Offener Brief von Daniel Glur, Programmleiter Radio 3FACH an die Neue Luzerner Zeitung zu der Berichterstattung vom 11., 12. (und 13.) Januar 2013 über den „Fall Hensler“.
Diesen Brief schreibe ich als Privatperson.
Daniel Glur
Bernstrasse 77
6003 Luzern
daniglur@gmail.com
Neue Luzerner Zeitung AG
Maihofstrasse 76
6006 Luzern
Luzern, 14.1.2013
Liebe Neue Luzerner Zeitung
Jahrelang durfte sich Radio 3FACH jeweils am ersten Donnerstag des Jahres über eine Berichterstattung vom Kick Ass Award freuen. Meist halbseitig.
So hat Radio 3FACH auch dieses Jahr netterweise schon im Nachmittag der Veranstaltung die Medienmitteilung verschickt und extra geschaut, dass der Kick Ass Award vor 23 Uhr übergeben wird. Nur damit der angemeldete Fotograf der NLZ noch Zeit hat sein Bild an die Redaktion zu schicken.
Der Fotograf kam aber nicht. Offenbar haben sich die Herren Bornhauser und Martinu am Tag der Veranstaltung dazu entschieden, den KAA 12 nicht mehr im gleichen Masse wie in den letzten Jahren zu berücksichtigen.
Meines Erachtens eine fragwürdige Entscheidung. Schliesslich ist der KAA der bedeutendste alternative Musikpreis mindestens Luzerns und der Zentralschweiz.
Abgesehen von der Wichtigkeit des Preises hatte die Gala viel zu bieten, wenn man bedenkt, dass Prominente wie Paul Wolfisberg, Beat Schlatter, Anic Lautenschlager, Stadtpräsident Stefan Roth und der Polizeikommandant Beat Hensler dabei waren.
So weit ist alles noch in Ordnung. Schliesslich darf die NLZ berichten, wie sie will.
Statt aber über die durchwegs gelungene Veranstaltung zu berichten, entschied sich die Neue Luzerner Zeitung sich auf den Auftritt von Polizeichef Beat Hensler zu stürzen. Journalistisch durchaus eine berechtigte Entscheidung.
Jedoch strotz diese Berichterstattung von Ungenauigkeiten und Fehlinformationen, dass es mir ein Anliegen ist, darauf zu reagieren.
Und nun sind wir da, wo es problematisch wird.
Eine öffentliche Person wie Beat Hensler anzugreifen muss gut überlegt sein. Hier ist aber das Problem der NLZ. Sie haben sich das nicht wahnsinnig gut überlegt. In den Berichten vom 11. und 12.1.2013 der NLZ über die Awardübergabe von Beat Hensler an „Rot“ und „Grün“ (Anonyme Vertreter der Bunker Sauvage) hat es tendenziöse Fehlleitungen und haarstäubende Fehler.
Fangen wir mit dem Interview an, das am Freitag 11. Januar 2013 in der NLZ publiziert wurde. Geschrieben und geführt von Frau Susanne Balli.
Titel: „Kommandant ehrt illegale Partygänger“.
Geehrt hat Radio 3FACH die Veranstalter der Partys im Bunker. Die Sieger wurden von der Hörerschaft von Radio 3FACH auf der Website 3FACH.ch gewählt. Beat Hensler hat den Award lediglich übergeben. An „Rot“ und „Grün“, Vertreter der „Bunker Sauvage“.
Was mich hier am meisten stört ist die fahrlässige, boulevardeske Ungenauigkeit mit der die NLZ titelt. Der Titel suggeriert, dass Beat Hensler persönlich alle illegalen Partygänger ehrt.
Meines Erachtens hätte der Titel journalistisch korrekt und fair so heissen sollen:
„Kommandant überreicht Award an anonyme Vertreter illegaler Partys“.
Ich finde es fahrlässig als Monopol-Zeitung in einem Kanton, dessen Polizeikommandant unberechtigterweise auf diese Art und Weise in ein schlechtes Licht zu rücken.
Aber das war ja erst der Anfang.
Im Lead steht geschrieben, Beat Hensler habe halb vermummt Feuerwerk gezündet. Herr Hensler war aber nur ganz kurz halb vermummt. Während dem Zünden des Feuerwerks trug er eine Mütze und einen Schal vom hiesigen Fussballclub. Auf dem Kopf und um den Hals.
Im Einleitungstext schreibt Frau Balli, Beat Hensler habe den „Gruppierungen“ „Bunker Sauvages“, „Industriestrasse 9 Keller“ und „Frigorex Sauvage“ den Award übergeben. Stimmt nicht. Beat Hensler hat zwei anonymen Vertretern von den „Bunkern Sauvages“ den Award übergeben.
Derartige Fehler und Fehlleitungen alleine schon im Titel, im Lead und im Einleitungstext eines kleinen Interviews sind einfach nur haarsträubend. Für mich stellt sich Frau Balli mit diesen geschilderten Passagen, gespickt mit derart vielen Ungenauigkeiten und Recherchefehler mindestens 100 Meter ins Abseits.
Weiter gings dann am Samstag 12.1.13, wiederum in der Neuen Luzerner Zeitung.
Ich möchte an dieser Stelle übrigens noch an den Beitrag von Beat Portmann, ebenfalls Awardübergeber, verweisen:
http://www.lu-wahlen.ch/kolumne-der-red ... l-skandal/" onclick="window.open(this.href);return false;
Der von der NLZ angestrebte Skandal (Zitat Beat Portmann), basierend auf ungenauen fehlleitend zugespitzten Formulierungen und falschen Recherchen, kam ins Rollen.
Wiederum in den ersten Zeilen des am Samstag abgedruckten Beitrags steht geschrieben, dass der langjährige Polizist Othmar Roth „baff ist“ weil Beat Hensler „illegale Partyveranstalter geehrt hat“.
Die NLZ zitiert ihre eigenen Fehler. Auch wenn diesmal ein anderer Schreiberling am Werk ist. Nochmals meine Berichtigung:
Othmar Roth sollte baff sein, weil Beat Hensler zwei anonymen Vertretern illegaler Partys einen Award überreicht hat.
Wenn man weiter liest, erfährt man vom Präsident des Luzerner Polizeiverbands, dass Herr Henlser illegale Partys und Pyroaktionen zu Kavaliersdelikten herabstufe.
Können sie mir das bitte erklären, Herr Christian Bertschi? Aus dem Kontexts ihres Berichts ist nicht eruierbar, warum Herr Hensler das tun sollte.
Zum Schluss bin ich ihnen dankbar für den fairen, fundierten, ausgewogenen und gut recherchierten Bericht vom Sonntag 13.1.13, geschrieben von Guido Felder.
Leider macht das aber ihre ungenaue, schlecht recherchierte und irreführende, fast schon rufschädigende Berichterstattung vom 11. und 12. Januar nicht wett.
Ich bin mir sicher, dass wenn sie von Anfang an fair und korrekt geschrieben hätten, es gar nie soweit gekommen wäre.
In diesem Sinne hoffe ich auf eine Berichtigung ihrer von mir erläuterten Falschmeldungen und einer Stellungnahme.
Freundliche Grüsse
Daniel Glur