Windfahne hat geschrieben:nach Klartext mit Marcel Kälin
1. Top, wie offen und ehrlich der Gast war.
2. Die Analyse so komplett, so breit, so treffend, wie das noch bei keinem anderen leitenden Angestellten beim FCL je zuvor der Fall war.
Ich will diese zwei Punkte bewusst stärker bewerten als alles andere. Falls es nicht ankommt: Das war äusserst positiv und sollte uns ganz generell optimistisch stimmen! Scheiss Depros
Selbstverständlich, ich habe am Mittwoch ebenfalls noch zu wenig Konkretes, Greifbares gehört, wie denn die Vision 2021 im Alltag zu verstehen ist. Sogar bei meinem Lieblingsthema „Esport“, was zwar nur ein Nebenschauplatz ist, aber eben doch symbolhaft steht für einen zukünftigen Gemischtwaren-Laden ohne erkennbaren Faden, fehlte mir die klare Entschlossenheit, wohin die Reise gehen soll. Um just danach in der Matchzytig zu entdecken, dass dieser Geschäftszweig am Saisoneröffnungstag fester Bestandteil sein soll. Cool, meine Kids werden vom FCL nun ganz proaktiv zur Nichtbewegung aufgefordert! Bei solchen Themen erwarte ich bald eindeutige Entscheidungen, eine klare Haltung, kein Wischiwaschi!
jossen hat geschrieben:hoffe der kerl kriegt genügend Zeit.
Vor allem benötigt er Respekt und Rückhalt, falls er tatsächlich einige elementare und unpopuläre Massnahmen - welche eindeutig notwendig wären - in die Wege leitet. Wie viele Leute bereit sind, ihm diesen Rückhalt tatsächlich zu geben, ist mir momentan völlig unklar. Dass er und Remo Meyer zu einem sehr frühen Zeitpunkt über wenig bis keinen Kredit bei der Fanbasis verfügen, zeigt mir, dass das Luzerner Umfeld in diesen Ämtlis eben doch lieber den (evtl. sogar auswärtigen) Polteris mit mehr oder weniger illustrer Vergangenheit vertrauen würde, zumindest scheint man bei denen jeweils in den ersten Jahren grosszügiger zu sein als bei Leuten, die mit Demut, Leidenschaft und Bescheidenheit ans Werk gehen. Das bedaure ich sehr und irgendwie macht es mir auch Angst... Wauti lag mit Glamour vielleicht gar nicht so falsch.
Zurück zu Kälin, und um es in einen Vergleich zu setzen mit den beiden letzten Vorgängern:
- Mike Hauser war für die meisten von uns die Idealbesetzung.
Nach eineinhalb Jahren war man sich ziemlich einig, dass es
zu wenig Zeit für ihn war, den Laden umzukrempeln. Wohlgemerkt, er war davor schon über
zehn Jahre (!) im Vorstand und kannte jeden Winkel, bevor er das Chefamt angetreten hat. Er startete insofern zwar vorbelastet, musste dafür wenig Aufbauarbeit leisten, Politik, Fans, Medien, Mannschaft, Geschäftspartner und Mitarbeiter, alles schon bekannt. Hätte also vom ersten Tag an so richtig loslegen können. Das Vertrauen in ihn war aus Fansicht beinahe grenzenlos.
- Auch Ruedi Stäger genoss weitgehend und langanhaltend grosses Vertrauen. Clever wie er dieses vorerst ausbaute resp. verlängerte, indem er gerne den Leuten vorkaute, was sie hören wollten. Grosse Versprechungen waren zu vernehmen, die
ersten eineinhalb Jahre durfte er diese ganz
ungestört verlauten lassen. Nach ziemlich heftigen Paukenschlägen rund um die Abgänge von Frei und später dem bösen Duo Fringer/Vrabec, dem „Allzeithoch“ bezüglich Zusammenarbeit mit dem Medienpartner LZ und dem erfolgreichen Verteidigen des operativen Millionen-Defizits wurden dann doch irgendwann die ersten kritischen Stimmen laut. Der Bankkaufmann und VR-Stratege, der beim FCL nie eine Strategie implementiert hat, hats halt doch nicht gepackt. Die Marke FCL ist immer noch unscharf wie das Bild einer Lochkamera und die internen Baustellen wucherten wie Unkraut bei feuchtwarmen Wetter.
- Marcel Kälins Leistungsausweis liest sich doch im Vergleich dazu gar nicht so schlecht, wenn man bedenkt, dass er erst seit
acht Monaten da ist:
1) Praktisch kompletter Neuaufbau Beziehungsnetz
2) Erste entscheidende Personalien geregelt (Finanzen, Stadion, Sportchef)
3) Vision 2021 aus dem Boden gestampft (ja, ich weiss, ist noch nicht umgesetzt!)
4) Einheitliche, abgestimmte Auftritte von VR & CEO (Studhalter, Bieri, Kälin)
5) Regionale Identität gestärkt (Rekrutierung Sportchef/Spieler mit lokalem Bezug)
6) Erste Massnahmen und mittelfristige Ziele definiert bezüglich der Organisation, keine abschliessende Aufzählung: Geschäftsbericht (=Transparenz!), Trennung von den Frauen, wesentliche Änderungen im Nachwuchs (Campus)
7) Bereits erste Umsetzungsversuche bezüglich Stadion (Fananliegen ernst genommen!)
8 ) Und wie erwähnt, eine aus meiner Sicht beeindruckend starke Analyse bezüglich internen und externen Handlungsfeldern des FCL
Der grösste Griff ins Klo bisher war in meinen Augen das in der Presse kommunizierte Vorhaben, die Abteilung „Sport“ den Sportlern zu überlassen. Kaum
Mir ist klar geworden: Das ist keine Baustelle für mich, also kann ich mich auf die Geschäftsstelle fokussieren
gesagt, gings los… („überraschender“ Weggang von Gaugler, skurrile Vertragsverhandlungen mit Haas & den Schneuwlys, eine kaum für möglich gehaltene Niederlagenserie und die Zeitbombe Babbel, welche zum ersten Mal unter Kälin äusserst aggressiv die medialen und rhetorischen Muskeln spielen liess). Pech, Unvermögen, Naivität? Wohl ein Mix von alledem. Die Frage ist: Werden sich solche Fehler regelmässig wiederholen oder lernt man daraus?
Traditionsgemäss büsst er – wie alle seine Vorgänger auch – in solchen Situationen hauptsächlich für das katastrophale Kommunikationsmanagement. Da gibts in den Augen vieler sowieso nur einen Ausweg…
Insgesamt bleibe ich dabei, was ich am 14. März geschrieben habe:
http://www.fclforum.lu/viewtopic.php?p=568524#p568524
Sprich: Wenn Ulrich/Fischer/Frank auch im Winter 17/18 noch wursteln dürfen, wird das nix. Die Marke FCL und die Reputation des Unternehmens werden sich mit diesen drei Exponenten nie wesentlich verbessern, da kann die Abteilung Sport sich noch lange abmühen (sofern sie es dann wieder mal tun). Und klar, da ist noch Sieber, der Flüsterer im Dunkeln.
Kleiner Sidejoke, man nehme die Anfangsbuchstaben dieser vier Personen und bilde ein Wort. *pw*
Ich glaube, genau aufgrund dieser Konstellation fällt es vielen schwer, positiv in die Zukunft zu sehen und fixe, vorstellbare, verbindliche Bilder von der Vision 2021 zu erhalten. Und Vertrauen in den CEO zu finden. Logisch, man will ihn festnageln auf klare Ansagen und Versprechungen. Nur: Haben wir uns nicht genau in diesem Punkt von Stäger blenden lassen? Ist es nicht viel wichtiger, Kälin mit aller Kraft zu unterstützen, als ihm vorab irgendwelche Lippenbekenntnisse abzuringen? Müssen wir effektiv den klaren Plan zu jedem erläuterten Problem schon kennen? Sollten wir uns nicht an dem orientieren, was er eben schon GEMACHT hat? Und in ein paar Wochen wieder Bilanz ziehen? Oder vielleicht auch erst nach eineinhalb Jahren mit etwas mehr Kredit als in den letzten Wochen, wäre das fair genug?
Ich finde, die oben aufgeführten, umgesetzten Punkte seit Stellenantritt und die klaren, richtigen Erkenntnisse sind z.T. schon mehr, als ich mir eigentlich in den ersten acht Monaten erhofft hatte, insbesondere wenn man das sportliche Chaos um die erste Mannschaft seit Anfang 2017 und die damit verbundenen Extra-Workarounds dazu berücksichtigt. Die Ansätze in den Bereichen ausserhalb des Sports sind vielversprechend. Dass nicht gerade alle auf der Geschäftsstelle begeistert sind über Veränderungen, ist logisch, das ist überall so. Die flexiblen Leute (=> Macher) werden daran wachsen und die anderen (=> Verwalter) hoffentlich wechseln...
Gerade deswegen kann ich mir die eher pessimistische Grundstimmung in Fankreisen nicht rational erklären. Für mich bleiben folgende Fragen: Wie viel Zeit darf Kälin aus Sicht der Fans denn überhaupt haben? In welchem Tempo muss was umgesetzt sein, um mehr Kredit, mehr Glaubwürdigkeit zu erhalten? Was muss im Vorfeld schon versprochen werden, näher erläutert und möglichst als konkretes Ziel definiert werden, um alle für den bevorstehenden Change zu gewinnen? Sind wir Fans wirklich bereit für einen radikalen Wechsel? Vertrauen wir ihm, vertrauen wir Remo Meyer? Oder doch eher denen, die regelmässig die Medien für ihre Zwecke missbrauchen und damit die Meinungsbildung in der Öffentlichkeit aktiv beeinflussen?
Für mich persönlich gilt in diesem Falle nur die Vorwärtsstrategie, now or never! Eine Alternative gibt es nicht.
Hopp Lozärn!