
scheiss stadion!
Wer die Lichtblicke im GC-Spiel sucht, wird neben der Schlussoffensive darauf zu sprechen kommen, dass das Team seit Ende September (3:5 in St. Gallen) nicht mehr verloren hat. Es sind tapsige Schrittchen, immer wieder gestört von vielen unansehnlichen Stolperern – aber immerhin gehen sie seit einiger Zeit resultatmässig nicht mehr rückwärts. Doch ein spielerischer Aufwärtstrend ist nicht sichtbar, eine Linie oder die Handschrift des Trainers ebenfalls nicht. Ein bisschen mehr Kampf, einen Hauch mehr Leidenschaft zeigten die Zürcher wohl gegen schwache Luzerner (vor allem in der ersten Halbzeit) – mehr aber nicht.
Fussball, Super League: FC Luzern
Sforzas Entschuldigung - Stierlis Druck
Der FCL tritt an Ort: Das 1:1 bei GC war das neunte Unentschieden. Mehr zu denken gab Trainer Sforza der Auftritt - und Präsident Stierli knöpft sich Cipot vor.
Am Tag danach sieht die Welt nicht freundlicher aus, nur, weil ein paar Stunden Abstand zwischen Anlass und Gegenwart liegen. Über der Allmend liegt eine merkwürdige Ruhe an diesem Donnerstagmorgen. Ciriaco Sforza hat das Training beendet, und in Gedanken ist er noch immer beim Vorabend, beim 1:1 in Zürich gegen GC, beim glücklichen 1:1. Er sagt noch einmal: «Für das, was wir bis zur Pause abgeliefert haben, kann ich nur eins sagen: Entschuldigung.»
Um es kurz zu machen, was bis zur Pause war: Die Vorstellung des FCL war eine pure Zumutung. Und gleichzeitig ist festzuhalten: Der Beitrag des Gegners zur erschreckenden Trostlosigkeit war genau gleich gross. Dieses GC ist nur ein Schatten seiner selbst.
Sforza: Keine Freude über 1:1
Sforza hat sich über den FCL-Auftritt am Mittwoch aufgeregt, und er tut es auch am Donnerstag. Über den Punkt bei GC kann er sich nicht freuen, nicht nach dieser Vorstellung, die nur mit dem 1:1 belohnt wurde, weil sich der Zürcher Goalie Djukic nach Felipes harmlosem Weitschuss einen kapitalen Fehlgriff leistete. «Es ist nicht so, dass den Spielern die Kraft fehlt und sie in der zweiten Halbzeit einbrechen», sagt er, «das Gegenteil ist der Fall. Und das hat einzig mit der Einstellung zu tun.» Nur: Stehen nicht Sie als Trainer in der Verantwortung, den Spielern beizubringen, wie sie aufzutreten haben? Oder machen Sie sich gar keinen Vorwurf? «Ich muss mir nichts Gravierendes vorwerfen», antwortet er, «mich wurmt es, dass einige Spieler nicht kapieren, dass sie den Zünder mit dem Anpfiff starten müssen.»
Stierlis Forderung an Cipot
Das klingt nach Ratlosigkeit. Nur will Sforza auch das so nicht stehen lassen. «Wäre ich ratlos», sagt er, «wäre ich in Zürich in der Pause nicht auf die Idee gekommen, die zwei Wechsel vorzunehmen, die dazu geführt haben, dass die Mannschaft in der zweiten Halbzeit anders aufgetreten ist.» Er brach das Experiment mit Lambert im Mittelfeld ab, und er nahm Cipot raus, der - einmal mehr - restlos überfordert war. Der Slowene war ursprünglich als Leistungsträger verpflichtet worden, das Etikett Nationalspieler klang zumindest nach Verstärkung. Nun droht auch der präsidiale Geduldsfaden zu reissen, was die Personalie Cipot angeht: «Als Präsident setze ich jetzt Druck auf. Ich erwarte von Cipot eine klare Steigerung. Er muss sich im Training wieder anbieten.» Cipots Rolle übernahm Cantaluppi, der davor im Mittelfeld enttäuscht hatte.
Neuntes Remis
Walter Stierli gibt sich Mühe, die Fassung zu bewahren, wenngleich ihm missfällt, was der FCL bei GC mindestens eine Halbzeit lang ablieferte. «Katastrophal» ist der Begriff, der ihm zu dieser Art Fussball einfiel. Spätestens zur Pause fragte er sich, ob es den Luzernern nicht vielleicht zu gut gehe. «Manchmal», sagte er anderntags, «vermisse ich die Dankbarkeit der Spieler. Wir sorgen für gute Rahmenbedingungen, aber zurück kommt zu wenig. Es ist, als ob die Mannschaft aufgerüttelt werden müsste.» Der FCL tritt resultatmässig in der Tabelle an Ort, das 1:1 gegen GC war das 9. Unentschieden im 14. Saisonspiel. Aber auch die spielerischen Ansprüche stehen in keinem Verhältnis mit den eigenen Ansprüchen. Sforza gibt zu: «Wir sind nicht da, wo wir sein möchten.»
FCL will mit Sforza weitermachen
Stierli vermisst die offensichtlich fehlende Leidenschaft, ihm fehlt ein Spieler wie Roger Wehrli, «der die Mannschaft mitgerissen hat, nicht nur verbal, sondern auch mit Leistungen.» Gleichwohl ist der Präsident gewillt, den eingeschlagenen Weg konsequent weiter zu beschreiten. Er spricht von Kontinuität und schliesst darin auch den Trainer ein. Mit Sforza ist vereinbart, dass sich die Parteien im Winter zusammensetzen und über eine Verlängerung des bis im Sommer befristeten Vertrags diskutieren.
«Wir haben die Absicht, mit Sforza weiterzumachen», betont Stierli. Der Trainer wiederum sieht keine Eile in dieser Sache, scheint aber auch nicht abgeneigt, in der Zentralschweiz zu bleiben. Wobei Stierli auch klar zum Ausdruck bringt: «Wenn wir die Option einlösen, dann muss Sforza auf seine Ausstiegsklausel verzichten und sich klar zu uns bekennen. Ein Theater wie letzte Saison wollen wir auf keinen Fall mehr erleben.»
Tchouga 3,5
Chiumiento 4 Wiss 3,5 Cantaluppi 3,5 Lambert 3,5
Seoane 3,5
Lustenberger 4 Maric 3,5 Cipot 3 Schwegler 3,5
Zibung 4,5