Don Pedro hat geschrieben: ↑12. Mai 2020, 15:30
Was man so von den Dächern pfeifen hört, wurde die Auszahlung getätigt mit der Androhung von TC/Infront-Ringier, auf Rückzahlung zu klagen, wenn die Saison abgebrochen wird.
Ich probiere jetzt einfach einmal als halbwegs pragmatischer Ligavertreter zu denken:
Gehen wir mal davon aus, dass die Zahlen 30 Mio. Fr. für die NLA und 10 Mio. Fr. für die NLB stimmen, kann Teleclub ja den Restbetrag der NLA theoretisch zurückfordern. Oder sie machen auf solidarische Pestalozzis und landen so einen Marketing-Coup.
Sollte nur die NLB weiterspielen, hätte diese die volle Aufmerksamkeit der CH-Medien. Da bei all den Medien ja noch Sport-Journis auf Kurzarbeit sind, werden diese dann eben einfach der 2. Liga (und anderen ausländischen Ligen) die Aufmerksamkeit widmen. Für die NLB-Vereine könnte dies durchaus lukrativ sein und dies ist auch ein Argument, dass TC dann eben mindestens diesen Betrag nicht zurückfordern könnte. Spielt man dann noch 2 direkte Aufsteiger aus, um die NLA aufzustocken, wird auch Spannung garantiert. Die Klagen von Lausanne, Vaduz und GC wären vom Tisch.
Die 2 frei werdenden Plätze könnte man dann mit Yverdon und z.B. Rappi oder Nyon auffüllen. Weitere Klage abgewendet.
Und mit einer 12er Liga besteht ganz CC-like noch die Möglichkeit auf mehr Spiele gesamthaft (z.B. 188 statt 180 bei 33 Spieltagen), was TC ebenfalls weiter Wind aus den Segeln nimmt, bzw. die Rückzahlungsforderung minimieren könnte.
Dann wäre man in der nächsten Saison wiefolgt aufgestellt:
12 Teams NLA --> so beibehalten
10 Teams NLB --> beibehalten oder nächste Saison gleich nochmals aufstocken
14 Teams Promotion --> tendenziell nächste Saison aufstocken auf 16 oder reduzieren auf 12 Teams.
Genau solche oder ähnliche Szenarien müssten doch durchgedacht und vorabgeklärt werden. Dieses hier ist nur eines von einigen möglichen.. Am 29. müsste dann über alle abgestimmt werden und die Bestlösung beschlossen werden. Im Sinne des Fussballs und der Planung der nächsten Saison. Und wenn es eine Marathonsitzung von 15 Stunden wird, aber so müsste es laufen.
Aber die Sesselfurzer, die Angsthasen, die aufgeplusterten Droher und die stimmenthaltenden spontanen Lösungsfinder werden uns wohl erfahrungsgemäss mit irgend einer lächerlichen Nichtlösung "beglücken", sich dafür selbst auf die Schultern klopfen und sich gleichzeitig in die Hosen scheissen. Zufrieden werden am Ende wohl die wenigsten sein, was so eine Situation eben mit sich bringt. Aber man wird wohl kaum das Optimum herausgeholt haben.
*Das obige Szenario ist nicht unbedingt mein persönliches Lieblingsszenario (das wäre der Saisonabbruch), aber man soll ja auch einmal andere Blickwinkel einnehmen können.
Spannende Überlegung! Das ist immerhin einmal eine kreative Lösung, die für möglichst viele Beteiligten das Beste herausholen will - sowohl finanziell als auch sportlich (Aufstiege). Trotzdem kann ich mir nicht vorstellen, dass eine solche Variante ernsthaft in Betracht gezogen wird; und zwar aus folgenden Gründen:
1. Es ist einfach zu kurios, ja eigentlich schon absurd, die zweite Liga spielen zu lassen, während die erste abgebrochen wird. Auch wenn diese Variante finanziell und sportlich die beste aller schlechten Lösungen wäre, würde sie in der Öffentlichkeit wohl als sehr merkwürdig aufgefasst werden. Ich glaube nicht daran, dass die Liga- und Klubvertreter in der Lage sind, eine derart kuriose Entscheidung glaubwürdig und professionell zu kommunizieren, selbst wenn es gute unterstützende Argumente dafür gäbe. Zudem halte ich es für möglich, dass die UEFA damit nicht ganz einverstanden wäre. Wenn ein Spielbetrieb möglich ist (was dann offensichtlich der Fall wäre), könnte die UEFA ja auf die Idee kommen, die Schweiz dazu zu verknurren, auch die europäischen Plätze auszuspielen. Ich kann aber nicht beurteilen, ob die Schweizer Liga der UEFA wirklich genug wichtig wäre um einzuschreiten…
2. Ich bezweifle auch, dass dem "Produkt Challenge League" so wahnsinnig viel mehr Aufmerksamkeit gewidmet würde, wie du dir das vielleicht vorstellst. Wer unbedingt Fussball im TV sehen will, schaut sich doch viel eher die Spiele aus Deutschland, England, Spanien oder Italien an, als bei Wil gegen Aarau vor der Glotze zu sitzen. Klar, vielleicht wäre ein Spiel Vaduz gegen GC, wo's dann effektiv um den Aufstieg ginge, zuschauermässig ein "positiver Ausreisser", aber sonst…? Als TV-Partner würde ich mir Aufwand/Ertrag auf jeden Fall gut überlegen, bevor ich diesem Deal zustimme.
3. Würde die Super League sofort um zwei Teams ergänzt, ist das zwar für die Tabellenspitze der Challenge League in Ordnung, weil für alle Teams die gleichen Bedingungen gelten und der Aufstieg sportlich ausgespielt würde. So hätte dann beispielsweise auch der fünftplatzierte FC Winterthur eine Chance auf den Aufstieg (gerade wir FCL-Fans wissen aus langjähriger Erfahrung, dass sechs Punkte Rückstand in 13 Runden durchaus aufzuholen sind).
Das ist ja schön für Winterthur, aber dann müssten die Klubs in der Promotion League aus Fairness diese Chance ebenfalls erhalten. Die Spitze ist dort so eng, dass es schon recht frech wäre, Yverdon und Rapperswil aufsteigen zu lassen, während Nyon, Carouge oder auch Bellinzona in die Röhre gucken würden. Auch da könnte es Klagen geben, weil diese Teams ihrer Aufstiegschance beraubt würden.
4. Die Frage nach den europäischen Plätzen bleibt in dieser Variante ungeklärt. Wie der Fall Utrecht (evtl. auch Alkmaar?) zeigt, könnte auch diese Entscheidung zu Klagen führen. Nimmt man den momentanen Tabellenstand als Grundlage für die Zuteilung der europäischen Plätze, hätten Wintermeister YB oder der Fünfjahreswertungs-Leader FC Basel die Möglichkeit, den juristischen Weg zu gehen. Nimmt man die Hinrundentabelle, dann hätten die St. Galler (und Servette als Vierter) die Arschkarte gezogen. Was mit dem Platz des Cupsiegers passiert, steht auch in den Sternen, aber man munkelt, dass der FC Sion ein Auge darauf geworfen hat.
Probleme sind also so oder so vorprogrammiert. (Fairplay: das wäre allerdings bei so ziemlich jedem Szenario der Fall…)
Worauf ich eigentlich hinaus will:
Prinzipiell gibt es für mich nur eine sinnvolle Option, und zwar beide noch unterbrochenen Ligen abzubrechen und - wie alle anderen Schweizer Ligen - nicht zu werten. Nur dann werden nämlich
alle genau gleich behandelt, was meiner Meinung nach die einzige sportliche (resp. faire) Lösung ist (und für mich ist Fussball ein Sport und kein Business - basta!) Klar, auch dann könnte es Klagen geben, aber ich halte die Erfolgsaussichten für deutlich geringer, da dann - wie gesagt - für alle, unabhängig von Liga/Alter/Geschlecht usw, dieselben Spielregeln gelten. Dann haben halt einige Glück gehabt (FC Chiasso, FC Sarnen, FC Ibach Senioren 30+…), andere halt Pech (FC Lausanne Sports, FC Rothenburg, FC Thun Frauen), aber für niemanden wird eine Speziallösung gesucht.