Auch Muff kommt
VON CHRISTOPH GRAF
ZÜRICH – Verkehrte Welt im Zürcher Fussball. Für Meister GC ist die Champions League in Griffnähe, aber die Transferkasse fast leer. Hingegen ist der Stadtrivale FCZ vom angekündigten Sparprogramm abgerückt.
Der Grund, den FCZ-Präsident Sven Hotz (74) für die Kurskorrektur nennt, mag überraschen: «Es sind wirtschaftliche Überlegungen. Ich stelle lieber jetzt eine richtige Mannschaft auf die Beine, als dass ich während der Saison teure Notaktionen machen muss, wenn wir auf Platz sieben oder acht liegen. Wenn wir in der hinteren Tabellenhälfte sind, will uns ohnehin niemand sehen. Dann sinken die Einnahmen ins Bodenlose.»
Eine Politik des offenen Tresors will Hotz trotzdem nicht betreiben, denn früher oder später landen ohnehin alle Rechnungen, die den FCZ betreffen, auf seinem Pult. Die Reduktion des Budgets um drei Millionen Franken runter auf acht betrachtet Hotz aber nicht mehr als realistisch. Er ist froh, wenn die Ausgaben nicht über die Zehn-Millionen-Grenze klettern.
Um die Transfers mit seinem neuen Trainer Lucien Favre (46) voranzutreiben, hat Hotz auf die Sommerferien verzichtet. Die Idee ist, hinter GC und Basel zur dritten Macht in der Super League zu werden. «Minimalziel ist Rang vier plus der Einbau von zwei Nachwuchsleuten», hält Hotz fest.
Favre, für den die deutsche Sprache noch anstrengend ist, der aber immer gut vorbereitet zu Trainings und Interviews erscheint, hat sich auf seinem Notizblock fein säuberlich notiert: «Ich will den FCZ so vorbereiten, dass er übernächste Saison ein gewichtiges Wort bei der Titelvergabe mitreden kann.»
Einen Triumph über GC hat der FCZ bereits gefeiert – den Zuzug des Armeniers Artur Petrosyan (32) von YB. GC-Trainer Marcel Koller gibt zu: «Petrosyan hätte ich gerne gehabt. Aber wir hatten gegen die Offerte des FCZ keine Chance.»
Natürlich möchte Favre noch mehr neue Leute: «Schliesslich haben wir erst 17 Mann im Kader.» Hotz bremst ein wenig, hat aber geprüft, ob Thuns Neo-Natistürmer Milaim Rama (27) zu akzeptablen Konditionen zu haben wäre.
Gelandet ist er schliesslich bei Andy Muff (22, Luzern), der Basel gehört. Muff war am Mittwoch mit YB praktisch einig. Doch der FCZ hatte den längeren Atem. Konkret: das dickere Portemonnaie.
Das ist wohl der definitive entscheid, Muff geht weg


