Blick-Online
Polnische Plaudertasche
VON ALAIN KUNZ
09.07.2007 | 23:44:34
SION – 70 Prozent seiner 27 Tore in der polnischen Exkstraklasa hat der Mann mit dem unaussprechlichen Namen mit dem Kopf gemacht. So hat sich Zbigniew Zakrzewski (26) nicht nur einen Namen, sondern zum Glück auch einen Übernamen gemacht: Zaki!
«Sorry für mein Englisch, aber ich habe es lange nicht mehr gebraucht.» Sympathisch. Als Erstes entschuldigt sich der neue Sion-Stürmer. Dabei ist sein Englisch gar nicht so schlecht.
Wichtiger ist, dass er redet. Sogar viel. Nichts von Schweiger aus dem Osten oder so. Zaki ist ein offener Typ. «Für mich ist der Kontakt mit den Leuten wichtig. Ich will die Stadt Sion spüren. Will wissen, wie die Leute hier denken.» So ist er heilfroh, bald aus dem Porte d’Octodure in Martigny, dem Hotel von Präsident Christian Constantin und Nervenzentrale des FC Sion, herauszukommen und eine Wohnung mitten in der Stadt Sion zu beziehen. Und Französisch will er auch schnellstmöglich lernen.
Allerdings muss er das noch ohne seine Familie tun. Ohne seine Frau Catarina, sein sechs Monate altes Töchterchen Victoria und die Grossmama. «Ich baue in Poznan ein Haus. Meine Frau schaut dort noch drei, vier Wochen zum Rechten», erklärt der passionierte TV-Tennisfan.
So lange Zeit hat er nicht, um in Topform zu kommen. Schliesslich gilts in zwei Wochen ernst. «Bis dann will ich zu hundert Prozent in Form sein. Es wird aber eng.» Zaki lacht. Und das macht er oft.
Ein lebenslustiger Bursche, dieser Pole, der von der 800000-Einwohner-Metropole Poznan temporär die Nase voll hatte und ins Ausland wollte, in ein Land mit multikulturellem Fussball-Einschlag. «Im Winter habe ich Anfragen aus der Türkei und Russland abgelehnt. Das wäre nichts für die Familie. Als sich dann Sion meldete, habe ich keine Sekunde gezögert. Das war die beste Entscheidung meines Lebens.»
Von der Landschaft im Wallis war er von der ersten Sekunde an begeistert. «Und auch sportlich erhoffe ich mir viel. Den Sprung in die Nati zum Beispiel.» Nah dran ist er. Verdammt nah sogar. Vier Mal wurde er in 25-Mann-Trainingscamps einberufen. Zu einem Einsatz hat es noch nicht gereicht. Doch der Nati-Trainer ist einer, der um die Qualitäten des Schweizer Fussballs weiss, kann er sich doch die Einmaligkeit eines Sturzes in die Auf-/Abstiegsrunde mit Rekordmeister GC auf seine Visitenkarte schreiben: Leo Beenhakker...
27 Tore hat Zaki in 96 Spielen während 4 Saisons mit Lech in der Ekstraklasa erzielt. In Sion, so schätzt er selbst, sollen es zehn bis zwölf werden. Und dann wird er es im Ausland weitergebracht haben als sein Vater, ein Torhüter mit 250 Einsätzen in der polnischen Eliteliga. Denn Papa Zaki hat es im Ausland bloss auf die Färöer-Inseln gebracht. Wo er zu hundert Prozent in einem Fischereibetrieb arbeitete...