«Wir sind noch eine Baustelle»
Mauro Lustrinelli kam im Februar als Hoffnungsträger, nun liest sich die Zwischenbilanz ernüchternd: Der FCL-Stürmer schoss erst vier Tore. Jetzt erklärt er sich.
Also, Mauro Lustrinelli, was ist los mit Ihnen? Er macht die Augen weit auf, lehnt sich zurück und fragt dann zurück: «Was soll los sein?»
Es ist Freitagmittag, zwei Tage nach dem 1:3 bei YB, sechs Tage nach dem 1:6 gegen die Grasshoppers, nach Spielen, in denen vor allem auch er, Lustrinelli, den Eindruck erweckte, seiner Form der guten Tage verzweifelt nachzulaufen. Zahlen liefern die Bestätigung dafür, dass der 31-jährige Stürmer, der im Winter aus Sparta Prag nach Luzern geholt wurde, die Erwartungen bei seinem neuen Arbeitgeber noch nicht erfüllt hat. Einmal traf er in der Meisterschaft, dreimal im Cup. Macht nur vier Tore in knapp drei Monaten. Lustrinelli streicht aber schnell und mit Nachdruck heraus, dass es Treffer waren, die für den FC Luzern von erheblicher Bedeutung waren, vor allem jene im Schweizer Cup. Gegen GC schoss er im Viertelfinal zwei Tore, im Halbfinal beim FCZ erzielte er den zwischenzeitlichen Ausgleich zum 2:2. «Und wenn ich getroffen habe, sind wir immer als Sieger vom Platz gegangen», bilanziert er. Dann erinnert er sich an Worte, die er im Februar bei seiner Vorstellung brauchte: «Der FCL hat mit mir eine gute Investition gemacht.» Und erklärt: «Mit dem Cupfinaleinzug kassiert der Verein vielleicht eine halbe Million Franken. Also hat es sich schon gelohnt, mich nach Luzern zu holen.»
4 Tore mit linkem Fuss
Also, Mauro Lustrinelli, sind Sie zufrieden mit den ersten Monaten? «Die persönlichen Ziele stelle ich hinter denen der Mannschaft an», fängt er an, «und wenn ich nur die Ziele des Teams anschaue, muss ich sagen: Wir werden den Ligaerhalt schaffen, wir arbeiten an der Bildung der neuen Gruppe für die nächste Saison, den Cupfinal haben wir auch erreicht.»
Allerdings ist es nicht so, dass er mit sich selber zufrieden ist, zufrieden sein kann. «Wie könnte ich?», sagt er, «ich wünsche mir ja auch, öfter zu treffen. Ich kann mehr geben und sicher besser spielen.» Warum aber gelingt oft so gut wie nichts? «Ich bin ein Strafraumstürmer», bemerkt er, und um das zu unterstreichen, zeichnet er auf einem Blatt Papier die Abschlusspositionen seiner allesamt mit dem linken Fuss erzielten vier Tore auf, «ich brauche Bälle, dann klappt es wieder, sicher. Alleine kann ich nichts ausrichten.»
Das Problem sieht Lustrinelli darin, überhaupt nicht mehr zum Abschluss zu kommen. Dabei besagt eine Statistik der Vergangenheit, dass er auf vielseitige Weise seine Tore erzielen kann. In Thun waren es insgesamt 20, davon 9 mit dem Kopf - «und das gelang nicht, weil ich 3 Meter hoch springe, sondern weil ich mit präzisen Vorlagen versorgt worden bin». Das ist für ihn auch der Grund, nicht zu zweifeln, «das mache ich erst, wenn ich zehnmal vor dem gegnerischen Goalie auftauche und ihn nie bezwinge».
Ziel 2008: Die Euro
Ab Sommer soll es anders werden und soll auch ein anderer Lustrinelli zu sehen sein. «Wir sind noch eine Baustelle», findet er und fügt an, was zu tun ist, um darauf die Arbeiten voranzutreiben: «Das Kader muss verstärkt werden. Fallen drei, vier aus, spüren wir das sofort.» Er legt Kraft in seine Stimme und fügt mit Überzeugung an: «Nächste Saison müssen wir Erfolg haben. Darunter verstehe ich nicht den 7. Platz, nein, es muss mehr sein.» Und ab Sommer will er auch seine persönlichen Ambitionen forcieren. Lustrinelli denkt immer noch an die Euro 2008. Auch wenn so etwas nach den Auftritten in den letzten Tagen eher wie ein Traum denn als realistisches Ziel klingt.
Von Peter Birrer