Bericht aus dem SoBli
Luzern
Spieler finanzieren Trainer-Rauswurf
Schönenberger weg – Van Eck übernimmt
VON ALAIN KUNZ UND BRUNO VOSER
LUZERN. Dass Spieler einen ungeliebten Trainer mit schwachen Leistungen wegmobben können, ist bekannt. Dass sie einen Trainer-Rausschmiss auch gleich selbst finanzieren, ist ein Weltnovum. Made in Lucerne.
Die Fakten: Gestern leitete erstmals der ehemalige Assistent René van Eck (37) das Training des Sechsten der Challenge League (ChL). Urs «Longo» Schönenberger (44) war kurz zuvor informiert worden, dass er nicht mehr Trainer der einzigen Vollprofi-Mannschaft in der ChL ist. Ihm wurde ein anderer Job angeboten – jener von Van Eck als U18-Trainer. Gestern verabschiedete sich Longo vom Team, versprach, vor dem morgigen Spiel in Delsberg in Kontakt zu bleiben mit Van Eck, der Götti ist von Renés Sohn Joel.
Was war passiert? «Schon seit September stimmte es zwischen Spielern und Trainer nicht mehr», versucht Captain und Ex-Bundesliga-Profi Christian Brand (31) zu erklären. Und der Vorstand handelte nach den ultraschwachen Ergebnissen der letzten Wochen – zwei Schlappen gegen Erzfeind Kriens, nur zwei Remis gegen Meyrin, und gegen GC sang- und klanglos im Cup 0:4 abserviert.
Der Spielerrat mit Brand, Andreas Hilfiker (34) und Matias Cenci (25) klagte beim Vorstand über Longos Arbeitsweise. Die Hauptvor-würfe:
Die Chemie zwischen Team und Trainer stimmt nicht.
Der Trainer staucht die Spieler gnadenlos und lautstark zusammen.
Man kommt nicht an den Trainer heran, er hört nicht zu, ist selbstherrlich.
«Das alles führte dazu, dass die Spieler total verunsichert, ja eingeschüchtert waren», so Sportchef Raffaele Natale. «Deshalb hörten wir jeden von ihnen einzeln an. Ausnahmslos alle sprachen sich gegen Schönenberger aus. Da mussten wir handeln.»
Und damit der Rausschmiss die leere Klubkasse nicht noch mehr belastet, boten die Spieler an, auf ein Trainingslager im Ausland zu verzichten und Matchbälle zu verkaufen – alles, um einen neuen Chef zu erhalten. Das gabs noch nie! «Das zeigt doch, wie schlimm es war», sagt Natale.
Van Eck erfuhr von seinem Glück in Mailand – am Konzert von Robbie Williams. Der Holländer hatte sich im Sommer erfolglos als Cheftrainer beworben. Am Ende blieben Schönenberger und Ex-Nati-Coach Rolf Fringer als Kandidaten. Der FCL-Vorstand um Präsident Pedro Pfister entschied sich für den ehemaligen FCL-Spieler – obwohl man um die Probleme wusste, die dazu geführt hatten, dass Longos Vertrag in Kriens nicht verlängert worden war. Es waren dieselben, die später in Luzern zum Ausbruch kommen sollten.
Der Entscheid für Schönenberger – wohl die Fehleinschätzung des Jahres!
Die Spieler wissen nach ihrer Rebellion ganz genau: Steigt der FCL nicht in die Super League auf, ist es mit Profifussball vorbei auf der Allmend. Es geht also auch um den Job jedes Einzelnen.

Van Eck leitete schon gestern das FCL-Training. Die Spieler wissen genau: Steigen sie mit dem Holländer nicht auf, ist bei Luzern fertig mit Profi-Fussball.