Verfasst: 26. Apr 2011, 19:21
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«Wir holen sicher keinen Messi oder Iniesta»
von Eva Tedesco -
Der FC Luzern baut nicht nur ein neues Stadion, sondern setzt Stein auf Stein, um in Zukunft ein stabiles Fundament zu haben. Über seine Verhältnisse will der FCL aber auf keinen Fall leben.
Mit Blitz und Donner begann 1978 die Geschichte des Innerschweizer Familienunternehmens. Nach einem Unwetter im Tessin, kaufte Otto Ineichen einwandfreie Waren und verschacherte diese unter dem Namen «Otto’s Schadenposten» gewinnbringend.
Wie aus heiterem Himmel folgte auch Walter Stierli vor acht Jahren seiner Eingebung, in Luzern ein neues Stadion zu bauen und setzte sein Vorhaben in die Tat um. «Innerhalb von acht Jahren», sagt der FCL-Präsident nicht ohne Stolz. Ein Transfer des umtriebigen Präsidenten für ein Stadion-Projekt in Zürich ist übrigens ausgeschlossen...
KKL des Fussballs
Am Wochenende vom 30./31. Juli soll das erste Super-League-Spiel in der neuen Swissporarena ausgetragen werden. Im September 2009 erfolgte der Spatenstich für die 17 000 Fans fassende Arena auf der Allmend. Seither haben schon rund 20 000 Interessierte die Baustelle besichtigt. Mit bis zu 40 000 Besucher rechnet Stierli am Tag der offenen Tür. Das offizielle Eröffnungsspiel mit Party und einem Freundschaftsspiel gegen den HSV steigt am 3. September. Stierli bezeichnet das neue Zuhause als «KKL des Fussballs». Und das Kultur- und Kongresszentrum des französischen Architekten Jean Nouvel in Form eines urbanen und transparenten Quaders ist wahrlich ein architektonisches Schmuckstück.
Zufrieden zeigt sich Stierli aber auch, dass der FC Luzern die schwierige Zeit des Asyls in Emmenbrücke finanziell gut überstanden hat. «Wir haben die Lizenz in erster Instanz und ohne Auflagen erhalten», so Stierli. «Wir haben gewusst, dass uns der Umzug in die Gersag und auch der Bezug des neuen Stadions Millionen kosten und Löcher in die Kasse reissen wird. Dass diese Löcher aber in erträglichem Rahmen geblieben sind, darauf sind wir besonders stolz.» Aber auch die neue Heimat wird nicht ganz billig. Stierli rechnet mit einem jährlichen Aufwand von 4,5 Millionen Franken.
95 Prozent der VIP-Plätze sind weg
«Aber», und das grosse Aber macht dem Leuchten-Boss dann doch wieder Freude, «auch die Einnahmen sind total andere. Wir können den Umsatz pro Jahr von 11 Millionen auf 22 Millionen Franken steigern.» 95 Prozent der VIP-Plätze und Logen sind bereits verkauft und 6500 Saisonkarten für die Saison 2011/12 - obwohl der offizielle Vorverkauf erst in 10 Tagen losgeht. Bislang konnten nur bevorzugte Personen, wie Jahreskartenbesitzer, bereits ihre Karte erneuern. Positiv wirkt sich die neue Arena auch bei der Sponsorensuche aus. «Otto’s» verpflichtete sich für eine Laufzeit von zwei Jahren mit Option auf weitere zwei Jahre. «Wir wollten ein national agierendes Unternehmen aus der Zentralschweiz, das lokalen Bezug hat». Über Zahlen spricht aber weder Stierli, noch Mark Ineichen, CEO und Präsident des Verwaltungsrates der Otto’s AG. Das der neue Geldgeber nicht für die Summe des bisherigen Hauptsponsors «Steg Computer» – geschätzt eine halbe Million Franken – einsteigen konnte, ist aber jedem klar.
In den letzten Jahren war «Otto’s Warenposten» für Überraschungen gut: So verkauft man Autos und der letzte Coup – sogar Eigenheime ab 1795 Franken, wie die Werbung verspricht. Für Überraschungen in der Super League will auch der FCL sorgen. Mit dem überwintern als Wintermeister hat die Truppe von Trainer Rolf Fringer auf sich aufmerksam gemacht. In der Rückrunde konnten die Innerschweizer aber nicht mehr an den Erfolg anschliessen. Im Gegenteil: Es folgte eine Durststrecke, die erst am letzten Wochenende mit dem 3:2-Sieg gegen Bellinzona gestoppt werden konnte. «Das gibt’s es im Fussball», so Walter Stierli, der nicht immer so locker über die Niederlagen-Serie sprechen konnte, «das Ziel bleibt ein Platz zwischen vier und sechs.»
Europa-League bleibt ein Ziel
Am liebsten ein Rang, der die Teilnahme an der Europa League ermöglicht. Das würde heissen, der FCL muss Rang 4 erreichen. Aber unter Umständen auch Platz 5, wenn Sion den Cup gewinnt und gleichzeitig am Ende der Saison auf Platz 4 stehen würde. Dann erbt der Tabellenfünfte. «Eine internationale Teilnahme wäre für alle wichtig», so Stierli, «und wir werden alles tun, um noch den vierten Platz in der Tabelle zu erreichen.» Die Planung geht aber schon weiter. «Platz eins bis drei liegt für uns nur drin, wenn alles zusammen passt und das ist schwierig. Zwischen Rang vier und sechs ist aber alles möglich und darauf richten wir unsere Zielsetzung in der nächsten Saion aus.»
Mit Nick Proschwitz (Thun), Adrian Winter (St. Gallen) und Jérôme Thiesson (Bellinzona) hat Fringer drei Wunschspieler für die nächste Saison erhalten. «Wir holen sicher keinen Messi und keinen Iniesta», lacht Stierli, «aber eventuell tut sich noch etwas im Sommer». Auf keinen Fall werde man sich aber finanziell übernehmen und weiterhin auf Identifikation setzen. «Der Innerschweizer will Innerschweizer auf dem Platz sehen», so Stierli und die eigene Nachwuchsabteilung könne sich schliesslich sehen lassen. «Da sind wir nicht weit von Basel und Zürich entfernt. Aber wir müssen besser draus schöpfen können.»