Heiri hat geschrieben:Ich kenne keinen anderen Sport, wo dem Spielleiter so wenig Respekt gegenübergebracht wird wie im Fussball.
Bei der kleinsten Gelegenheit wird da gemotzt und reklamiert. Wo gibts sowas schon ausser beim Fussball?
Und dann wundert man sich jeweils wenn im Breitensport oder im Juniorenbereich Spiele abgebrochen werden müssen...
Es wird Zeit, dass solche Vergehen hart bestraft werden und das Reklamieren viel früher mit Gelb bestraft wird, nur so werden es irgendwann die Spieler (und Trainer) merken, dass es auch ganz anders gehen würde.
Und jede Wette: wenn das mal von jedem Schiedsrichter in jedem Spiel konsequent gehandhabt würde, dann wäre das sehr schnell, sehr viel besser.
Nach einem ungerechtfertigten und spielentscheidenden Elfmeter in einem WM-Finale den Schiedsrichter mit einem Schulterklopfen zu belohnen käme mir nicht im Traum in den Sinn. Erst recht nicht, wenn davon mittlerweile 5 Entscheidungen treffen können.
Deine Feststellung ist jedoch nachvollziehbar. Allerdings gibt es auch kaum eine andere Sportart (Sportarten mit Punktrichter ausgenommen), bei welcher der Schiedsrichter mit seiner Leistung derart grossen Einfluss aufs Spiel nehmen kann und wo es um so viel Geld geht. Was im Juniorenbereich abläuft und teilweise wirklich tragisch ist, sind in der Tat die Folgen der Vorbildfunktion. Das Spezielle: Im Amateurbereich ausserhalb vom Vereinsfussball in Spielen ohne Schiedsrichter sind die Spiele fairer. Diese Tatsache finde ich viel interessanter. Ausserdem ist die Einführung des Fairplay-Preises ja eine schöne Sache, schafft aber kaum Anreize.
Dass Schiedsrichter Fehler machen ist ebenfalls Tatsache und verständlich. Zudem sind Fehlentscheide das Fundament dessen, dass der Fussball auch lokal derart interessant ist. Kaum einer wüsste, welche Teams sich 1966 im WM-Finale gegenüberstanden, hätte es nicht das eine "Tor" gegeben, welches jahrzehntelangen Gesprächsstoff und Faszination geboten hat. Zudem gehört die Beeinflussung von Schiedsrichtern genauso zum Fussball wie Schwalben. Ob unfair oder taktisch legt jeder anders aus und ist situationsabhängig. Die Meinung über die SABR von Federer trennt sich beispielsweise ebenfalls bei dieser Frage. Oder ist die Leistungssteigerung von Radfahrern durch Mittel, welche (noch) nicht auf der Doping-Liste sind unfair oder einfach nur im erlaubten Bereich der Regeln?
Entweder man nimmt dem Fussball die Fehlentscheide, führt Torlinientechnologie, Hawk Eye und ein Strafsystem wie beim American Football ein und beendet jede aufkeimende Diskussion oder man akzeptiert die "Unterdrückung der Schiedsrichter" und die Ausnützung von Regeln wie Spielverzögerungen.
Das System der Bestrafung von Spielern oder Funktionären bei Regelverletzungen ist nicht schlecht. Allerdings ist es nicht ausgereift, wenn Schiedsrichter dumm gesagt jeden Scheiss pfeifen können. Man macht sie dadurch zum Feindbild. Auch sie müssten einem öffentlichen Strafsystem unterliegen, um Spielmanipulationen und gewichtige Fehler zu bestrafen. So würde man sehr viele Schiedsrichter-Kritiker, auch jene auf dem Feld, milde stimmen. Aber aktuell bieten Schiedsrichter ein Feindbild, welches nicht nötig wäre, würde deren Leistung optimiert, öffentlich honoriert und bestraft. Die internen Workshops und Nachbesprechungen mögen ihren Einfluss haben, aber ändern nichts an der Wahrnehmung von Spielleitern.