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Fussball, Super League: Neuchâtel Xamax - FC Luzern (heute 19.45, Maladière)
«Ich fordere Selbstbewusstsein»
Der FCL startet in Neuenburg gegen Xamax ins zweite Saisonviertel. Trainer Sforza spricht zuvor über den Saisonstart, Chiumiento und die Wichtigkeit von Seoane.
Ciriaco Sforza, wie gefiel Ihnen das erste Meisterschaftsviertel Ihrer Mannschaft?
Ciriaco Sforza: Was die Punktzahl angeht, muss ich zufrieden sein. Es gab Spiele wie etwa in Aarau, in dem wir eigentlich keinen Lohn verdient gehabt hätten. Aber es gab auch andere Auftritte wie gegen Sion, gegen das wir trotz guten Chancen den Sieg verpassten. Insgesamt muss ich zufrieden sein.
Und wie hat sich die Mannschaft aus Ihrer Optik entwickelt?
Sforza: Es kam in den ersten Wochen manchmal vor, dass ich mich gefragt habe: Kapieren die Spieler wirklich, was ich will? Oder überfordere ich sie mit meinen Vorstellungen? Wir brauchen Zeit und Geduld, um umzusetzen, was wir im Training üben. Aber wir müssen uns auch nichts vormachen: Eine Steigerung ist zweifellos möglich, das Potenzial ist nicht ausgeschöpft.
Es gab erste Anzeichen von Nervosität. Die Spieler zum Beispiel wollten zuletzt nicht mehr in der Öffentlichkeit reden.
Sforza: Das ist ihre Sache. Dass nicht alles gut war, ist doch offensichtlich. Ich fordere von jedem Einzelnen mehr Selbstbewusstsein, ich will mehr Überzeugung sehen. Die Spieler müssen Verantwortung übernehmen …
… auch den Fans gegenüber, wenn sie beispielsweise zu Hunderten ins Tessin zu einem Erstrunden-Cupmatch fahren.
Sforza: Klar. Aber ich glaube, die Mannschaft hat das jetzt verstanden.
In Thun hat sich der FCL vor allem in der Defensive stabiler gezeigt. Hat das einzig mit dem kürzlich verpflichteten Mijat Maric zu tun?
Sforza: Nicht nur, aber er hat mit seiner Ruhe seinen Teil dazu beigetragen, dass wir sicherer stehen.
Warum wurde Maric erst nach sieben Runden aus St. Gallen geholt und nicht schon im Sommer?
Sforza: Ganz einfach: Diese Lösung ergab sich erst so spät.
Gegen Thun hat sich auch Chiumiento mit seinem Engagement hervorgetan.
Sforza: Chiumiento ist einer, der lernen will. Das ist entscheidend. Aus ihm will ich eine Persönlichkeit machen. Er muss die Mannschaft führen. Reha-Trainer Mike Lindemann kennt Chiumiento aus der gemeinsamen Zeit bei YB. Er hat mir gesagt, Chiumiento heute und vor einem Jahr sei ein ganz anderer Spieler.
Das ist auch eine Aufgabe, die Gerardo Seoane bald wieder zuteil werden soll. Wie sehr fehlt er dem Team?
Sforza: Er ist wichtig, keine Frage. Aber ich werde keinen unnötigen Druck aufsetzen. Es wäre völlig falsch, ihn zu forcieren. Wer jetzt das Vertrauen bekommt und auf dem Platz steht, muss Verantwortung übernehmen. Ich rede viel mit den Spielern, ich erkläre ihnen im Training sehr viel. Sie müssen jetzt selber die Initiative ergreifen und nicht immer auf Anweisungen von meiner Seite warten dürfen.
Was erwarten Sie vom Auftritt auf Kunstrasen in Neuenburg?
Sforza: Ob Kunst- oder Naturrasen: Ich wünsche mir, dass wir die Bestätigung des zuletzt gezeigten Aufwärtstrends erbringen. Mir wäre es recht, wenn am Samstag in Thun eine Serie angefangen hat, die gegen Xamax und am Samstag auch gegen den FC Zürich fortgesetzt wird (schmunzelt).
Castellas Warnung vor Chiumiento
FCL-Gegner Xamax erlitt gegen den FCB eine empfindliche 0:3-Niederlage. Statt mit den Baslern gleichzuziehen, brachten sie sich vor der heutigen Partie in eine heikle Situation. «Der Match gegen Luzern ist wegweisend für die ganze Saison», sagt Trainer Gérard Castella, «mit einem Sieg distanzieren wir Luzern um fünf Punkte.» Castella beobachtete den FCL in Thun und warnte danach seine Mannschaft vor allem vor einem Spieler: Davide Chiumiento. «Er ist mit seinen technischen Fähigkeiten fähig, jeden Gegner vor grosse Schwierigkeiten zu stellen», so Castella.
Bader wieder im Training
Castella muss gegen den FCL auf den Brasilianer Everson verzichten, der sich gegen den Basler Degen zu einer Tätlichkeit hinreissen liess. FCL-Trainer Ciriaco Sforza hat dasselbe Kader wie zuletzt zur Verfügung. Will heissen: Seoane und Bader fallen weiterhin aus. Baders Rückkehr zeichnet sich nun aber ab. Der Solothurner, der sich gegen YB Ende Juli einen Innenbandanriss im rechten Knie zuzog, ist zurück im Training. Allerdings wird er frühestens in zehn Tagen zum Aufgebot gehören - gegen YB.