merkur-online.de hat geschrieben:"Nehmt Hoeneß beim Wort!"
München - Die "Freunde des Sechz’ger Stadions" fordern einen sofortigen Auszug aus der Allianz Arena.
Es hat nicht lange gedauert, bis die verbale Steilvorlage von Bayern-Manager Uli Hoeneß ("Wir würden alle Türen öffnen, damit die Sechziger möglichst schnell aus der Allianz Arena verschwinden können") einen Abnehmer fand. Aufgenommen haben den Ball erwartungsgemäß die "Freunde des Sechz’ger Stadions e.V.", eine Fanvereinigung, die sich seit Jahren für eine Rückkehr der ersten Löwen-Mannschaft in die baufällige Kultstätte im Herzen Giesings einsetzt.
"Spätestens jetzt", schrieb deren Vorsitzender Roman Beer in einer Pressemitteilung, "dürfte jedem Löwen-Fan klar geworden sein, dass wir den Vertrag nicht deswegen erfüllen müssen, weil die Bayern uns nicht aus der Arena lassen wollen." Sondern, so Beers unausgesprochene Schlussfolgerung: weil die Führung des TSV 1860 sich des Themas nicht annimmt.
Zumindest tut sie das nicht im Sinne der Giesinger Nostalgiker. Bereits gestern hatte Präsident Rainer Beeck via AZ verlauten lassen: "Eine Arena ohne Sechzig wird es nicht geben. Herr Hoeneß braucht sich keine Gedanken zu machen, dass er seinen Mieter verliert. Wir bleiben bis 2025 in diesem Stadion." Auch Geschäftsführer Stefan Reuter, der sich zuletzt etwas missverständlich geäußert hatte ("Wenn der FC Bayern Gesprächsbedarf hat, reden wir natürlich"), stellte klar: "Es gibt keine zwei Meinungen in der Führungsetage zur Arena. Der Vertrag ist von einem früheren Präsidium langfristig angelegt worden und wir halten uns an Verträge."
Der bestehende Vertrag mit dem FC Bayern sieht vor, dass Zweitligist 1860 als Mieter jährlich 5,3 Millionen Euro aufbringen muss: Zwei Millionen für die Verpflegung der Vip-Gäste, zehn Prozent der Ticketeinnahmen für die Miete (macht etwa 1,3 Millionen) und jeweils eine Million Euro für die 3000 Business-Sitze und für die Werbefreiheit. Zu viel, findet Beer. "Der Vertrag wird den Verein über kurz oder lang in den Ruin treiben", prophezeit der Chef der 60er-Stadion-Freunde, "man sollte ihn jetzt auflösen. Nehmt Hoeneß beim Wort!"
Doch erstens wird das nicht ohne weiteres möglich sein; Ex-Finanzchef Stefan Ziffzer bezifferte die Kosten für eine Vertragsauflösung einst auf 56 Millionen Euro. Und zweitens würde sich dann die Frage stellen: Wohin soll 1860 ausweichen? Die Probleme, die eine Rückkehr nach Giesing mit sich brächte, sind hinlänglich bekannt: Marode Bausubstanz, keine Vip-Räume, kaum Parkplätze etc.. 10 bis 15 Millionen Euro müsste der Verein kurzfristig aufbringen, rechnete Vizepräsident Franz Maget auf der Delegiertenversammlung vor.
Ist ein überschaubarer Betrag, wenn man bedenkt, dass zweieinhalb Spielzeiten in der Allianz Arena die gleiche Summe kosten. Andererseits hat der Verein nicht mal Geld, um die Defizite im Etat und im Kader auszugleichen.
Das Thema, man ahnt es, wird die Löwen zumindest solange begleiten, bis eine Siegesserie in der Allianz Arena einsetzt. Doch darauf deutet nach den jüngsten Ergebnissen nichts hin.
Der nächste Gegner heißt 1. FC Nürnberg. Für die attraktive Partie am 14. Dezember sind schon jetzt 45 000 Karten verkauft. Würde das Spiel im Grünwalder Stadion stattfinden, müsste die Hälfte der Fans draußen bleiben.