Re: Absolut lesenswert
Verfasst: 5. Aug 2011, 08:31
schöne worte.
fairplay, war testkauf nach einem halben jahr, ob die immer noch bekloppt schreiben, die berliner redaktion.chamäleon hat geschrieben:ech has nömm abonniert, ech chaufes nor no am kiosk *maréstimme*
http://newsticker.sueddeutsche.de/list/id/1191835" onclick="window.open(this.href);return false;Fußball als Täuschung: Poves wirft das Handtuch
Madrid (dpa) -Ein Fußballspieler als Kapitalismuskritiker. Die Aussagen des spanischen Profis Javi Poves über Korruption, Geldgier im Fußball und seine bildungsfaulen Kollegen haben in seinem Heimatland viel Staub aufgewirbelt.
In nur einer Woche ist Javi Poves vom vielversprechenden Nachwuchsstar beim spanischen Erstligisten Sporting de Gijon zum «Antihelden» geworden. Angewidert von der Geschäftemacherei im Profi-Fußball beendete der Spanier vor wenigen Tagen seine Karriere und will nun in den Nahen Osten reisen, um die «Wirklichkeit» in diesen Ländern kennenzulernen.
«Fußball ist in Wirklichkeit eine Metapher für unsere derzeitige Welt. Alles beruht auf einer großen Täuschung», sagte der 24-Jährige der Nachrichtenagentur dpa. «Es ist alles nur tägliche Unterhaltung.» Obwohl ihm seine ungewöhnlichen Aussagen viel Kritik eingebracht haben, steht er zu ihnen. «Ich schäme mich nicht für meine Gedanken oder meine Handlungsweise, auch wenn mich andere für verrückt halten.»
Poves, schon in der Vergangenheit ein entschiedener Gegner des Kapitalismus, will nun ein neues Leben beginnen. Statt Fußball spielen will er lesen. Er misstraut den Medien und den Mächtigen in Politik und Wirtschaft. «Fußball soll nur die Menschen von der Realität ablenken», sagt Poves. «Es gibt im Fußball sehr viel Korruption, wie in jedem Sektor, in dem es um Geld geht.»
Der Verteidiger hat Jahre in der Gesellschaft anderer Profis verbracht. Von den meisten ist er enttäuscht. «Fast keiner interessiert sich für seine Umgebung. Es ist frustrierend, dass kaum ein Fußballer mal ein Buch zur Hand nimmt.» Aber, sagt er, es sei nicht ihre Schuld, sondern die des Bildungssystems.
Eltern würden ihren Kindern falsche Ideale mitgeben, sagt der junge Spanier. «Jedes Kind möchte heute ein Cristiano (Ronaldo) oder Messi sein. Aber nicht Cristiano oder Messi der talentierte Fußballer, sondern der Cristiano und Messi mit den Häusern, den Autos und dem Ruhm.» Kinder würden dadurch zum Egoismus und Materialismus erzogen, meint Poves.
Poves will nun Geschichte und Geografie studieren und Libyen, Syrien und den Iran bereisen. «Ich will die Realität in diesen Ländern für mich selbst sehen, nicht was die Politiker sagen oder im Fernsehen gezeigt wird.»
Und Poves' Traum, als Fußballspieler eine bessere Welt zu sehen? «Wir müssen Tausende Stunden arbeiten um zu essen und unsere Politiker belügen uns. Ist das die Zukunft, die uns versprochen wurde? Wenn ja, dann will ich sie nicht.»
Bei Sporting Gijon wollte man Poves' plötzlichen Rücktritt nicht weiter kommentieren. «Er war schon immer ein etwas komischer Junge», sagte ein Funktionär, der nicht genannt werden möchte.
GOTTOirdnas hat geschrieben:wieder einmal etwas das ein bisschen zum nachdenken anregt...
http://newsticker.sueddeutsche.de/list/id/1191835" onclick="window.open(this.href);return false;Fußball als Täuschung: Poves wirft das Handtuch
Madrid (dpa) -Ein Fußballspieler als Kapitalismuskritiker. Die Aussagen des spanischen Profis Javi Poves über Korruption, Geldgier im Fußball und seine bildungsfaulen Kollegen haben in seinem Heimatland viel Staub aufgewirbelt.
In nur einer Woche ist Javi Poves vom vielversprechenden Nachwuchsstar beim spanischen Erstligisten Sporting de Gijon zum «Antihelden» geworden. Angewidert von der Geschäftemacherei im Profi-Fußball beendete der Spanier vor wenigen Tagen seine Karriere und will nun in den Nahen Osten reisen, um die «Wirklichkeit» in diesen Ländern kennenzulernen.
«Fußball ist in Wirklichkeit eine Metapher für unsere derzeitige Welt. Alles beruht auf einer großen Täuschung», sagte der 24-Jährige der Nachrichtenagentur dpa. «Es ist alles nur tägliche Unterhaltung.» Obwohl ihm seine ungewöhnlichen Aussagen viel Kritik eingebracht haben, steht er zu ihnen. «Ich schäme mich nicht für meine Gedanken oder meine Handlungsweise, auch wenn mich andere für verrückt halten.»
Poves, schon in der Vergangenheit ein entschiedener Gegner des Kapitalismus, will nun ein neues Leben beginnen. Statt Fußball spielen will er lesen. Er misstraut den Medien und den Mächtigen in Politik und Wirtschaft. «Fußball soll nur die Menschen von der Realität ablenken», sagt Poves. «Es gibt im Fußball sehr viel Korruption, wie in jedem Sektor, in dem es um Geld geht.»
Der Verteidiger hat Jahre in der Gesellschaft anderer Profis verbracht. Von den meisten ist er enttäuscht. «Fast keiner interessiert sich für seine Umgebung. Es ist frustrierend, dass kaum ein Fußballer mal ein Buch zur Hand nimmt.» Aber, sagt er, es sei nicht ihre Schuld, sondern die des Bildungssystems.
Eltern würden ihren Kindern falsche Ideale mitgeben, sagt der junge Spanier. «Jedes Kind möchte heute ein Cristiano (Ronaldo) oder Messi sein. Aber nicht Cristiano oder Messi der talentierte Fußballer, sondern der Cristiano und Messi mit den Häusern, den Autos und dem Ruhm.» Kinder würden dadurch zum Egoismus und Materialismus erzogen, meint Poves.
Poves will nun Geschichte und Geografie studieren und Libyen, Syrien und den Iran bereisen. «Ich will die Realität in diesen Ländern für mich selbst sehen, nicht was die Politiker sagen oder im Fernsehen gezeigt wird.»
Und Poves' Traum, als Fußballspieler eine bessere Welt zu sehen? «Wir müssen Tausende Stunden arbeiten um zu essen und unsere Politiker belügen uns. Ist das die Zukunft, die uns versprochen wurde? Wenn ja, dann will ich sie nicht.»
Bei Sporting Gijon wollte man Poves' plötzlichen Rücktritt nicht weiter kommentieren. «Er war schon immer ein etwas komischer Junge», sagte ein Funktionär, der nicht genannt werden möchte.
Bin da nicht 100% einverstanden. Für mich haben solche Aktionen immer einen faden beigeschmack, ein bisschen "ich gebe auf" mässig. Vergleich: Jene die jedes WK die ganze Zeit übers CH Militär motzen (mich eingeschlossen), aber niemals selber weitermachen würden um es besser zu machen. Die Frage ist halt ob ein einziger etwas verändern könnte und dann durch seine Popularität seine Message noch besser transportierten könnte? Er könnte ja auch im Iran Fussball spielen gehenraven hat geschrieben:GOTTOirdnas hat geschrieben:wieder einmal etwas das ein bisschen zum nachdenken anregt...
http://newsticker.sueddeutsche.de/list/id/1191835" onclick="window.open(this.href);return false;Fußball als Täuschung: Poves wirft das Handtuch
Madrid (dpa) -Ein Fußballspieler als Kapitalismuskritiker. Die Aussagen des spanischen Profis Javi Poves über Korruption, Geldgier im Fußball und seine bildungsfaulen Kollegen haben in seinem Heimatland viel Staub aufgewirbelt.
In nur einer Woche ist Javi Poves vom vielversprechenden Nachwuchsstar beim spanischen Erstligisten Sporting de Gijon zum «Antihelden» geworden. Angewidert von der Geschäftemacherei im Profi-Fußball beendete der Spanier vor wenigen Tagen seine Karriere und will nun in den Nahen Osten reisen, um die «Wirklichkeit» in diesen Ländern kennenzulernen.
«Fußball ist in Wirklichkeit eine Metapher für unsere derzeitige Welt. Alles beruht auf einer großen Täuschung», sagte der 24-Jährige der Nachrichtenagentur dpa. «Es ist alles nur tägliche Unterhaltung.» Obwohl ihm seine ungewöhnlichen Aussagen viel Kritik eingebracht haben, steht er zu ihnen. «Ich schäme mich nicht für meine Gedanken oder meine Handlungsweise, auch wenn mich andere für verrückt halten.»
Poves, schon in der Vergangenheit ein entschiedener Gegner des Kapitalismus, will nun ein neues Leben beginnen. Statt Fußball spielen will er lesen. Er misstraut den Medien und den Mächtigen in Politik und Wirtschaft. «Fußball soll nur die Menschen von der Realität ablenken», sagt Poves. «Es gibt im Fußball sehr viel Korruption, wie in jedem Sektor, in dem es um Geld geht.»
Der Verteidiger hat Jahre in der Gesellschaft anderer Profis verbracht. Von den meisten ist er enttäuscht. «Fast keiner interessiert sich für seine Umgebung. Es ist frustrierend, dass kaum ein Fußballer mal ein Buch zur Hand nimmt.» Aber, sagt er, es sei nicht ihre Schuld, sondern die des Bildungssystems.
Eltern würden ihren Kindern falsche Ideale mitgeben, sagt der junge Spanier. «Jedes Kind möchte heute ein Cristiano (Ronaldo) oder Messi sein. Aber nicht Cristiano oder Messi der talentierte Fußballer, sondern der Cristiano und Messi mit den Häusern, den Autos und dem Ruhm.» Kinder würden dadurch zum Egoismus und Materialismus erzogen, meint Poves.
Poves will nun Geschichte und Geografie studieren und Libyen, Syrien und den Iran bereisen. «Ich will die Realität in diesen Ländern für mich selbst sehen, nicht was die Politiker sagen oder im Fernsehen gezeigt wird.»
Und Poves' Traum, als Fußballspieler eine bessere Welt zu sehen? «Wir müssen Tausende Stunden arbeiten um zu essen und unsere Politiker belügen uns. Ist das die Zukunft, die uns versprochen wurde? Wenn ja, dann will ich sie nicht.»
Bei Sporting Gijon wollte man Poves' plötzlichen Rücktritt nicht weiter kommentieren. «Er war schon immer ein etwas komischer Junge», sagte ein Funktionär, der nicht genannt werden möchte.
Riesiges Chapeau vor einem solchen idealisten. Er könnte Millionär werden zieht aber den Wiederstand und den unbequemen Weg vor weil es für ihn stimmt. Meine Hochachtung!
Bin da nicht 100% einverstanden. Für mich haben solche Aktionen immer einen faden beigeschmack, ein bisschen "ich gebe auf" mässig. Vergleich: Jene die jedes WK die ganze Zeit übers CH Militär motzen (mich eingeschlossen), aber niemals selber weitermachen würden um es besser zu machen.
Guter Punkt. Als Gegenpol zu "Ich gebe auf" lässt sich Ergic leicht als inkonsequent abstemplen.Die Frage ist halt ob ein einziger etwas verändern könnte und dann durch seine Popularität seine Message noch besser transportierten könnte? Er könnte ja auch im Iran Fussball spielen gehen. Ich kann mir einfach nicht vorstellen wie man, wenn man das Fussballspiel liebt, auf eine Karriere verzichten kann. Ergic hat ähnliche Ansichten. Er hört jedoch nicht auf zu spielen, nutzt seine Plattform und kommuniziert seine Meinung zum Business regelmässig. Bescheisst er sich jetzt selber?
Der Gedanke kam mir auch aber vermutlich hat er darauf eben kein Bock.tuce hat geschrieben:
Er könnte ja auch im Iran Fussball spielen gehen.
cicero.de hat geschrieben:
Serdar Somuncu über «Mein Kampf»
«Das ist eine verlogene Debatte»
Interview mit Serdar Somuncu, 27. Oktober 2012
Derzeit wird darüber diskutiert, ob «Mein Kampf» regulär veröffentlicht werden soll. Ganz ehrlich, haben Sie vom Verbot nicht ganz schön profitiert?
Naja. Das kann man nur bedingt sagen. Ich habe 1996 nicht aus «Mein Kampf» vorgelesen, um Aufmerksamkeit zu bekommen oder Geld zu machen. Das Projekt war erfolgreich, weil ich es offensichtlich gut gemacht habe und glaubwürdig dabei war. Das Verbotene hat mich nie gereizt.
Aber es hat Sie erst einmal bekannt gemacht: Ein Türke liest aus «Mein Kampf».
Die Aufmerksamkeit war da, weil Medien immer die Hoffnung haben, dass Dinge reißerisch aufbereitet werden können.
Welche Rolle spielt der Mythos des Verbotenen im Umgang mit «Mein Kampf»?
Schon die Tatsache, dass man es in Deutschland noch immer nicht kaufen kann, ist ein Indikator für den unreifen Umgang, den wir mit den Hinterlassenschaften der nationalsozialistischen Zeit haben. «Mein Kampf» ist immer noch Tabu. Vielleicht deshalb verspüren manche eine fragwürdige Form von Erregung, sobald der Name Hitler ins Spiel kommet.
Was meinen Sie damit?
Es gibt eine Erregung im doppelten Sinne: Manche spüren den gewissen Kick, wenn sie ins Kino gehen, wenn sie Bücher lesen über Hitler oder sich reißerische Dokumentationen über sein Privatleben ansehen. Es entsteht eine Faszination des Grauens. Erregung bedeutet aber auch, dass Hitler die Gemüter erregt. Schnell kommt auch die Abscheu zum Vorschein.
Hat diese Erregung auch Sie dazu geführt, dass Sie aus «Mein Kampf» vorgelesen haben?
Nein. Ich habe mich auch vorher schon mit diesem Thema beschäftigt. Vor der «Mein Kampf» Lesung habe ich «Arturo Ui» von Bertold Brecht inszeniert. Ein Zuschauer hat mich dann darauf hingewiesen, dass Helmut Qualtinger in den 70ern schon einmal aus «Mein Kampf» vorgelesen hat. Zunächst fand ich das wenig spannend und wollte es auch nicht als Bühnenprogramm machen. Im Gegensatz zu Qualtinger habe ich jedoch versucht, stärker den wissenschaftlichen Hintergrund zu beleuchten, das hat mich gereizt.
Insgesamt 1428 Vorstellungen haben Sie gemacht. Haben sich die Reaktionen über die Jahre verändert?
Am Anfang hat es viel Aufregung gegeben: Vor allem Antifa und Presse saßen im Publikum. Die Antifa wollte die Lesung verhindern, weil sie darin rechtsradikale Propaganda sah und die Presseleute wollten schauen, ob es Krawall gibt. Ich habe dieses Programm sehr lange gemacht. Die Reaktion wurde zunehmend positiver: Als das Feuilleton anfing, mich in den Himmel zu heben, war es mir zu nett. Ich musste kaum was sagen und schon haben die Leute Standing Ovations geklatscht. Das wurde mir zu viel. Ich mag’s auch, wenn man um die Anerkennung der Leute kämpfen muss.
Sie haben mir und den meisten etwas voraus: Sie haben «Mein Kampf» mal von vorne bis hinten gelesen.
Ich habe es mehrfach gelesen.
Wie schätzen Sie die literarischen Qualitäten Adolf Hitlers ein?
Das ist eine sehr einfache Frage, auf die ich nur eine komplexe Antwort geben kann. Es ist sehr viel darüber geschrieben worden und es braucht mehrere Stufen der Auseinandersetzung, um zu wissen, was an Mein Kampf tatsächlich stilistische Fehler waren oder was bewusst im Text gelassen wurde um den Eindruck einer gesprochenen Rede zu verstärken. Hitler verstand sich als Redner, nicht als Autor, daher sollte der Redecharakter beim Text erhalten bleiben. Wenn zum Beispiel ständig Füllworte gebraucht werden, wie z.B. «Ja, ja» oder «nein, nein», ist das eine bewusste Entscheidung des Verlages gewesen es so zu veröffentlichen. Trotzdem gab es über die Jahre mehrfach Änderungen am Text. Zum Beispiel ist in den ersten Auflagen noch die Rede von einer ‚parlamentarischen Demokratie‘, während daraus später die ‚germanische Demokratie‘ wurde. Hitler war also sicher kein schlechter Autor. Und es war auch nicht bloß wirres Zeug was er geschrieben hat. Allerdings sind große Teile des Textes auch geklaut.
Ach was, Hitler war Plagiator?
Ja, er hat Teile aus Gustave Le Bons «Psychologie der Massen» übernommen, es sind sozialdarwinistische Thesen enthalten, sowie Clausewitzsche Kriegstheorien.
Sollte man das Buch lesen?
Das weiß ich nicht. Es führt zu nichts, wenn man es einfach nur liest, ohne zu verstehen worum es geht. dafür ist es auch zu komplex. Wer Nazi-Ideologien lesen will, braucht nicht «Mein Kampf». Da reicht auch die Nationalzeitung. Entscheidend aus wissenschaftlicher Sicht ist aber, dass die verheerende Ideologie der Nazis schon lange vor der Machtergreifung angekündigt worden ist. Das wissen viele nicht. Schon früh stand fest, dass Hitler die Vernichtung der Juden plant. Man hätte also wissen können wohin die Reise geht.
Sie tragen all das durchaus humoristisch vor. Viele lachen bei Lesungen. Mussten Sie Hitler lustig machen oder ist es schon beim Lesen unterhaltsam?
Es hat aberwitzige Stellen zuhauf in diesem Buch, man muss nichts lustig machen. Aber sie nur lustig vorzutragen, um Hitler der Lächerlichkeit preis zu geben, wäre falsch und das ist mir auch zu billig. Dieser Fehler ist auch Hitlers damaligen Kritikern, wie z.B. der alliierten Presse unterlaufen: Insbesondere die Engländer haben Hitlers Ideologie in einem kabarettistischen Kontext vorgeführt und dabei vollkommen die inhaltliche Auseinandersetzung vergessen. Man hätte durch eine analytische Auseinandersetzung sicher auch den Widerstand in Deutschland unterstützen können.
Wieso sollte man Hitler nicht verulken? Das wird doch gerne als beste Waffe gegen Nazis dargestellt…
Darauf wurde meine Arbeit ja oft reduziert: Die einzige und beste Waffe sei es, ihn der Lächerlichkeit preiszugeben. Das halte ich für falsch. Ich bin der Meinung, dass es beide Seiten braucht: Sowohl das Ziel verdeutlichen, das Hitler verfolgt hat, das ist die Vernichtung der Juden, der Kampf um Lebensraum für die deutsche Rasse, aber auch die Banalität und Verquertheit ihres ideologischen Ursprungs. Letzteres kann auch lustig sein, aber erst wenn man beides zusammenbringt, ergibt sich ein ganzes Bild.
Haben Sie eigentlich eine Lieblingsstelle in «Mein Kampf»?
(Zitiert sofort frei:) «Man hat Deutschland nicht gesehen, wenn man München nicht kennt. Man kennt vor allem die deutsche Kunst nicht, wenn man München nicht gesehen hat.» Oder auch: «Jedes Tier paart sich nur mit einem Genossen der gleichen Art. Meise geht zu Meise, Fink zu Fink, der Storch zu Störchen, Feldmaus zu Feldmaus, Hausmaus zu Hausmaus.» Und so weiter… «Es wird aber nie ein Fuchs zu finden sein, der seiner inneren Gesinnung nach etwa humane Anwandlungen gegenüber Gänsen haben könnte». Unglaublich schwachsinnig, oder? Und das sind nur einige «Highlights», die «Mein Kampf» enthält.
Sie können es immer noch auswendig.
Ich kann große Passagen von «Mein Kampf» auswendig, das hilft mir sehr. Gerade in den politischen Debatten heutiger Tage. Sie können sich vorstellen, wie oft ich Fragmente von «Mein Kampf» zitiere, ohne dass jemand es merkt und von wem ich manchmal dafür Zustimmung ernte.
Bei Ihren Lesungen haben Sie den typischen Hitler-Tonfall persifliert. Ist Ihnen das eigentlich leicht gefallen?
Achja, das fällt jedem mäßig begabten Schauspieler leicht.
Inzwischen spielen viele Ihrer Kollegen den «Führer». Haben Sie einen Favoriten?
Nein. Irgendwann habe ich mir das auch nicht mehr angetan. Ich finde, dass es einen Overkill gab, dass zu viele auf dieser Hitler-Welle geritten sind. Helge Schneider habe ich in «Mein Führer» gesehen, das war leider ziemlich traurig, weil es eine reine Ulknummer war und damit eine vertane Chance. Bruno Ganz in «Der Untergang» war eine Katastrophe, weil die Identifikation auf Hitler aus der Sicht seiner Sekräterin eine masslose Verharmlosung des Leids der Opfer darstellt.
Wieso?
In jeder Auseinandersetzung mit Hitler muss klar sein, von wo aus ich ihn betrachte. Wenn ich das verwische und gleichzeitig tarne unter dem Deckmantel der nach Innovation suchenden künstlerischen Auseinandersetzung, spiele ich Leuten in die Hände, die das ausnutzen können für ihre Selbstbestätigung.
Ist die Zeit der Hitler-Filme vorbei?
Nein, ich denke, die Zeit ist noch gar nicht gekommen. Die Auseinandersetzung, die zum Beispiel in «Der Untergang» stattgefunden hat, war sehr verfänglich. Es ging darum zu zeigen, was das Menschliche an Hitler war, dabei konnte man sich bestens an der dramatischen Inszenierung seiner letzten Tage und Stunden des aber es wurde ausser acht gelassen, um die Analyse der verheerenden Auswirkung auf seine Opfer drücken. Man ging aus dem Kino und dachte: «Schade, dass der Hitler sich am Ende umgebracht hat», statt zu denken, «Was haben die eigentlich angestellt dass sie soweit kommen mussten in dieser ausweglosen Lage zu sein?» Ich glaube, wir sind in der Schuld-Bewältigungsdebatte immer noch nicht dort angekommen wo wir sein könnten. Auch der seltsame Umgang mit «Mein Kampf» macht das deutlich. Die Deutschen fallen nach wie vor lieber in die Opferrolle, als die Täterschaft der Nazidiktatur bedingungslos zu akzeptieren und als Teil ihrer Verantwortung im Hier und Jetzt anzunehmen.
2015 läuft das Urheberrecht für «Mein Kampf» aus – sollte es dann frei gegeben werden?
Das ist eine verlogene Debatte. Das Buch ist schon längst freigegeben. Es ist überall erhältlich, man kann es im Internet bestellen und das in allen Sprachen der Welt. Ganz offiziell erlaubt es Hitlers Nachlassverwalter, der bayrische Finanzminister Söder, sogar diversen Verlagen, das Buch rauszubringen. Nur im Inland tut er so, als sei er der Hüter des Gewissens.
Also Schluss mit dem Verbot?
Ja, verkauft Hitler ruhig. Das ist mir egal. Ich wäre dafür, dass man die Bücher von Heinz Buschkowsky und Thilo Sarrazin verbietet, die sind heute viel gefährlicher als «Mein Kampf».
Herr Somuncu, vielen Dank für das Gespräch.
S.P.O.N. - Helden der Gegenwart hat geschrieben:
Die Bahn bremst auf Schweinen
Eine Kolumne von Silke Burmester
Fleischesser sind Mörder, weil sie Tiere töten. Vegetarier sind Schweine, weil sie Kühen die Milch klauen. Nur Veganer leben ethisch vertretbar - denn sie lehnen Tierprodukte komplett ab. Weswegen sie eigentlich auf das Zugfahren oder Teetrinken verzichten müssten. Oje!
Verehrte Veganer!
Wenn Jesus tatsächlich noch mal auf die Erde kommen sollte, dann käme er - anders als Elvis oder Rosa Luxemburg, deren Wiederkunft ja auch sehnlichst erwartet wird - als Veganer, das ist ja schon mal klar.
Ihr Veganer könnt euch etwas auf die Stirn schreiben, das schlichtweg der Hammer ist: Ihr seid die besseren Menschen. Und somit seid Ihr der neue Pop. Ihr seid die Coolness-Sau, die durchs Zeitgeist-Dorf getrieben wird. Denn Ihr seid einfach erhaben.
Während wir Normalmenschen uns Tiere untertan gemacht haben, wird euretwegen kein Lebewesen sterben. Keiner Kuh, keinem Schaf, keiner Ziege wird das Kälblein, das Lämmlein oder das Zicklein weggenommen. Und keine Henne muss verzweifelt im Stroh nach ihrem Ei suchen, denn die Haltung von Tieren zum Nutzen des Menschen ist euch ein Graus. Ihr nutzt keine Tiere, Ihr schaut sie an und freut euch über ihre Existenz. So geht Ihr in Plastikschuhen eures Weges und bleibt lieber für Stunden stehen, als dass Ihr euch auf ein Lederpolster setzen würdet, und irgendetwas mit Gelatine drin kommt euch nicht über die Lippen.
"Die mit dem Knall"
Das Coole ist: Ohne dass Ihr nur ein Wort sagt, führt Ihr uns Tiernutzern unsere Unzulänglichkeit, unsere Unvollkommenheit vor Augen. Durch eure bloße Existenz. Es reicht, dass wir eurer ansichtig werden, Menschen, deretwegen kein Tier sich fürchten muss. Sieht so ein Schwein, so eine Kuh oder so ein Fisch zum Beispiel mich, denkt das Vieh augenblicklich "Ledertasche!", "Milchshake!", "Schlemmerfilet!" und erschrickt zu Tode.
Ihr aber geht erhaben durch die Welt. Keiner muss euch fürchten, und mit sanftem Blick könnt Ihr auf uns, die Opfer und Täter der Lebensmittelskandale blicken und sagen: "Seht Ihr, das kommt dabei heraus, wenn man wider die Natur handelt." Ihr Fleisch-, Ei- und Milchverweigerer steht sogar besser da als die Vegetarier, die sich ja Eierpfannkuchen und Appenzeller hinter die Kiemen hauen und einfach darauf scheißen, dass ein Tier gemolken wird.
Einzig die Frutarier stehen auf der Leiter der Ethik über euch, wenn sie neben der Erdbeerpflanze hocken und darauf warten, dass sie eine ihrer Früchte loslässt. Da sie nichts essen, bei dessen Ernte Pflanzen zerstört werden, geht von Frutariern noch weniger Gewalt aus als von euch Veganern, die Ihr ja doch immer mal wieder an der einen oder anderen Pflanze zieht und zupft, um etwas in den Kochtopf zu bekommen. Weil die Fruchteinsammler aber vor lauter Warten vor allem im Winter eher mangelernährt sein dürften, erlaube ich mir, diese Gruppe als "die mit dem Knall" auf die Standspur im Rennen um ethische Überlegenheit zu verbannen.
Nee, ohne Zweifel, Ihr Veganer seid die Helden der Stunde. Immer mehr Leute schließen sich euch an. Nicht nur, weil sie sehen, welche perversen Auswüchse die Lebensmittelindustrie mittlerweile angenommen hat. Sondern auch, weil Askese Halt gibt und es ein tolles Gefühl ist, auf der Seite der Guten zu stehen.
Ich, das könnt Ihr euch denken, wäre auch gern bei den Tollen dabei, nur leider will mir das nicht so recht gelingen. Zwar kippe ich seit neuestem Reismilch in meinen Kaffee und streiche mir allerlei komische Pasten auf mein Brot. Doch kommt mir ständig das ein oder andere Schwein unter.
Und was tun die Muslime?
Neulich zum Beispiel, da bin ich mit der Bahn gefahren. Und, was hat die Bahn gemacht? Sie hat gebremst. Und womit tut sie das? Mit ihrer Bremse. Und in der Bremsscheibe ist, man glaubt es nicht, und ich habe auch keine Ahnung, wie es da genau reinkommt: Schwein. Ebenso wie im Streichholz und im Zigarettenfilter. So recherchierte es die niederländische Designerin Christien Meindertsma.
Nun bin ich zwar schon dazu übergegangen, nur noch Leute zu küssen, die ohne Filter rauchen. Aber jedes Mal, wenn ich eine Kerze anzünde, habe ich vielleicht diesen Schweinleim an den Fingern, der bei der Herstellung von Zündhölzern verwendet wird. Oder nehmen wir Brot. Auch da ist Schwein drin. Das gibt die Industrie in Form von aus Haaren gewonnenem Eiweiß hinein, damit der Teig geschmeidiger wird. Nun, so ein Brot, das lässt sich vermeiden. Aber selbst wenn ich mir eine Möhre mit Paste beschmiere und sie auf einen Teller tue oder wenn ich aus einer Tasse trinke, könnte da Schwein drin und dran sein, weil selbst für die Porzellanherstellung das rosa Vieh herhalten muss. Und sogar den Weg in Patronen findet so ein Borstentier. Beziehungsweise Teile davon. Was die Frage aufwirft: Wie soll das gehen als Veganer in der Bundeswehr?
Wie gesagt: Ich wäre auch gern so toll wie Ihr. Aber ich glaube, dieser Trend muss ohne mich stattfinden, nicht zuletzt, weil ich mich freue, dass die Bahn hin und wieder bremst und ich aussteigen kann.
Eines allerdings würde ich doch gern wissen: Warum muss eine Bremse Schwein enthalten? Und Munition? Und wie kommt man auf so eine Idee? Haben die Ingenieure bei der Entwicklung ihr Wurstbrot verwendet, weil sie die richtige Ingenieursschmiere nicht finden konnten? Und was nehmen die Muslime? Könnte man sich bei denen vielleicht was abgucken?
So ließen sich doch ohnehin schon brummende Geschäftsfelder weiterentwickeln! Deutschland könnte mit veganen Bremsen und Waffen für das muslimische Ausland seinen Status als eine der größten Rüstungs- und Exportnationen der Welt auf Jahrzehnte festigen. Einige Muslime werden sich ja vielleicht noch ewig die Köppe einhauen, und es wäre doch schade, wenn Deutschland da den Anschluss verpassen würde.
Wie gesagt, Veganer, in eurer Idee vom friedlichen Miteinander der Arten liegt die Zukunft. Ihr seid die Guten!