Basel auf der Pirsch nach «el Pato»
IN ARGENTINIEN WIRD DAMIT GERECHNET, DASS ROBERTO ABBONDANZIERI ZUM FCB WECHSELT
Umworben. Noch heute oder morgen soll bei den Boca Juniors ein FCB-Angebot für Goalie Roberto Abbondanzieri eintreffen.
FLORIAN RAZ, MARIANO DAYAN
Die Anzeichen verdichten sich, dass der FC Basel stärker an der Verpflichtung des argentinischen Nationalgoalies interessiert ist, als er im Augenblick zugeben mag.
Roberto Abbondanzieri ist kurz angebunden, als er das Gelände des argentinischen Fussballverbandes verlässt, wo er sich drei Tage in der Woche mit der Nationalmannschaft auf die Weltmeisterschaft vorbereitet: «Ich möchte zu Basel eigentlich nichts sagen. Dort spielt ein Torhüter mit grosser Vergangenheit. Mir würde es selbst nicht gefallen, wenn mir passieren würde, was ihm derzeit geschieht.»
Was er damit meint: In Argentinien mehren sich die Zeichen, dass der FC Basel weiter stark daran interessiert ist, Abbondanzieri für die Zeit nach der WM in Deutschland zu verpflichten. Gemäss der Sportzeitung «Olé» soll gar heute oder morgen ein Angebot aus Basel bei den Boca Juniors eintreffen.
Bis 2007 gebunden. Mit dem argentinischen Kult-Club hat «el Pato» (die Ente) zwar noch einen Vertrag bis 2007, gratis würde sein Wechsel demnach nicht über die Bühne gehen. Und am liebsten würde Boca seinen Torwart halten, der bei den Fans den Status eines Idols hat. Doch angesichts der grossen Verdienste, die Abbondanzieri um den Verein hat, will Mauricio Macri seinem Keeper keine allzu grossen Steine in den Weg legen. Der Präsident von Boca rechnet damit, «dass jederzeit ein konkretes Angebot aus Basel kommen kann».
Heute soll sich Macri mit Ricardo Schlieper treffen, Abbondanzieris Berater, um herauszuhören, ob er sich nach einer neuen Nummer 1 umsehen muss. Eine Idee hat er bereits: «Für den Fall, dass Abbondanzieri geht, würde ich gerne Oscar Cordoba als Ersatz sehen.» Der 36-jährige Kolumbier spielt derzeit bei Besiktas Istanbul und hat schon früher bei den Juniors gespielt.
Beim FC Basel gab man sich noch am Dienstag bedeckt. Chefscout Ruedi Zbinden hat zwar schon im Winter zugegeben, Kontakt zu Abbondanzieri gehabt zu haben: «Aber im Moment ist da nichts.» Auskunftsfreudiger gab sich Matias Delgado. «Der Trainer hat mich nach ‹der Ente› gefragt, und ich hatte natürlich nur Gutes zu erzählen», wird der FCB-Spielmacher von «Olé» zitiert.
«Alter kein Kriterium». Immerhin, dass Abbondanzieri «ein sehr interessanter Mann» sei, der «12, 13 Titel gewonnen hat, darunter den Weltpokal», liess sich auch Zbinden entlocken. Und dass der Argentinier im August 34 Jahre alt wird, ist für Zbinden nichts, was gegen eine allfällige Verpflichtung spricht: «Das Alter ist bei Goalies kein Kriterium. Wichtig sind Erfahrung, Ruhe und Persönlichkeit. Und Abbondanzieri ist eine Riesen-Persönlichkeit.» Kommt dazu, dass die Basler Nummer 1, Pascal Zuberbühler, am 8. Januar bereits seinen 35. Geburtstag gefeiert hat.
Ein zweiter Punkt, der neben dem Alter gegen eine Verpflichtung Abbondanzieris sprechen könnte, ist, dass er das Kontingent für Nicht-EU-Ausländer belastet. Sofern nicht noch eine Grossmutter italienischer Abstammung aufgetrieben werden kann.
Dass sich Basel grundsätzlich um einen neuen Keeper bemüht, scheint dagegen plausibel. Nach einigen unglücklichen Auftritten seines Captains in der ersten Saisonhälfte hatte Trainer Christian Gross nach der Winterpause öffentlich eine markante Leistungssteigerung verlangt. Und Zuberbühler war beim Uefa-Cup-Aus in Middlesbrough ebenso wenig in der Lage, seine Mannschaft über Wasser zu halten, wie bei der verpassten Qualifikation zur Champions League bei Werder Bremen.
Und Roberto Abbondanzieri? Er sagt schliesslich doch noch, er spiele nun seit 1997 bei den Boca Juniors, «eine sehr lange Zeit». Dass ein Engagement in Europa «nebst der WM ein sehr schöner Abschluss» seiner Karriere wäre. Und bevor er in seinen BMW steigt, erklärt er gar noch, dass es «schön wäre, wenn es in Buenos Aires Orte gäbe wie in Basel». Kennengelernt hat er die Stadt, als er am 1. März das Testspiel Argentinien-Kroatien im im St.-Jakob-Park bestritt (2:3). Möglich, dass er seine Basel-Kenntnisse nach der Weltmeisterschaft vertiefen kann.
www.baz.ch