Pirmin Schwegler (18 ) schoss den FC Luzern in den Cupfinal - Seinen grössten Sieg feierte er als Baby - gegen den Krebs
von thomas niggl und alain kunz
LUZERN. Namhafte Experten wie Ex-Natistar Kudi Müller (56) oder der einstige deutsche Startrainer Friedel Rausch (65) prophezeihen ihm eine grosse internationale Karriere. Auch Pirmin Schwegler (18 ), das Supertalent des FC Luzern, setzt sich hohe Ziele. Den grössten Sieg hat er jedoch bereits gefeiert: Pirmin besiegte den Krebs!
Als Pirmin ein 16 Monate altes Baby war, wurde die Familie Schwegler von einem schweren Schicksalsschlag getroffen. Die Ärzte stellten die niederschmetternde Diagnose: Leukämie - was so viel wie Blutkrebs bedeutet.
Pirmin, sein Bruder Christian, Mutter Annelies und Vater Alois nahmen den Kampf tapfer auf. Fast ein Jahr lang rangen die Mediziner im Berner Inselspital um den kleinen Pirmin. Pirmin: «Ich musste 12 Chemotherapien über mich ergehen lassen. Ich verlor die Haare. Ich hatte eigentlich keine Überlebenschance. Sie lag nicht einmal bei zehn Prozent.»
Auch wenn er mit 16 Monaten die schwere Erkrankung nicht bewusst mitbekommen konnte, ist Pirmin heute felsenfest davon überzeugt: «Im Unterbewusstsein wollte ich gegen den Krebs ankämpfen. Im Unterbewusstsein habe ich bestimmt auch gespürt, wie meine Familie leiden musste. Diese Krankheit hat mich geprägt. Ich weiss von der Kindheit her, was Kampf bedeutet. Und diese Lebensschule hilft mir heute sehr viel.»
Mit fünf Jahren erklärten ihn die Arzte vorerst für geheilt. Denn ein Restrisiko war bis vor einem Jahr nicht auszuschliessen. Pirmin: «Bis vor einem Jahr musste ich zum jährlichen medizinischen Check. Es war immer wieder ein mulmiges Gefühl. Doch jetzt ist die Sache endgültig ausgestanden.»
Pirmin Schwegler ist ein bescheidener junger Mann, der für sein Alter sehr bewusst lebt: «Immer, wenn ich wieder zur Untersuchung musste, habe ich im Spital die vielen kranken Menschen gesehen. Ich bin mir sehr wohl im Klaren darüber, was es heisst, gesund zu sein. Dafür bin ich jeden Tag dankbar.»
Pirmin Schwegler im Glück: Sein herrliches Kopftor brachte den FCL am Donnerstag in den Cupfinal. Auch wenn er bei Trainer René van Eck im zentralen defensiven Mittelfeld à la Johann Vogel das Spiel ordnen muss, sucht er konsequent den Abschluss. «Eigentlich», sagt Pirmin, «sehe ich meine Rolle eher hinter den Spitzen. So wie das mein grosses Vorbild Ronaldinho in Barcelona praktiziert.»
Spielervermittler und Klubs aus Deutschland und Italien sind hinter dem Juwel her. In der zweiten Dezember-Woche 2004 absolvierte Schwegler Probetrainings bei Hertha BSC. Doch er will seine KV-Lehre, die er übrigens beim FC Luzern absolviert, abschliessen und seinen Vertrag bis 2006 erfüllen.
Pirmin ordnet alles dem Fussball unter. Oberste Priorität hat die gezielte Karriere-Planung. Deshalb bleibt vorerst auch keine Zeit für eine Freundin. Seine dickster Kumpel ist sein Bruder Christian (20), der beim FCL Aussenverteidiger spielt.
Die Schwegler-Brothers fühlen sich wie Zwillinge, bewohnen direkt bei der Allmend eine 3 1/2-Zimmer-Wohnung. Pirmin: «Es ist eine bescheidene Wohnung. Aber Christian und ich haben sie gemütlich eingerichtet. Wir kochen gemeinsam. Und zum Training haben wir gerade mal zwei Minuten.»

Tönt wirklich übel...
