlen zu nennen, die am 4. Juni an der FCL-GV Präsident Hauser bekannt geben wird.
Stierli, der den Klub 2005 in der Challenge League übernommen hatte, sagt: «Natürlich bin ich erleichtert, denn das Damoklesschwert des Abstiegs lag zentnerschwer über uns.» Er ist allerdings überzeugt, «dass wir schlimmstenfalls auch ein solches Jahr überstanden hätten».
Viel Lob für den Sportchef
Die Saison sei nicht optimal gewesen, doch am Ende seien die Entscheide für Sportchef Alex Frei und Trainer Carlos Bernegger mutig und richtig gewesen. Stierli: «Alex Frei hat unser Vertrauen bis jetzt zu 100 Prozent erfüllt, er hat mit Carlos Bernegger den Trainer geholt, der die Mannschaft im Griff hat.»
Sieber ist von der Siegermentalität und dem fussballerischen Beurteilungsvermögen von Frei sehr angetan. Von dessen Kontakten nach Dortmund und in die Bundesliga erhoffen sich beide viel. Es könne sein, dass die zwei Toptransfers, welche die Investoren stemmen wollen, «junge Spieler mit viel Potenzial» sein werden.