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Ultras

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Beitrag von Admin » 2. Nov 2005, 17:57

lucerne hat geschrieben:ja wird die abstimmung im parlament sein, aber wir können ja dann das referendum ergreiffen.. :roll:

ist vielleicht besser, kommt sowas nicht vors volk - gäbe wohl min. 90% stimmen für die datenbank... :(
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Beitrag von Grisch » 2. Nov 2005, 18:01

Admin hat geschrieben:ist vielleicht besser, kommt sowas nicht vors volk - gäbe wohl min. 90% stimmen für die datenbank... :(


täusch dich nich. Diese Datenbank wäre ein massiver Eingriff in die Persönlichkeit und Datenschutz eines einzelnen. Das würde wohl sowohl von linker als auch von rechter Seite bekämpft werden.

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Beitrag von Admin » 2. Nov 2005, 18:04

Grisch hat geschrieben:Diese Datenbank wäre ein massiver Eingriff in die Persönlichkeit und Datenschutz eines einzelnen.

Ja, aber nur in die Persönlichkeit und den Datenschutz von einzelnen "Chaoten", "Hooligans", "Kriminellen"! Ich habe das Gefühl, da zuckt der gemeine Bürger nicht mal mit der Wimper, wenn er ein Ja einlegt...
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Beitrag von UNDERCOVER » 2. Nov 2005, 18:30

satz für satz verkauft helbling die leser für dumm. den kritischen fragen weicht er aus (z.b. zu den äusserst mangelhaften kontrollen im hardturm), um weiter gebetsmühlenartig seinen mumpitz runterzubeten. glücklicherweise entscheiden (mehrheitlich) fähige politiker und nicht sture und inkompetente verbandsversager über die schweizer gesetzgebung.

herr helbling, der einzige totengräber des fussballs sind sie selber!

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Beitrag von Panda » 2. Nov 2005, 19:03

Wie wär's mit einer schweizweiten Spruchband Aktion gegen Helbling?

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Beitrag von raven » 2. Nov 2005, 19:13

Admin hat geschrieben:
Grisch hat geschrieben:Diese Datenbank wäre ein massiver Eingriff in die Persönlichkeit und Datenschutz eines einzelnen.

Ja, aber nur in die Persönlichkeit und den Datenschutz von einzelnen "Chaoten", "Hooligans", "Kriminellen"! Ich habe das Gefühl, da zuckt der gemeine Bürger nicht mal mit der Wimper, wenn er ein Ja einlegt...


Man musste es dem Pöbel nur gut verkaufen. Werbung ist heutzutage mehr als die Hälfte. Legen wir doch zusammen 8)
stänkerer gegen oben

original felpe

Beitrag von original felpe » 2. Nov 2005, 19:38

Panda hat geschrieben:Wie wär's mit einer schweizweiten Spruchband Aktion gegen Helbling?


ist mir als erste reaktion auch in den sinn gekommen. müsste aber was originelles und kreatives sein, sonst legt er das als beweis für seine chaoten-these aus...

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Beitrag von Zyleta » 3. Nov 2005, 13:35

Bei Austria Salzburg hats ja auch funktioniert, dann für die eingenen Interessen erst recht :!: Es wird langsam richtig pervers, siehe auch GC-YB Story...
szar Ferencváros!

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Beitrag von NOISER » 4. Nov 2005, 17:54

Pressmitteilung

Mit Bedauern stellt "Fanarbeit Schweiz" fest, dass in letzter Zeit einseitig und undifferenziert über die Fanszene berichtet wurde. Als Spezialisten und Spezialistinnen, die vor Ort mit der Fanszene arbeiten, können wir zwar eine Zunahme der Problematik feststellen, nicht aber in dem Mass wie dies immer wieder dargelegt wird. Wir möchten auf zwei Mechanismen hinweisen, die uns in diesem Zusammenhang wichtig erscheinen:

- Mit der öffentlichen Darstellung der Fankurve als "rechtsfreier Raum" wird die Fankurve auch für Personen interessant, die einzig und allein wegen der Randale kommen. Diese Personen sind nicht verankert in der Fanszene und interessieren sich tatsächlich nicht für den Sport. Durch die mangelnde Verankerung entziehen sie sich aber auch der Selbstregulation der Fanszene. Die Selbstregulation gerät so aus den Fugen und die Kurve droht tatsächlich zum rechtsfreien Raum zu werden. Wir fordern daher eine differenziertere Darstellung der Kurve und der Fanszene, die nicht nur aus "Hooligans und Chaoten" besteht, sondern zu einem überwiegenden Teil aus passionierten und kreativen Fans.

- Wir finden es wichtig, dass klare Regeln bestehen und diese mit repressiven und präventiven Mitteln eingehalten werden. Regeln sind aber nur wirksam, wenn man deren Sinn und Zweck einsieht. Daher fordern wir einen besseren Einbezug der Fananliegen in die Erarbeitung von Regeln. Zudem droht – wird die Regeleinhaltung alleine mit repressiven Mitteln durchgesetzt – eine Verlagerung der Problematik. Stadionverbote und Rayonverbote können zwar unliebsame Elemente fernhalten, nicht aber die zugrunde liegende Problematik lösen.
Immer wieder wird die "Fanproblematik" auch hinsichtlich der Uefa Euro 2008 thematisiert. Wir möchten betonen, dass allfällige Probleme, die 2008 auf uns zukommen nicht dieselben sind, wie jene die im Liga-Alltag herrschen. Sie brauchen daher auch besondere Massnahmen.
Wir fordern die beteiligten Parteien auf, den Dialog zur Problemlösung aufzunehmen, statt sich in eine verheerende Eskalations-Spirale zu begeben. Im Vergleich zum Ausland sind die Probleme in der Schweiz gering. Umso mehr wäre es an der Zeit, diesen Dialog zu starten und gemeinsame Lösungen zu erarbeiten. Die Fanarbeit kann hier Hand bieten und Know-How zur Verfügung stellen. Positive Erfahrungen mit Fanarbeit konnten bereits im Ausland und in der Schweiz erzielt werden.

Fanarbeit Schweiz möchte ausserdem darauf hinweisen, dass seit einigen Tagen unsere Internet-Plattform unter www.fanarbeit.ch zugänglich ist.


Fanarbeit Schweiz
David Zimmermann, Geschäftsleiter
TFC!

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Beitrag von Jack » 5. Nov 2005, 07:49

"Hooligans und Chaoten"



mein gott.... :roll:
ich mag dieses wort nicht...

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Beitrag von kutte » 5. Nov 2005, 11:58

Zyleta hat geschrieben: Es wird langsam richtig pervers, siehe auch GC-YB Story...


wie meinst du jetzt das mit "pervers"? :D
nette stadionkneipen in der haupttribüne, die kleinere, über eine metalltreppe zu erreichen welche sicher schon manchem schwierigkeiten bereitet hat, nimmt uns warm auf. allerdings dürfte keiner schwierigkeiten mit dieser wirklich gut beleuchteten - und auch mit hilfsbereiten vorlokalitätkräften besetzten - treppe haben der das abenteuer pissoir im rausch - oder anrausch - souverän umschifft hat. eine blechbarakene, überdachte pissrinne, deren eingang sich zurückzieht wie der scham einer frau zwischen zwei langen, weit geöffneten beinen. geile konstruktion, ohne jedes licht - das fördert die phantasie, bringt aber natürlich auch gefahren mit sich.

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Beitrag von raven » 5. Nov 2005, 11:59

Jack Bauer hat geschrieben:
"Hooligans und Chaoten"



mein gott.... :roll:
ich mag dieses wort nicht...


Sollte vermutlich "Hooligans, Chaoten und Rechtsextreme" heissen. :salut:
stänkerer gegen oben

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Beitrag von Bill Shankly » 21. Nov 2005, 17:35

...irgendwie übel und schade, was für Ultrà-Gruppierungen sich in letzter Zeit so auflösen.

Entschied sich vor gut 2 Montaten die Brigate nerazzurre Atalanta sich aufzulösen ( http://img299.imageshack.us/img299/2986 ... bna5bf.jpg ), folgten ihr vor einer Woche die Fossa dei Leoni von Milan nach der Fahnenklaugeschichte ( http://www.fdl.it ). Heute folgte dann die Eastside Bremen mit ihrer Auflösungs-Info, nachdem sie bereits lange Zeit gebröckelt hatte ( http://www.es97.net ).
COYI!

Simba

Beitrag von Simba » 21. Nov 2005, 18:07

Bill Shankly hat geschrieben:...folgten ihr vor einer Woche die Fossa dei Leoni von Milan nach der Fahnenklaugeschichte ( http://www.fdl.it ).

Was war da genau vorgefallen, hab ich gar nicht mitgekriegt?

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Beitrag von Master » 21. Nov 2005, 19:21

übel, in anderen foren wird angenommen, dass sich die FDL nur aufgelöst hat um unter einem neuen namen weiterzumachen und so den "fanartikel" verkauf und somit den umsatz wieder anzukurbeln! :?
L U C E R N E - Till I Die!

Kämpfe Lozärn, Kämpfe Lozärn!
mer wend Euch gwönne gseh!

Master (am Do 20. Okt 2005 22:24 ) hat geschrieben:ich sage immer das gleiche.. dass er dem verein helfen wird, davon bin ich überzeugt!
dass er der fanszene schaden wird, davon bin ich genau so überzeugt! aber ich hoffe wir werden das überstehen!
Master hat geschrieben:
4. Mär 2021, 10:55
Danke sonnenkönnig*
*meine Prophezeiung in der Signatur ist kolossal falsch.. Die Fanszene hat sich geeint und geformt durch ihn, um den Verein steht es schlechter als erwartet..

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Scotland Yard
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Beitrag von Scotland Yard » 21. Nov 2005, 20:14

Die Fossa dei Leoni bestand seit 1968 und hat sich nach dem Trainingsgeländer des AC Milans, Höhle des Löwen, benannt. Die Fossa dei Leoni hat jeden aufgenommen, der die 5 Euro Jahresgebühr gezahlt hat, so konnten sie auch heute noch die meisten Mitglieder vorzeigen. Dadurch kam es zu vermehrten Sezioni und vermehrt zu Bannern mit dem Löwen.
Durch die vielen Sezioni und die Mitglieder, die die FdL nicht mehr kontrollieren konnte kam es beim Derby gegen Juve zu einem Fahnenklau und einer Rückholaktion, die dem Ruf der FdL geschadet hat.

Aufgrund eines Fehlers von einigen Mitgliedern sah sich die FdL gezwungen sich aufzulösen.
Das ist nicht nur ein schwerer Schlag für die Szene der Milanisti, sondern auch für die Ultraszene allgemein,d a nach der BNA aus Bergamo sich jetzt die nächste Grosse Gruppierung aufgelöst hat.

Was wird jetzt in der Curva Sud Milan passieren?
Nun da gibt es einige Szenarien:
- Der Kern und die Gründungsmitglieder der FdL werden sich zusammensetzen und eine neue Gruppierung aufbauen, die sehr schnell wieder ähnlichen Respekt ernten wird. Aber diesmal wird die Gruppe nicht ganz so gross werden.
- Der Kern der FdL setzt sich mit der BRN zusammen und es werden die Ultras Curva Sud gegründet, eine Art Zusammenschluss der Curva Sud.
- Die FdL löst sich komplett auf, einige Mitglieder treten in die BRN oder andere Gruppierungen ein, andere bilden eine kleinere neue Gruppierung, in der Kurve bleibt alles beim alten.
- Die FdL löst sich komplett auf, Mitglieder gehen in andere Gruppierungen, die Kurve macht einen Rechtsruck und zeigt im Stadion wieder Politik.

Ich hoffe sehr auf eine der ersten beiden Alternativen. Die letzen beiden würden die Curva Sud sehr schwächen, vor allem wenn der FdL Kern sich aus dem Stadion komplett zurückziehen sollte.

Bill Shankly
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Beitrag von Bill Shankly » 21. Nov 2005, 21:25

Master hat geschrieben:übel, in anderen foren wird angenommen, dass sich die FDL nur aufgelöst hat um unter einem neuen namen weiterzumachen und so den "fanartikel" verkauf und somit den umsatz wieder anzukurbeln! :?


...dies wurde so scheinbar auch in der Gazzetta dello Sport von einem anonymen FdL-Mitglied zitiert!


Mäli hat geschrieben:Die FdL löst sich komplett auf, Mitglieder gehen in andere Gruppierungen, die Kurve macht einen Rechtsruck und zeigt im Stadion wieder Politik.


...was ja heissen würde, dass die Brigate Rossonere das Zepter übernehmen würde, was dann wohl so aussehen würde (und momentan auch aussieht):
http://www.brigaterossonere.it/foto_partite/seriea0506/ascoli_milan/view.php?id=1&image=ascolimilan_13.jpg
(obwohl der Dreifingergruss insbesondere hier eigentlich nichts heissen muss!)
COYI!

Bill Shankly
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Beitrag von Bill Shankly » 23. Nov 2005, 22:38

COYI!

Rumpel
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Beitrag von Rumpel » 23. Nov 2005, 23:09

Wirklich extrem guter Text. Kann mich Bill nur anschliessen :arrow: LESEN!
Nein, es ist nur ein Spiel, wenn man gewinnt. Wenn man verliert ist es Scheisszeitverschwendung!

When I looked up "Ninjas" in Thesaurus.com, it said "Ninja's can't be found" Well played Ninjas, well played.

Es tut mit leid Ihnen mitteilen zu müssen, dass Sie den Anforderungen des humanen Evolutionsprogrammes in keinster Weise entsprechen.

bundesrat
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ULTRAS - und andere Fans

Beitrag von bundesrat » 28. Nov 2005, 21:32

Habe einen lesenswerten Bericht in der FAZ (ne deutsche Zeitung...)gefunden.

Fußballfans
Sie können sich ihre Wappen selber basteln
Von Andreas Rosenfelder

23. November 2005 Noch in den späten achtziger Jahren kam niemand auf
die Idee, Fußball als Teil der Popkultur zu betrachten. Damals traf man
in einer ganz normalen Fankurve, die selten ausverkauft war, auf eine
Monokultur von Röhrenjeansträgern mit Schnäuzer und Vokuhila.


Der Durchschnittsfan trug einen meterlangen Häkelschal in den
Vereinsfarben und mindestens einen Aufnäher auf der Jeansjacke. Über
weite Strecken beherrschte ein von heiseren Schreien durchbrochenes
Gemurmel das Klangbild, aus dem sich nur manchmal Gesänge
herausschälten, in denen man den Gästefans meistens zu
Rod-Stewart-Melodien unterstellte, unter Brücken oder in der
Bahnhofsmission zu schlafen - und das war noch eine der
diplomatischeren Botschaften.


Man muß sich an diesen rauhen Urzustand erinnern, wenn im Vorfeld der
WM nun jeder Theaterintendant seit Jahrzehnten eingefleischter
Fußballfan gewesen sein will. Vor fünfzehn Jahren gab es noch keine
Intellektuellenmagazine für Fußballkultur, sondern nur
maschinengetippte und handkopierte Fanzines, die in den Halbzeitpausen
verteilt wurden und die Vorfreude auf die berüchtigte ?Dritte Halbzeit?
anheizten. Daß sich Fußball zum hippen Gesamtkunstwerk entwickelt hat,
das alle Gesellschaftsbereiche durchstrahlt, ist keineswegs nur den
üblichen Verdächtigen wie Franz Beckenbauer, Nick Hornby oder dem
Sender Premiere zu verdanken.

Revolution in den Stadien

Wesentlichen Anteil an der Wiederbelebung des lange Zeit als
Proletensport verpönten Fußballs hatte die ?Ultra?-Bewegung, die in den
neunziger Jahren von Südeuropa nach Deutschland schwappte und die
Atmosphäre in hiesigen Stadien revolutionierte. Die tribünenfüllenden
Choreographien, die vor jeder Live-Übertragung als Stimmungsmacher
eingeblendet werden und beim Stadionbesuch vor dem Anpfiff für
unvergleichliche Gänsehaut sorgen, gäbe es ohne die ?Ultras? nicht.

Daß nun Sicherheitsexperten und zweifelhafte Fansoziologen mit
Begriffen wie ?Hooltras? das Bild einer diffusen Bedrohung aus den
Fanblöcken zeichnen und daß Reporter in jedem Bengalfeuer ein
Vorzeichen des Bürgerkriegs ausmachen, während gleichzeitig der DFB mit
dem offiziellen ?Fan Club Nationalelf? den lächerlichen Versuch
unternimmt, in der Retorte eine keimfreie Fankultur heranzuzüchten -
dieser kritische Punkt in der jungen Geschichte der deutschen Ultras
sollte Anlaß geben, ihren Standort zu bestimmen.

Tradition und Avantgarde

Wie bei vielen Jugendkulturen führt auch der Weg zu den Ultras über
eine Negation. So verkörpert die urige Fankneipe ?Auf Schalke? an der
Kurt-Schumacher-Straße 119 in Gelsenkirchen - ein holzvertäfeltes
Museum für Fanschals und Trikots - all das, was die Ultras nicht sein
wollen. Hier sitzt der ?Schalker Fanclub Verband?, der fast
zwölfhundert Schalke-Fanclubs mit rund fünfundzwanzigtausend
Mitgliedern zusammenfaßt. Im Gegensatz dazu haben sich die Ultras immer
als Avantgarde verstanden: In Gelsenkirchen zählen sie rund achthundert
Mitglieder.


In der Südtribüne der alten Glückauf-Kampfbahn, ebenfalls an der
Kurt-Schumacher-Straße, sitzt das ?Schalker Fanprojekt?. Der
selbständige Designer Jan Klaffke und der Jurastudent Thomas Kirschner,
beide fünfundzwanzig Jahre alt, sind die Vorsitzenden der ?Ultras
Gelsenkirchen? und waren schon in den späten Neunzigern dabei, als in
der Schalker Kurve die ersten Choreographien auftauchten. Nach
Deutschland übergesprungen war der Funke in Leverkusen, wo die
?Madboyz? schon 1994 beim Uefa-Cup-Spiel gegen den FC Parma mit
Pyrotechnik und Großschwenkfahnen experimentierten und das damals
unscheinbare Ulrich-Haberland-Stadion in einen Hexenkessel
verwandelten.

Das Ende der Kuttenkultur

Während, wie Klaffke sich erinnert, vorher die ?Kuttenkultur aus dem
Proletariat? die Stadien prägte, stammen die Ultras überwiegend aus
?gutbürgerlichen Kreisen?. Eine wichtige Rolle bei der Aneignung der
neuen Fankultur spielten das Deutsche Sportfernsehen mit seinen
Übertragungen aus südlichen Ligen und das Internet, wo man auf
Audiodateien mit neuartigen Fangesängen stieß, die alte Brüller wie
?Zieht den Bayern die Lederhosen aus? verblassen ließen. Eines der
deutlichsten Merkmale der Ultra-Kultur ist die Ersetzung des
Schlachtrufs ?Ole? durch ?Allez? - auch wenn diese feine
Lautverschiebung, wie Kirschner abwinkend feststellt, beim breiten
Publikum längst noch nicht durchgedrungen ist.

In Italien existierte die ?Ultra?-Bewegung, die für ultimative
Unterstützung des Heimatvereins auch bei Auswärtsfahrten eintrat, seit
den sechziger Jahren. Viele ihrer Formen - das Megaphon des ?Capo?, der
als ?Kopf? der Kurve die Gesänge vorgibt, oder die mit zwei Stangen
getragenen Doppelhalter - wanderten aus der Protestkultur in die
Stadien. So spielten die ?Brigate Rossonere? des AC Mailand mit ihrem
Namen nicht nur auf die Vereinsfarben Schwarz-Rot, sondern auch auf die
Roten Brigaden an. Auch wenn die ?Ultra?-Szene nie politisch festgelegt
war und es in Italien immer sowohl rechte als auch linke Kurven gab,
verband sie doch der Wille, die Autonomie der Fanblöcke zu verteidigen.
Man lehnte Trikots und kommerzielle Fanartikel ab, um statt dessen in
Zivil zum Spiel zu kommen und alle für den ?Support? wichtigen
Gegenstände selbst zu basteln.

Small talk hält sich in Grenzen

Mit der üblichen Fanfolklore hat dieser unabhängig von Sponsoring und
Vereinsgeldern hochgehaltene Anspruch, ?die Stadionatmosphäre optisch
und akustisch zu verbessern?, nicht viel gemein. ?Wir sehen die Spieler
nicht als Idole an, mit denen man Arm in Arm fotografiert werden will?,
erklärt Klaffke. So spielt Small talk über das Privatleben der Profis
oder die optimale Aufstellung natürlich auch bei den Ultras eine Rolle,
hält sich aber in Grenzen. ?Ich kann nicht beeinflussen, wer in der
Viererkette spielt?, sagt Klaffke. ?Wir können aber die Farben zeigen,
die wir hochhalten.? Auch Kirschner betont den expressiven Wettbewerb,
den die Ultras unterschiedlicher Vereine mit ihren Choreographien
führen - und der das gewaltsame Austragen der Konkurrenz nach dem
Schlußpfiff fast ganz abgelöst hat.

Viele ?Normalos? unter den Fans argwöhnen, daß es den Ultras gar nicht
mehr um den Spielverlauf, sondern nur noch um Symbolfetischismus und
lückenlose Unterstützung geht. Schließlich steht der ?Capo? über
neunzig Minuten mit dem Rücken zum Spielfeld. Doch Klaffke sieht genau
darin eine tiefere Form der Zuwendung - in einer Zeit, in der man sein
Fantum nicht mehr nur über die alle paar Jahre durchgewechselte
Mannschaft definieren kann. ?Man klammert sich an die Idee des Vereins,
die Gemeinschaft des Vereins. An traditionelle Werte wie Wappen und
Farben.?

Fußball als Freiraum

Auch wenn sich die Ultras scheinbar vom modernen Fußball mit seinen
ökonomischen Bedingungen und am Taktiktisch gewonnenen Erkenntnissen
abkoppeln, geht es ihnen um die Rettung des Fußballs als eines nicht
fremdbestimmten Freiraums. ?Die Ultras haben unbewußt an der
Kommerzialisierung des Sports mitgewirkt?, gibt der Jurastudent
Kirschner zu. Jetzt, sagt Klaffke, kopiert der DFB mit seinem
Laborfanclub die Stimmungstechniken der Ultras, während andererseits
Angst geschürt wird vor ?Menschenansammlungen in der Kurve, die nicht
berechenbar sind?.

Schon wegen Bierbecherwürfen werden Stadionverbote verhängt. ?Auf der
Kurve?, sagt Klaffke, ?sollte es aber gewachsene Rituale geben, die
toleriert werden.? Denn längst werde die Jugendkultur der ?Ultras?
eingeholt von einer ?Klingelton-Generation?, die mit Freundin im Arm
und Fanshop-Tüte in der Hand ins Zentrum des Fanblocks eindringt, das
doch nach alter italienischer Sitte den Ultras gehört, und sich dann,
wenn die ganze Kurve hüpft, über Schmutzflecken auf ihren empfindlich
weißen Turnschuhen beschwert. Das klingt nach jener Arroganz, die den
Ultras oft vorgeworfen wird - aber die familienfreundlichen
Sitzplatzstadien sind groß und die Ultras klein an der Zahl. ?Die
Fankurve?, sagt Klaffke, ?ist in einer beliebigen Spaßgesellschaft eine
Insel, die gleichbleibt.?

Wechselseitiger Respekt

Auch wenn die ?Ultras? keinen Spielerpersonenkult betreiben, gibt es
Bundesligaprofis, die genau diese Form der Unterstützung schätzen. Der
Schalker Torhüter Frank Rost, im Fall eines Rückzugs von Jens Lehmann
womöglich als dritter Torhüter bei der WM, trägt auf dem Platz seit
geraumer Zeit ein T-Shirt der ?Ultras Gelsenkirchen? unter seiner
Torwartkluft und trifft sich immer wieder mit Vertretern der Ultras.
Als Rost vor einigen Wochen auf seiner Homepage über das Verhalten
einiger Fans klagte, die ihn mit aggressiven Sprüchen wie ?Wir zahlen
dein Gehalt? im Alltag anmachten, versuchten die Boulevardmedien
anfangs das Bild des arroganten Millionärs zu zeichnen - während in der
Fanszene großes Verständnis für die Forderung nach höflichem Umgang und
wechselseitigem Respekt artikuliert wurde.

Wahrscheinlich wird Frank Rost auch deswegen so geachtet, weil er auf
aufsehenerregende und gerade deshalb unglaubwürdige Loyalitätsgesten
verzichtet. ?Es widerstrebt mir, das Vereinswappen zu küssen?, sagt
Rost. ?Ich war auch nicht gleich Schalker, als ich aus Bremen nach
Gelsenkirchen kam.? Im feinen Restaurant ?Schloß Berge? nahe der
jetzigen ?VeltinsArena? bestellt er Scholle - er schätzt das gute Essen
hier, das auch im Ruhrgebiet langsam die fettige
Jägerschnitzel-Monokultur verdrängt. Der in Ostdeutschland
aufgewachsene Torwart versteht sich mit den Ultras besser als mit den
zum Starkult neigenden Modefans. ?Die Ultras sind ganz normale
Menschen, die sachlich mit dir reden. Ich weiß auch, was die für
Entbehrungen auf sich nehmen.?

Reingepfercht und reingeprügelt

Für eine künstliche Fankultur, wie sie der DFB zur Weltmeisterschaft in
Szene setzen möchte, hat Rost ebensowenig Sinn wie für Kunstrasen.
?Wenn man so weit kommt, daß man offizielle Choreographen engagiert,
dann ist der Fußball kaputt.? Ihm steht der harte Kern der Fans, ?Leute
mit Ecken und Kanten?, näher als jene Eventfans, die schon zur Pause zu
pfeifen beginnen. ?Wenn ein Pferd Temperament hat?, sagt der Ehemann
einer Reiterin mit einem schönen Vergleich, ?kann ich auch nicht sagen,
es darf nicht ausschlagen, soll aber andererseits Ausstrahlung haben.?
Daß die Ultra-Szene in jüngster Zeit wieder mit
?Pauschalverurteilungen? von seiten der Politik leben müsse und zum
Teil ins Stadion ?reingepfercht und reingeprügelt? werde, hält er für
absurd: ?Diese Fans zahlen hohe Eintrittsgelder, um sich dann am
Eingang die Unterhosen durchsuchen zu lassen.?

Frank Rost hat im DDR-Fußball bei Lokomotive Leipzig und dem 1. FC
Markleeberg eine ?eher rustikale Ausbildung? genossen, wie er sie
heute, da Jungstars schon nach wenigen Bundesligaspielen vom Trainer
verhätschelt werden, ein wenig vermißt - ohne daß in dieser Sehnsucht
der Ruf nach knallharter Disziplin mitklänge. ?Fußball muß authentisch
bleiben.? Rost kann auch die Angst der Ultras verstehen, ihr Milieu zu
verlieren und durch jüngere Spaßfans an den Rand der Kurve verdrängt zu
werden. Auch dies, sagt der Torwart, sei eine Frage fehlenden Respekts.
Vielleicht kann nur ein Keeper, der die Hälfte des Spiels dicht vor der
eigenen Kurve steht und das Geschehen oft wie ein Zuschauer verfolgt,
die Fußballwelt mit den Augen der Fans sehen.


Posting in bestehenden Thread kopiert. Admin.

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