«Ohne Sportchef arbeiten wir wohl besser»
Fussball FC Luzern gegen FC Thun heute (13.45) wird für zwei FCL-Chefangestellte zum «Spiel der letzten Chance». Die Investoren um Bernhard Alpstaeg wollen der «Verlotterung» nicht länger zuschauen.
Interview Daniel Wyrsch
daniel.wyrsch@luzernerzeitung.ch
Ryszard Komornicki (53) macht sich nichts vor. Falls seine Mannschaft heute gegen den FC Thun nicht endlich eine markante Leistungssteigerung zeigt, ist er seinen Job nach nur acht Spielen wieder los. Doch nicht nur der Luzerner Trainer muss nach fünf verlorenen Pflichtspielen hintereinander zittern, auch Sportchef Heinz Hermann (54) kann nicht mehr auf die Unterstützung der einflussreichsten Personen im Verein zählen. Swisspor-Patron Bernhard Alpstaeg (67) spricht als Hauptaktionär der FCL-Investoren im Interview mit unserer Zeitung Klartext.
Bernhard Alpstaeg, was sagen Sie zu diesem Fussball, den der FC Luzern in den letzten Wochen und überhaupt in dieser Saison spielt?
Bernhard Alpstaeg: Beim letzten Spiel in Zürich war ich als Gast der Firma Spross eingeladen. Ich habe mich geschämt für den FCL, fühlte mich wie ein Hund gedemütigt. Ich verstehe es nicht, wie die Mannschaft innerhalb von fünf Monaten derart nachlässt und schlecht Fussball spielt. Im Frühling hatten wir noch GC gedemütigt.
Was passiert, wenn der FCL am Sonntag im eigenen Stadion gegen Thun wieder ähnlich leidenschaftslos und blutleer auftritt wie am Donnerstag in Zürich?
Alpstaeg: Es wird Änderungen geben, die diskutieren wir heiss. Ich als Investor kann nicht mehr länger zuschauen, meinen Kollegen in der Löwen Sport und Event AG (die Holding, die über allem steht; der FC Luzern-Innerschweiz AG, Swisspor Events AG und Stadion Luzern AG) geht es gleich. Sportlich stimmt es hinten und vorne nicht mehr. So geht es nicht weiter, der FCL macht auf mich einen Eindruck der Verlotterung.
Wer sind Ihrer Meinung nach die Schuldigen an diesem dramatischen sportlichen Niedergang?
Alpstaeg: Es fehlt an der nötigen Führung. Wir drängen auf Änderungen bei den Positionen des Sportdirektors und des Trainers.
Weshalb sind Sie mit der Arbeit von Sportchef Heinz Hermann und Trainer Ryszard Komornicki so unzufrieden?
Alpstaeg: Weil sowohl der Sportchef wie der Trainer ihren Job vernachlässigen. Ich habe den Eindruck, sie haben keine Ahnung von Fussball. Wir wurden von GC richtiggehend vorgeführt, wie ich es noch nie gesehen habe. Das war eine Leistung, die der Super League nicht würdig war. So steigt man ab.
Aber auf dem Platz stehen doch die Spieler, die hatten einen miserablen Auftritt gezeigt.
Alpstaeg: Sie können es schreiben, wie Sie es wollen, aber ich hätte den Spielern Buchnüssli, Senf und Pfeffer in den Allerwertesten gesteckt, damit sie gelaufen wären. Das war ja gar nichts, die sind ja nur zwei, drei Mal im ganzen Match vor das gegnerische Tor gekommen.
Sportchef Hermann hat gesagt, der FCL habe kein Geld mehr für Verstärkungen. Bleibt es dabei?
Alpstaeg: Wenn ich Rangelov gesehen habe, dann frage ich mich, wie man den nur verpflichten konnte! Wir werden mit dem Präsidenten zusammensitzen und unser weiteres Vorgehen besprechen.
FCL-Präsident Mike Hauser steht nicht zur Diskussion?
Alpstaeg: Selbstverständlich nicht! In dieser Situation müssen wir dem Präsidenten den Rücken stärken. Die Abwärtstendenz hat wenig mit Mike Hauser zu tun. Hermann und der Trainer sind angestellt, sie können die Spieler zu wenig motivieren. Meiner Ansicht braucht es ein Wunder, damit wir gegen den FC Thun erfolgreich sind. Wir dürfen unsere Zuschauer, die vielen treuen FCL-Anhänger, jetzt nicht länger mit peinlich schwachen Leistungen vergraulen.
Die Personalentscheide scheinen bereits sehr weit fortgeschritten zu sein. Können Sie schon Namen von möglichen neuen Verantwortlichen als Trainer und Sportchef bekannt geben?
Alpstaeg: Nein, im Augenblick ist es wohl besser, ohne Sportchef zu arbeiten. Ich kann nur feststellen, dass der Trainer und der Sportchef bei mir den Eindruck von Lethargie erwecken.
Trotzdem braucht es doch jetzt auch Geld für bessere Spieler. Sind Sie auch dieser Meinung?
Alpstaeg: Sehen Sie, wir stecken in einer Abwärtsspirale. Um den Betrieb aufrechtzuerhalten, braucht es Zuschauer, mehr Leute. Befinden wir uns sportlich in der Krise, funktioniert es nicht.
Also werden Sie Ihr Portemonnaie öffnen müssen, damit der Betrieb wieder zum Laufen kommt?
Alpstaeg: Das werden wir nächste Saison wieder tun. Wir Investoren stehen für den FC Luzern in guten und in schlechten Zeiten ein. Wenn wir zahlen, wollen wir auch bei den wichtigsten Entscheiden mitreden.
Am neuen FCL-Stadion, der Swissporarena, haben Sie die Namensrechte während der ersten zehn Jahre für total 10 Millionen Franken gekauft. Befürchten Sie bei diesen schwachen Leistungen der Luzerner Fussballer keinen Imageschaden für Ihre Firma?
Alpstaeg: Wenn es noch länger dauern und noch schlimmer würde, dann könnte ein Imageschaden drohen. Ich helfe mit, dass es mit Luzern wieder aufwärts geht - das ist das Minimum. Wir Innerschweizer müssen zusammenhalten und füreinander einstehen. Der FCL hat von seinen Möglichkeiten her die Berechtigung, in der Tabelle der Super League zwischen Platz drei und fünf zu stehen. Mit einem achten, neunten oder gar letzten Rang dürfen wir in Luzern nichts zu tun haben.
Quelle: Zentralschweiz am Sonntag LU vom 30.09.2012