Murat Yakin: «Hakan ist unser Captain»
Fussball
Der Countdown läuft: Schon in zwölf Tagen steigt der FCL in die erste Saison im neuen Stadion. Trainer Murat Yakin sagt, wie er das Team erfolgreich machen will.
«Bei den jungen Spielern vermisse ich das lodernde Feuer in den Augen.»
FCL-Trainer Murat Yakin
Daniel Wyrsch
daniel.wyrsch@luzernerzeitung.ch
Der neue FCL-Trainer Murat macht einen entspannten Eindruck. Er lächelt hier, macht einen Spruch da, nimmt sich Zeit, um Autogramme zu schreiben oder mit Fans für ein Bild zu posieren. Es sind nur noch zwölf Tage bis zum Meisterschaftsstart auswärts bei Neuchâtel Xamax, und bis zum ersten Heimspiel überhaupt in der Swisspor-Arena bleiben noch dreieinhalb Wochen. Angesprochen auf den relaxten äusseren Eindruck, antwortet Murat Yakin: «Es ist natürlich schön, wenn ich trotz allem Erwartungsdruck entspannt wirke. Aber ehrlich gesagt, brauche ich viel Energie.» Es bleibe viel zu tun. Murat Yakin ist sich bewusst, wie eminent wichtig der Start ist. Vor allem am 31. Juli gegen Thun im neuen Stadion.
Selbstüberzeugung.«Ich habe gespürt, dass man in Luzern gerne die Qualitäten des Teams schlechtredet. Wir haben ein sehr gutes Kader. Man darf nicht auf die anderen Vereine schauen, sondern aus unseren vorhandenen Möglichkeiten das Beste machen. Weder selbstzufrieden sein, noch Angst haben. Fussballer sind moderne Gladiatoren. Wir ziehen in eine neue Arena, da müssen wir hungrig, bissig und mit positiver Überzeugung auftreten, nur so können wir vor über 17 000 Zuschauern bestehen.»
Doppelbesetzung.«Genügsamkeit ist gefährlich. Überall, auf jeder Position, haben wir eine gute Doppelbesetzung. Wir besitzen gute Varianten. Auch beim Spielsystem müssen wir schauen, wie es läuft. Ob wir mit einem 4-1-4-1 oder 4-3-3 spielen, ist noch offen. Wir sind flexibel. In der Verteidigung werden wir mit einer 4er-Kette anfangen. Nach vier, fünf Spielen wissen wir mehr. Erkenntnisse bestehen bereits nach fünf Testspielen. Was ich verlange, setzen die Spieler sehr gut um. Für Anpassungen und neue Dinge bleiben noch knapp zwei Wochen Zeit.»
Solostürmer Hakan Yakin. «Spielen wir mit einem 4-1-4-1-System, ist Hakans Position alleine vorne sehr flexibel, er kann sich auch ins Mittelfeld zurückfallen lassen. Auf der Seite spielen mit Nelson Ferreira und Daniel Gygax – sowie als Alternative Adrian Winter – zwei extrem variantenreiche Flügel. Die Sturmalternative zu Hakan vorne ist Cristian Ianu. Er muss nach der gravierenden Verletzung sein 100-prozentiges Selbstvertrauen wiederfinden. Auf der Seite fühlt er sich nicht wohl, das habe ich schnell festgestellt, doch auswärts fürs Konterspiel kann ich mir Cristian Ianu vorne als Stürmer durchaus vorstellen. Wenn wir das Spiel machen müssen, ist Hakan auf dieser Position der richtige Spielertyp.»
Captain.«Die schriftliche Umfrage bei den Spielern ist abgeschlossen. Ich kann es jetzt bekannt geben: Hakan bleibt unser Captain, Michel Renggli ist weiterhin zweiter Captain.»
Junge Spieler. «In den Testspielen will ich allen Spielern Einsatzchancen geben, sehen, was sie zu leisten vermögen. Der Druck ist noch lange nicht so gross wie in der vollen Swisspor-Arena, wenn es um Punkte geht. Gewisse Mängel musste ich bei mehreren jungen Spielern zuletzt feststellen. Vor allem am letzten Samstag in Horw, bei der 1:2-Niederlage gegen den Super-League-Gegner FC Thun. Wir hätten leicht auch mit 1:4 oder 1:5 verlieren können. Die Jungen müssen sich in der Mannschaftshierarchie erst mal hocharbeiten. Zum Beispiel ein Nico Siegrist, er hat gute Qualitäten, aber ich spüre, dass er nicht absolut alles für den Fussball gibt. Er weiss, dass er zur Absicherung sein Studium hat und führt ein schönes Leben. Gewillt sind er und andere, aber um wirklich top zu werden, braucht es mehr. Bei den jungen Spielern vermisse ich das lodernde Feuer in den Augen. Das werde ich auch in den verbleibenden zwei Wochen bis zum Auftakt noch nicht hinkriegen. Ihr Umfeld, das keine Kenntnisse davon hat, wie während der Woche im Team gearbeitet wird, ist das Problem. Am Wochenende kommen die Bekannten zum Spiel und erzählen den Spielern, wie super sie seien.»
Spielervermittler.«Noch schlimmer sind aber die Spieleragenten. Sie verdrehen den Jungen die Köpfe. Es ist fast die schwierigste Aufgabe als Coach, ihnen klarzumachen, dass sie noch nicht so weit sind, wie ihnen vorgemacht wird. Ein Alain Wiss hat erfasst, worum es geht. Anderen soll es teamintern der Spielerrat klarmachen.»
Spielerrat.«Er setzt sich zusammen aus David Zibung, Michel Renggli, Tomislav Puljic, Hakan und vielleicht auch Alain Wiss, der die jungen Spieler vertreten soll.»