Re: Wo ist der Edgar Oehler der Zentralschweiz?
Verfasst: 8. Jul 2011, 08:10
Züri Zeitung
Auch Sawiris steigt ins Boot des FC Luzern
Der Ägypter beteiligt sich an der Stadion-Holding
Samih Sawiris übernimmt in Luzern 12,5 Prozent des Aktienpakets. Das Sagen haben weiterhin der Klubpräsident Stierli und der Geldgeber Alpstäg.
Peter B. Birrer, Luzern
Der Schweizer Klubfussball ist kunterbunt. In Basel ist die Roche-Miterbin Gigi Oeri beteiligt, bei YB der Unternehmer und Velofreund Andreas Rihs, bei Servette der Iraner Majid Pishyar, in Sitten Christian Constantin, im FC Zürich sind es die Canepas, in Neuenburg lässt der Tschetschene Bulat Tschagajew alles auf den Kopf stellen. Und jetzt kommt im FC Luzern der reiche ägyptische Unternehmer Samih Sawiris dazu. Er steigt zwar nicht in grossem Stil ein, aber er sitzt ein paar Wochen vor der Eröffnung der modernen Arena ins Luzerner Boot, das mit ihm bestimmt nicht an Geschwindigkeit einbüssen wird.
Sie sind guter Dinge im FC Luzern. Im neuen Stadion wird bereits der Naturrasen gepflegt, es wird an der Montage der Tribünensitze gearbeitet. Die Fertigstellung zeichnet sich ab. Der Stolz ist den Verantwortlichen ins Gesicht geschrieben. Zuweilen sprudeln ihre Worte an der am Donnerstag kurzfristig einberufenen Medienkonferenz zwar etwas unkontrolliert, aber das wird in treibenden Pionierzeiten verziehen, zumal jetzt Samih Sawiris in ihrer Mitte sitzt: Der 54-jährige Ägypter ist reich und lässt in Andermatt ein Tourismus-Resort bauen.
Sawiris übernimmt 12,5 Prozent der Aktien der Stadion-Holding Löwen Sport & Event AG. Wie schwer das Paket in Franken wiegt, wird nicht kommuniziert. Die Holding-Mehrheit bleibt durch den Klubpräsidenten Walter Stierli und den Swisspor-Patron Bernhard Alpstäg kontrolliert. Beteiligt im kleinen Stil ist dazu die sogenannte «Gruppe Rigi», 31 Prozent der Aktien stehen «für weitere Partner offen».
In Sawiris erhält der FC Luzern etwas Prominenz, eine breitere Abstützung, PR und einen Millionenbetrag. Der Ägypter seinerseits bringt sich im Schweizer Fussball ins Gespräch, steht mit einem halbem Bein im FC Luzern und kann in den von ihm gerühmten VIP-Räumlichkeiten Kontakte pflegen. Sawiris gab in einer künftigen Stadion-Loge seiner «doppelten Freude» Ausdruck - einerseits sei er nun «ein Teil des FC», andrerseits dürfe er von nun an «mitdenken». Er rühmte Luzern als «Hauptstadt der Innerschweiz» und sprach auch über Andermatt - wie könnte er das mit seinem Portfolio auslassen. Sawiris will sich im FC auch künftig nicht stärker einbringen. Er bleibe Mitbesitzer, weil zu viel Demokratie ungesund sei. Aber er sagte auch: «Wenn Geld benötigt wird, sitzen wir zusammen.» Der FC startet im neuen Haus mit einem 20-Millionen-Budget, das «steigerungsfähig» ist. «Wir sind nicht reich und nicht arm, wir sind Schweizer Durchschnitt», sagte Stierli.
Stierli und Alpstäg lobten ihr Stadion-Modell über Gebühr und teilten nach links und rechts aus. Man wolle in Luzern lokal verankert bleiben, war an dem Tag der Tenor, an dem ein Ägypter an Bord begrüsst wurde. Man wolle nicht «Xamax-Verhältnisse» und «nicht plötzlich die russische Nationalhymne im Stadion haben» (O-Ton Stierli). Alpstäg nannte es «unbegreiflich», dass Xamax «an Russen und Georgier» verkauft worden sei. Georgier? Auf die Frage, was Luzern aus dem Sanierungs-Kraftakt im St. Galler Stadion gelernt habe, antwortet Stierli: «Nichts. St. Gallen hat sich uns angepasst.»
Das Luzerner Stadion ist, anders als die St. Galler Arena 2008, beim Start nicht mit Hypotheken belastet. Alpstäg hält mit Swisspor die Namensrechte, er tätigte auch andere (Stadion-)Zuschüsse und bezifferte seinen Aufwand bis jetzt mit «gegen 15 Millionen Franken». Deshalb sitzt Alpstäg am FCL-Ruder. Stierli ist lauter Beisitzer, Sawiris nimmt gut sichtbar im hinteren Teil des Bootes Platz - mit gefülltem Geldkoffer.