Verstärkungen sind unumgänglich
Der FC Luzern holt in Aarau einen Punkt. Der Sforza-Club steht punktemäßig nicht schlecht da. Das sind zwei positive Nachrichten nach einem ansonsten wenig Mut machenden Spiel.
Aarau drängte die Mannschaft von Ciriaco Sforza pausenlos nach hinten und hatte vor allem in der zweiten Spielhälfte Chancen im Minutentakt. Alleine die Präzision war sehr mangelhaft: Mehrmals konnten Cristian Ianu, Goran Antic, Djamel Mesbah oder Carlos Alberto De Almeida freistehend Mass nehmen, die Bälle flogen aber regelmässig am Tor von Luzern-Goalie David Zibung vorbei. Und was doch auf das Gehäuse der Gäste zuflog, wurde eine sichere Beute des starken Luzerner Schlussmanns.
Die Luzerner ihrerseits beschränkten sich von Beginn weg auf das Halten des 0:0. Eine einzige kleine Torchance war zu notieren: Davide Chiumiento versuchte Aarau-Goalie Ivan Benito mit einem raffinierten Drehschuss zu erwischen, der Ball flog jedoch knapp über die Latte.
Auf dem Papier steht die Mannschaft von Ciriaco Sforza damit weiterhin nicht schlecht da: Sie holten sieben Punkte aus sechs Spielen in einer eng gestrickten Tabelle und entsprechen damit durchaus den Erwartungen. Doch die Art und Weise, wie die Punkte bisher weitgehend geholt wurden, wirft Fragen auf. „Das ist nicht der Fußball, den ich mir vorstelle“, sagt Ciriaco Sforza.
War in den ersten Spiel vor allen die Defensivabteilung das Problemfeld, stand am Brügglifeld vor allem die Offensive im Focus – durch Nichtexistenz. Dabei hat der FCL nominell keine schlechten Spieler in den vorderen Reihen. Aber: Niemand war in Aarau in der Lage, das Spiel bei Ballgewinn zu eröffnen und mit wenigen Spielzügen die Angreifer zu bedienen. Es bleibt deshalb richtig, was Beobachter schon in den ersten Spielen feststellten: Das Problem liegt zum einen in einer Abwehr, die mit sich selbst und den Angriffen des Gegners beschäftigt ist und in einem defensiven Mittelfeld, das nach hinten arbeitet, aber vorn keine Akzente setzen kann.
Acht Stammspieler hat Ciriaco Sforza zur Verfügung, die nicht alle zu jeder Zeit ihr volles Leistungsvermögen abrufen können und zudem nicht immer einsatzfähig sind. Hinzu kommen vier Ergänzungs- und sechs Jugendspieler. Ein sehr dünner Kader für einen Verein, der nach einer hoffnungsvollen Saison 2006/2007 eigentlich „den nächsten Schritt“ (Ciriaco Sforza) machen wollte.
Dafür müsste weiteres Geld in die Hand genommen werden. Ciriaco Sforza hält sich öffentlich zurück, wenn es um Investitionen geht. Er weiß: Die Mittel des Vereins sind begrenzt. Aber er wird, er muss sogar intern weitere Forderungen stellen, denn in der Breite reicht das vorhandene Personal nicht aus, um höheren Ansprüchen zu genügen. Sforza hat kaum Möglichkeiten, nach einem Spiel wie gegen Aarau Wechsel vorzunehmen. Denn die, die in vorherigen Spielen auf dem Platz standen, haben es kaum besser gemacht.
Ciriaco Sforza weiß, was er an seinen jungen Spielern hat. Aber er ist sich bewusst, dass seiner Mannschaft noch einiges an Erfahrung fehlt. Deshalb nutzt er seine vielfältigen Kontakte, um vor Transferschluß (31.8. für Spieler in ausländischen Clubs, 30.9. für Spieler inländischer Clubs) etwas in Bewegung zu setzen. Vergangene Woche gastierte ein niederländischer Alt-Bundesligist in Luzern, den Sforza für absolut Gewinn bringend befand, der aber nicht auf die Gegenliebe der Verantwortlichen traf. Weitere Telefonate und DVD-Studien ergaben bisher nichts Erfolg Versprechendes. Und in Sachen Sermeter weiß niemand, ob das letzte Wort schon gesprochen wurde.
Zunächst muss der Coach weiter auf die Spieler bauen, die er zur Verfügung hat. Auch die „können es besser“, erklärte Ciri Sforza nach dem Aarau-Spiel. Doch das Glück ist nicht zu erzwingen. Verstärkungen, das wissen alle in Luzern, sind unumgänglich.
Peter Hermanns,
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