Fassen wir zusammen:
Ab dem 11. Mai darf trainiert werden.
Ab dem 8. Juni sind Geisterspiele möglich.
Ob Geisterspiele stattfinden, ist offen. Mehrere Vereine sprechen davon, dass Geisterspiele für die Klubs ein finanzielles Problem sind:
- Der FCB und der FCZ reden von Kosten von CHF 300k pro Spiel.
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- Beim FCL war schon im März von Kosten von rund CHF 100k für die Organisation, die Sicherheit, das Licht und Weiteres die Rede. Dazu kommen Einnahmeverluste.
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- Der FC Lugano spricht von einem finanziellen "Blutbad".
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Man kann darüber streiten, wie diese Beträge zustande kommen (User LU-57 hat das z.B.
hier gemacht). Ich mach jetzt auch mal eine Schätzung:
Ausgaben
Ein Blick in den FCL-Geschäftsbericht zeigt: es ist nicht unplausibel, dass ein Geisterspiel den FCL ca. CHF 50-100k kostet:
- Mit der Annahme, dass 20% der Lohnkosten der 1. Mannschaft von CHF 6.5 Mio. Punkte- oder Spieltagsprämien sind, dann sind das pro Meisterschaftsspiel ca. CHF 35k.
- Die Beträge für die Spieltagsorganisation (Verpflegung, Reisen, Hotels, etc.) liegen bei ca. CHF 15k.
- Weiterer Aufwand kommt durch Kosten für Sicherheit, extra Stadionmiete, Medical, Material, sonstige Vorbereitungen im Stadion, Rasen etc. hinzu.
Einnahmen
Auf der Einnahmenseite stehen die TV- und Sponsorengelder. Hier kennt man die Verträge nicht. Es ist schwer zu sagen, ob Einnahmen pauschal oder pro Spiel anfallen und ob die Vereine zur Rückzahlung verpflichtet sind, wenn Spiele nicht stattfinden.
- TV Gelder: Der FCL hat letzte Saison pro Spiel CHF 66k TV-Gelder kassiert. Es ist davon auszugehen, dass das der maximale Betrag ist, den der FCL pro Spiel, das diese Saison nicht mehr stattfinden kann verliert. Gemäss User Beo und dem 3. Halbzeit Podcast (
Link) sind noch CHF 5 Mio. TV-Gelder an die Klubs ausstehend. Pro Klub im Schnitt also CHF 500k. Pro Spiel für den FCL ca. CHF 40k.
- Sponsoren: Banden- und LED-Werbung machen öppe CHF 50k pro Meisterschaftsspiel aus. Restliche Werbeeinnahmen sind auf ein Spiel gerechnet ca. CHF 80k. Ich geh jetzt mal nicht davon aus, dass alle Sponsorenverträge pro Spiel einschenken oder dass der FCL Beträge an die Sponsoren zurückzahlen muss, wenn die Spiele nicht stattfinden. Warscheinlich werden viele Sponsoren bereits geleistete Beiträge abschreiben. Grosszügig geschätzt lässt sich sagen, dass pro Geisterspiel etwa CHF 80k Sponsorengelder reinkommen, die ansonsten verloren wären.
Zwischenfazit:
Bei einem Geisterspiel stehen geschätzt also Einnahmen von ca. CHF 120k Ausgaben von mindestens CHF 50-100k gegenüber. Aus wirtschaftlicher Sicht lohnt es sich für die Klubs kaum oder gar nicht. Kommt hinzu, dass sie mit der Wiederaufnahme des Spielbetriebs ihren
Anspruch auf Kurzarbeit verlieren!
Das erklärt den recht durchsichtigen Versuch von Klubs und Liga, jetzt beim Bund die hohle Hand zu machen
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Link,
Link.
Dabei ist der Bund dem Profifussball bereits entgegengekommen:
- die Klubs konnten Kurzarbeit beantragen, wovon einige (alle?) auch Gebrauch gemacht haben. Dass mit der Kurzarbeit eine von Geldexzessen gezeichnete Unterhaltungsbranche wie der Profifussball unterstützt wird, kann man noch knapp mit dem Argument akzeptieren, dass die Vereine auch ALV-Beiträge zahlen.
- der Bund stellte dem Profimannschaftssport CHF 50 Mio. zinslose Darlehen als Liquiditätshilfe zur Verfügung.
Jetzt also "ein vom Bund verbürgter Finanz-Stabilisierungsfonds" (Schifferle) oder gleich Subventionen (Canepa) für den Profifussball!
Man muss sich das mal Anhand von Zahlen auf der Zunge zergehen lassen. Sprechen wir vom FCL:
- Gemäss GB beträgt der durchschnittliche Lohn der 44,5 Vollzeitstellen in der 1. Mannschaft mit Staff ca. CHF 145 000.
- Die Gebrüder
Alpstäeg haben ein geschätztes V
ermögen von CHF 600-700 Millionen Quelle
-
Samih Sawiris hat ein geschätztes
Vermögen von 1 Milliarde US Dollar. Je nach Quelle ein paar hundert Millionen mehr oder weniger
Quelle.
Fazit:
Aus Sicht eines FCL-Fans kann es nur der blanke Hohn sein, wenn der FCL-Profibetrieb - der im Besitz von ein paar schwerreichen Multimillionären ist - auch nur einen Franken Steuergelder hinterhergeschickt bekommt und damit dann Geisterspiele austrägt.