Verfasst: 27. Okt 2010, 10:06
top bildKategorieLU hat geschrieben:http://kurzpass.ch/Artikel/Super-League ... kurve.html

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Offener Brief an den Deutschen Fußballbund
An: Leiter der Abteilung Prävention und Sicherheit des DFB, Helmut Spahn
Betreff: Offener Brief zur “Fan-Aktion” im Rahmen des Heimspiels des Chemnitzer FC gegen den VfB Lübeck am 18.09.2010
Sehr geehrter Herr Spahn,
wir möchten uns heute aus gegebenem Anlass mit einem offenen Brief an den Deutschen Fußballbund wenden. Unser Thema soll die lang diskutierte Frage einer Teil-Legalisierung von Pyrotechnik in deutschen Fußballstadien sein. Daher wenden wir uns an Sie, als Leiter der Abteilung Prävention und Sicherheit beim Deutschen Fußballbund. Den aktuellsten Anlass sehen wir in der Kommunikation rund um das Heimspiel des Chemnitzer FC gegen den VfB Lübeck am 18.09.2010.
Die “Ultras Chemnitz ‘99″ haben sich im Vorfeld dieses Spiels dialogisch mit der Ultragruppe aus Lübeck in Verbindung gesetzt. Beide Fangemeinschaften entwickelten die Idee eines gemeinsamen Intros zu diesem Spiel. Geplant war das Entzünden von mehrfarbigen Rauchfackeln beim Einlaufen der Mannschaften in einem abgesperrten Bereich im Heim- und im Gästeblock. Der Arbeitstitel dieser gemeinsamen Aktion lautete: “Ist die Kurve bunt – wird der Ball erst rund”. Diesen konstruktiven Dialog zwischen beiden Gruppen interpretierten alle Beteiligten als deeskalierende Maßnahme im Vorfeld des Spiels. Daher wurden die Jugendlichen in ihrem Anliegen unterstützt und eine Genehmigung dieser Fanaktion beim Deutschen Fußballbund beantragt. Diesem Antrag wurde leider nicht stattgegeben. Die geplanten Rauchfackeln entsprachen im Übrigen einer Kategorie, die nicht unter das Sprengstoffgesetz fällt und somit nicht anmeldepflichtig ist.
Grundsätzlich wurde seitens des DFB jedoch diesbezüglich Gesprächsbereitschaft signalisiert und auf einen späteren Zeitpunkt verwiesen. Diese Brücke der Kommunikationsbereitschaft möchten wir mit diesem Brief betreten.
Dahingehend sollen im Folgenden einige Erfahrungen einfließen, die wir im Chemnitz im Verlauf der letzten Jahre gemacht haben. Daraus sollen Anregungen abgeleitet werden, welche als Ausgangspunkt für eine breite Diskussion dieser Thematik dienen könnten.
Der “Chemnitzer Weg” im Umgang mit Pyrotechnik begann mit einigen Aktionen, die sich vor dem Block der Chemnitzer Ultras abspielten. Dabei wurden Bengalfackeln mit gültiger BAM-Nummer gemäß der gesetzlichen Bestimmungen beim Einlaufen der Mannschaften kontrolliert abgebrannt. Im Vorfeld dieser Aktionen gab es Gespräche zwischen Ultras, Verein, Polizei und Ordnungsamt. Diese wurden vom Fanprojekt Chemnitz moderiert. Gemeinsam fand man Möglichkeiten, Pyrotechnik im Stadioninnenraum einzusetzen, ohne die Sicherheit der Stadionbesucher zu gefährden oder den Spielbetrieb zu beeinträchtigen. Somit wurden diese Aktionen im lokalen Kontext genehmigt. Nach und nach setzte sich so ein stetiger Prozess in Gang, welcher in einen dauerhaften und nachhaltigen Dialog zwischen Fans und allen beteiligten Institutionen mündete.
Nach einigen erfolgreichen Verläufen dieser Art entschied man sich einen weiteren Schritt zu gehen. Demnach war es den ultraorientierten Jugendlichen ein großes Bedürfnis, Pyrotechnik auch authentisch und gemäß ihrer spezifischen Jugend(fan)kultur im Block zu entzünden. Folglich suchte man gemeinsam nach Möglichkeiten, dies umzusetzen. Schnell wurde klar, dass diesbezüglich folgende Eckpunkte als unbedingte Voraussetzungen feststanden:
abgesperrter Bereich im Block
feste Zuweisung von Personen und Verantwortungsbereichen
ausschließliche Nutzung von Rauchfackeln, die nicht unter das Sprengstoffgesetz fallen
feste Zuweisung von Zeitpunkten vor oder nach dem Spiel, um den Spielbetrieb nicht zu beeinflussen
Basierend auf diesen Voraussetzungen wurden auch die weitegehenden Schritte genehmigt und erfolgreich umgesetzt. Im Rahmen des Sachsenpokalfinales zwischen dem Chemnitzer FC und dem FC Erzgebirge Aue gab es sogar eine gemeinsame Aktion auf beiden Fanseiten. Vor dem Hintergrund, dass die Fans beider Vereine eine Erzfeindschaft verbindet, ist dieser Akt des Dialoges vor dem Spiel sehr hoch einzuschätzen. Zudem kam es an diesem Tag zu keinen Zwischenfällen rund um das Spiel.
Aufgrund dieser positiven Erfahrungen im Umgang mit dem sinnvollen Einsatz von Pyrotechnik sind alle beteiligten Institutionen in Chemnitz von diesem Weg überzeugt und wollen diesen auch konsequent weitergehen. Sinnvoll meint hier, dass Fans dialogbereit sind, auch in Bezug auf Fanszenen und Institutionen, die sie ansonsten strikt meiden. Zudem sind die Fans am Spieltag aktiv an ihre Fankultur angebunden und eben nicht dem relevanten Spektrum zugeneigt. Weiterhin ist zu konstatieren, dass es seit Einführung der lokalen Genehmigungspraxis in Chemnitz keinerlei autonome Verwendung von pyrotechnischen Erzeugnissen auf Chemnitzer Seite gab.
Unser Ziel ist es, den Dialog weiter anzuschieben und diese Thematik noch breiter zu diskutieren. Dazu wäre es sinnvoll, sich die Rahmenbedingungen im Einzelnen vor Ort genau anzuschauen und konkrete Schlüsse daraus zu ziehen. Es ist uns klar, dass es nicht möglich sein wird, eine Art “General-Ermächtigung” zu erteilen. Dazu sind die individuellen Bedingungen vor Ort zu heterogen. Wichtige Einflussfaktoren auf die Genehmigungspraxis, wie beispielsweise das Zuschaueraufkommen oder die Kommunikations-Strukturen am jeweiligen Standort, divergieren enorm. Aus diesem Grund wäre es aus unserer Sicht sinnvoll, die Genehmigungspraxis auch tatsächlich am Standort anzusiedeln und das Hausrecht der jeweiligen Heimatvereine als Manifest dieser Problematik anzuerkennen.
Wir möchten Ihnen zuerst die Möglichkeit geben, von diesem Brief Kenntnis zu nehmen. Ab dem 25.10.2010 soll er der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, um eine offene Debatte zu ermöglichen.
Wir verbleiben mit freundlichen Grüßen:
Chemnitzer FC: Peter Müller (Leiter der Geschäftsstelle)
Szenekundiger Beamter der Polizei Chemnitz: Wolfgang Rücker
Ultras Chemnitz 99: Ronny Licht
Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Chemnitz und Umgebung e.V. (Träger des Fanprojektes Chemnitz): Jürgen Tautz (Geschäftsführer)
Fanprojekt Chemnitz: Kay Herrmann (Projektleiter)
Hamburger Abendblatt hat geschrieben:Die Ultra-Nervigen vom Millerntor - ein Plädoyer
Von Sven Kummereincke
Wider die Stimmungstöter der Ultras. Ein Plädoyer eines langjährigen St.-Pauli-Fans und Abendblatt-Redakteurs für echtes Fußball-Feeling.
Hamburg. Sie sehen sich als Linke und sind straff organisiert. Sie lehnen bürgerliche Werte ab und sind ausgesprochen diszipliniert. Sie betonen ihren Anti-Rassismus und sind ungemein intolerant und elitär. Und sie verleiden mir die Freude am Stadionbesuch - sie, die Ultras St. Pauli, kurz USP. Die selbst ernannten Retter der Fußballkultur.
Ich glaube nicht, dass einer der gut 1000 Ultras, die auf der Südtribüne stehen, bei der Bundeswehr war oder dort hingehen wird. Ich glaube aber auch nicht, dass sie dort große Probleme mit der Befehlsstruktur hätten. Denn dass eine große Gruppe das befolgt, was wenige vorgeben, das zelebrieren sie ja auch bei jedem Heimspiel. Die Capos (sie nennen die selbst so!) hängen mit ihren Flüstertüten am Zaun und brüllen vor, was der Mob zu singen, zu tun und zu lassen hat. Gotthilf Fischer wäre begeistert von so einem famosen Chor. Denn die Sänger sind ungeheuer ausdauernd und singen weiter, ganz egal, was passiert. Das Ergebnis ist ein monotoner Singsang, der die Atmosphäre von Fahrstuhlmusik verbreitet.
Zu ertragen war es das letzte Mal vor einer Woche beim Spiel gegen Leverkusen. In der (leider nur kurzen) Drangphase des FC St. Pauli kam er wieder hoch, der gute alte Millerntor-Roar. Die Leute sprangen hoch, schrien, sangen, feuerten an - nur die USPler setzten ihr immer gleiches Konzert fort. Nicht lauter, nicht leiser, immer gleich.
Denn den Ultras geht ihre "Choreo" - die Choreografie - über alles. Und so muss ein jeder hüpfen, wenn es denn befohlen wurde, und er muss sich auch beim Hüpfen umdrehen, wenn es die Choreo so vorsieht. Und wehe, da macht einer nicht mit. So wie in der vergangenen Saison, als Deniz Naki auf das gegnerische Tor zustürmte. Alle standen und hatten den Torschrei auf den Lippen. Die Ultras aber sollten sich hüpfend umdrehen - die Choreo wollte es so. Die meisten dieser "Fußballfans" taten es auch tatsächlich. Und die wenigen, die dann doch lieber sehen wollten, ob Naki ein Tor schoss, wurden anschließend zur Sau gemacht, weil sie nicht mitgemacht hatten. Schöne Fußballkultur, die da gepflegt wird ...
Für Individualismus ist kein Platz. Aber das ist ja auch ein bürgerlicher Begriff. Da wird doch lieber Anti-Rassismus gepredigt. Und Anti-Diskriminierung. Werte, die bei St. Pauli glücklicherweise seit vielen Jahren hochgehalten werden. Aber alles hat wohl Grenzen. Die chic gekleidete Frau mit hochhackigen Schuhen wird nämlich regelmäßig bepöbelt auf ihrem Weg zu ihrem Platz. Die Vorstellung, dass eine solche Frau Fußballfan ist, aufspringt, schreit, anfeuert (was sie tut), geht offenbar über das Vorstellungsvermögen zu weit hinaus. Dafür hängt regelmäßig das Plakat mit der Aussage "All Cops are Bastards" am Zaun. Ich frage mich nur, warum dann auch alle Ultras den Torschützen des 1:0 gegen den HSV so frenetisch gefeiert haben. Das war nämlich Fabian Boll, der nicht nur Fußballprofi, sondern auch Oberkommissar bei der Hamburger Polizei ist.
Es wäre natürlich falsch, alle Ultras in einen Topf zu werfen und alles zu verneinen, was sie tun. Ihr Kampf gegen die totale Kommerzialisierung des Fußballs ist wichtig. Und wird von der großen Mehrheit im Stadion (inklusive Haupttribüne) unterstützt, von einigen Logen- oder Business-Seat-Besuchern mal abgesehen - deren Unart, erst zehn Minuten nach der Pause vom Sektschlurfen auf den Platz zurückzukehren, mich übrigens auch maßlos ärgert.
Ich selbst bin bestimmt kein Musterfan, es gibt treuere, lautere, mehr Stimmung machende. Aber ich bin nicht bereit, mir ausgerechnet von den Ultras vorhalten zu lassen, welch schlechte Stimmung im Stadion herrsche. Ich bin nicht bereit zu akzeptieren, dass eine kleine Gruppe ihre Art des Fan-Seins einem ganzen Stadion aufzwingen will. Ich werde dann aufstehen, singen, schreien, wenn ich es will - und es verweigern, wenn der Ultra-Block mich dazu auffordert. Denn die Ultras sind nicht mehr Teil der Lösung, sondern Teil des Problems geworden.
wie wär sie denn?Camel hat geschrieben:Die Frage bleibt hald wie die Stimmung ohne wäre...
Master hat geschrieben:danke LUzifer für einen kurzen kommentar![]()
ein st.paulianer hat geschrieben:"(...) St. Pauli sollte sich kein Problem aufschwatzen lassen was andere Vereine mit den Ultras haben und deshalb - scheinbar - laut HH-Presse auch hier vorhanden sein sollte! Frustrierte "Journalisten" versuchen unter Mithilfe der berufsgegebenen Möglichkeiten die eigene Position losgelöst von der Realität in die Öffentlichkeit zu transportieren. Ich könnte kotzen bei so viel Egogewichse."
Kann man bei einem Plädoyer überhaupt Unrecht haben? Ist halt seine Meinung, die kann man ihm nicht verbieten, genauso wenig, wie man einem Andreas Ineichen verbieten kann, seine Meinung über Tennisbälle zum besten zu geben...Master hat geschrieben:das heisst also er hat unrecht!?
huch, gar nicht gewusst, dass die 2000 Grad heiss werdenCamel hat geschrieben:Internetpranger wegen Pyro (nein, nicht geworfen)...
http://www.blick.ch/news/schweiz/bern/w ... ler-161351
Heisst jetzt nicht mehr pyro sondern pyrotechnika.P-P hat geschrieben:huch, gar nicht gewusst, dass die 2000 Grad heiss werdenCamel hat geschrieben:Internetpranger wegen Pyro (nein, nicht geworfen)...
http://www.blick.ch/news/schweiz/bern/w ... ler-161351