NLZ von heute:
Stierli: "Wir werden mit Zibung reden"
Der FCL nahm den späten Ausgleich gegen Sion sportlich hin. Nur Goalie Zibung hatte sich für einen Moment nicht unter Kontrolle.
David Zibung schien sich von nichts und niemand aufhalten zu lassen, und er hatte sein Ziel schnell erfasst: Virgile Reset, Stürmer des FC Sion. Der Torhüter des FCL hatte beobachtet wie Reset, der nicht eben als Kind von Traurigkeit gilt und Provokationen beherrscht, die Zuschauer mit obszönen Gesten fortwährend beleidigte. Er hielt es deswegen für angwesen, den Franzosen zu stellen. Aufgebracht war er sowieso - der FC Luzern hatte in der 94. Minute den Ausgleich kassiert. Aber jetzt war er wütend.
Der Spurt Richtung Reset und die Drohgebärde waren allerdings nicht das, was der Führungsriege des Vereins wirklich gefiel. "Wir werden mit Zibung reden", sagte FCL-Präsident Walter Stierli, der sich wie auch Trainer Ciriaco Sforza äusserst sportlich damit abfand, dass die Luzerner spät den Sieg verpassten. "Es ist nicht gut, wenn man den Frust auf diese Weise zeigt", sagte Stierli, nahm seinen Torhüter aber auch in Schutz: "Er ist jung und ein Spieler, der einen einwandfreien Charakter und ein korrektes Auftreten hat. Er muss nur lernen, sich auch in solchen Situationen im Griff zu haben. Ein Drama werden wir daraus aber sicher nicht machen. Und der Vorfall wird auch keinerlei Konsequenzen haben." Ähnlich tönte es von Sforza, der die Szene nach Spielschluss gar nicht mitbekommen hatte, darüber aber im Nachhinein unterrichtet wurde: "Ein solches Problem muss Zibung ein nächstes Mal anders lösen, gewiss souveräner." Will heissen: Auch er, der Trainer, will versuchen, dem talentierten Torhüter einzureden, sich auch dann vorbildlich, souverän und abgeklärt zu verhalten, wenn er glaubt, eine Ungerechtigkeit auf dem Platz ausgemacht zu haben.
"Dann hätten es die Fans getan"
Zibung, der 22-jährige U21-Nationalspieler, sagt, dass er in einer solchen Situation wieder ähnlich handeln würde. "Vielleicht aber nicht mehr so aggressiv." Es habe allerdings die Gefahr bestanden, dass aufgebrachte Zuschauer von der Gegentribüne den Platz stürmen könnten. "Alle dort drüben waren wütend. Und sie wurden immer aggressiver. Wenn ich nicht auf Reset losgerannt wäre, hätten es die Fans getan. Garantiert. Meine Aufgabe ist es, mich für die Fans, und den Verein, bei dem ich angestellt bin, einzusetzen und beide zu schützen."
Zu einer Tätlichkeit hätter er sich aber bestimmt nicht hinreissen lassen, auch wenn ihn die Securitas-Mitarbeiter nicht gestoppt hätten, betont er. "Auf meinem Weg zu Reset hatte ich genug Zeitt, um nachzudenken, wie ich reagieren soll. Ich wollte ihm nur sagen, dass er mit diesem Blödsinn aufhören soll."
Peter Birrer/Stephan Santschi
Fordere Fahne: "Zibung, du machsch eus stolz Lozärner z'si!"