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von Yoda » 8. Jan 2012, 11:55
Aus der aktuellen Ausgabe aus der Sonntags Zeitung
Konter aus dem Wallis
Der FC Sion zieht wieder vor ein Zivilgericht - er will alle 36 Punkte zurück
VON PETER M. BIRRER
MARTIGNY/ZÜRICH Die Nachricht sorgte für allgemeine Erleichterung im Haus des Fussballs. Das Ultimatum der Fifa wurde aufgehoben, weil der Schweizerische Fussballverband (SFV) den FC Sion so bestrafte, wie es der Weltverband verlangt und als Konsequenz für Nichteinhalten der Transfersperre erachtet hat: mit 36 Punkten Abzug. Nur ist damit keineswegs der Schlusspunkt in dieser unendlichen Geschichte gesetzt. Die Walliser setzen zum Konter an.
Zen-Ruffinen: «Der Verband macht grosse Fehler»
Dem FC Sion bliebe als Rekursmöglichkeit der Gang vor das Internationale Sportgericht (CAS). Aber das ist Christian Constantin zu wenig, zumal der Präsident dem CAS wiederholt Befangenheit vorgeworfen hat. Er will die Angelegenheit ab Montag von einem Richter des Regionalgerichts Bern-Mittelland (der SFV hat seinen Sitz in Muri) klären lassen und provisorische Massnahmen erlangen, um den Punkteabzug rückgängig zu machen. Anwalt Alexandre Zen-Ruffinen formuliert den Plan deutlich: «Wir wollen nicht 10, nicht 20, sondern 36 Punkte zurück.» Seine Forderung stützt er darauf, dass der SFV «die Statuten verletzte» und dass «der Zentralvorstand keine Kompetenz hat, uns zu bestrafen. Das ist Sache der Disziplinar-Kommission. Der Verband macht grosse Fehler. Wir sind nicht bereit, dafür zu büssen.»
Ausserdem habe die Tabelle auch erheblichen Einfluss auf die Aktivitäten auf dem Transfermarkt. Zen-Ruffinen: «Wer will schon zu einer Mannschaft wechseln, die 16 Punkte Rückstand auf den Zweitletzten aufweist?»
SFV würde Anordnungen des Zivilgerichts folgen
Der SFV hat sich auf ein lautes Echo aus Sion eingestellt. Chefjurist Robert Breiter hofft, dass die in den Statuten verankerte Schiedsklausel wirksam wird und der Zivilrichter den Wallisern eröffnet, nicht zuständig zu sein und sie ans CAS verweist. Nimmt er sich der Sache aber an und entscheidet sich für vorsorgliche Massnahmen, könnte das unangenehme Folgen haben: Sion müssten die Punkte wieder gutgeschrieben werden.
«Der Fall könnte sich extrem in die Länge ziehen», sagt Breiter, der ausschliesst, dass sich Verband und Liga den Anordnungen eines ordentlichen Gerichts widersetzen würden. Der SFV hat die Fifa fortan laufend über die Entwicklung zu unterrichten.
Vorderhand kein Thema sind neue Androhungen von Sanktionen wie Ausschluss. Erlaubt ist es den Sittenern gemäss Weltverband wieder, Transfers zu tätigen. Und die im letzten Sommer verpflichteten Spieler sind einsatzberechtigt, wenn die Qualifikationsgesuche eingereicht werden.
Am 23. Mai endet die Saison 2011/12. Erreicht Sion auf zivilrechtlichem Weg provisorische Massnahmen, wird der Fall bis dahin nicht abgeschlossen sein, die Tabelle von jenem Tag aber ihre Gültigkeit behalten. «Möglicherweise wird in zwei Jahren festgestellt, dass dem FC Sion die Punkte doch hätten abgezogen werden müssen», sagt Breiter, «aber dann lässt sich das nicht mehr korrigieren.»
Publiziert am 08.01.2012